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Ist gute Architektur eine Dienstleistung?

Wer zahlt befiehlt; das gilt leider auch sehr oft in der Architektur … darum die Frage: Ist gute Architektur eine Dienstleistung?

Das ganze Baumanagement, in etwa die Hälfte der Architekturleistungen, ist ganz bestimmt eine Dienstleistung. Da gibt es klare Vorgaben, welche erfüllt werden müssen. Wie sieht es aber mit der anderen Hälfte der Arbeit, jene eines Architekten aus? Kann ich auf Knopfdruck ein schönes Haus bestellen, mit all meinen Wünschen und Zutaten, die ich mir als Konsument, Besteller eines Werks erträume. Für mich ist gute Architektur keine Dienstleistung! Damit gute Architektur möglich ist, muss sich der Bauherr zuerst mit sich selber und seiner Umwelt auseinandersetzen. Das heisst: Er interessiert sich, beobachtet die gebaute und ungebaute Umwelt. Aus diesem Prozess entsteht ein mögliches Bild, wie ein Haus gebaut werden könnte. Der zweite Schritt ist, den «richtigen Architekten» zu finden, der die richtigen Fragen im richtigen Moment stellt …

Im gemeinsamen Prozess entstehen Bilder und Stimmungen, welche der Architekt in einen architektonischen Entwurf umsetzt. Da gibt es keine Varianten … wir sind ja nicht beim Bäcker (Dienstleister), wo man zwischen Nussgipfel und Streusel aussuchen kann. Nur im gegenseitigen Vertrauen kann ein Haus entwickelt werden, das über ein Dienstleistungs-Objekt hinaus geht. Stimmungen und Atmosphären sind Elemente, die kann man nicht kaufen, die müssen erarbeitet werden.

1 Antwort zu «Ist gute Architektur eine Dienstleistung?»

  1. Die Frage beschäftigt uns ja seit geraumer Zeit; hier ein Versuch einer Antwort und einige Zeilen zur Erläuterung. Kurze Antwort: JA oder NEIN? Es kommt eben drauf an! In der Fragestellung liegen nähmlich zwei Fragen: 1. Was ist gute Architektur? und 2. Was ist Dienstleistung (DL), bzw. welche Aspekte der Architektur können DL sein?

    Zuerst zur Erhellung einiger Begrifflichkeiten ein Auszug aus meinem Skript «Verkauf von Dienstleistungen» für MAS Service and Marketing Management an der HSLU:

    1.2. Dienstleistungsmarketing
    In der Marketingliteratur wird der Begriff Marketing wie folgt verstanden: «Marketing hat als Unternehmensaufgabe den Aufbau, die Aufrechterhaltung und Verstärkung der Beziehungen mit Kunden zum Ziel» (Meffert 2000). Dienstleistungsmarketing beschäftigt sich somit mit den Besonderheiten bei der Vermarktung von Dienstleistungen in Bezug auf Kunden (externe Beziehungen).

    1.3. Dienstleistungsmanagement
    Management umfasst grundsätzlich die Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle von Unternehmensentscheiden. Management wird häufig mit Unternehmensführung gleichgesetzt. Es umfasst somit auch Tätigkeiten in Bezug auf interne Beziehungen; zum Beispiel das Personalmanagement, Rechnungswesen, Unternehmensstrategie, Controlling usw. Dienstleistungsmanagement beschäftigt sich hier wiederum lediglich mit den Besonderheiten dieser Funktionen bei der Erstellung und Vermarktung von Dienstleistungen (Bsp. Förderung einer Servicekultur, Messung von Dienstleistungsqualität, Optimierung von Prozessen der Dienstleistungserstellung mit Kundenbeteiligung, Yield Management etc.).
    Peter F. Drucker beschreibt in seinem Buch «Was ist Management? Das Beste aus 50 Jahren», zum Begriff Management das folgende: «… The purpose of a company is to create a customer … The only profit center is the customer.» «The business has only two – and only two – basic functions: marketing and innovation. Marketing and innovation produce results: all the rest are costs.»

    Dieser Aussage folgend kommt der Vermarktung und dem Vertrieb innerhalb einer Unternehmung eine besondere Stellung zu. Das bedeutet, dass die Rolle des Verkaufs richtig bewertet werden soll – nicht unter – aber auch nicht überbewertet!

    1.4. Begriff Verkauf
    In Kursdokumentationen für Verkaufsleiter wird der Begriff Verkauf wie folgt definiert:
    Zwischenmenschlicher Prozess bei dem der Verkäufer den potentiellen Käufer über ein Leistungsangebot informiert, ihn vom Nutzen überzeugt, bei der Auswahl und der Anwendung berät und so den Abschluss eines Kaufvertrages / Auftrages herbeiführt (Furrer&Partner, Kursdokumentation eidg. Dipl. Verkaufsleiter, 1999).

    Die Wissenschaft, hier Thommen, Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre, 2000, fasst den Begriff weiter: Der Verkauf schliesst alle Tätigkeiten ein, die einen direkten Verkaufsabschluss zum Ziel haben. Innerhalb des Kommunikations-Mix kommt dem Verkauf aufgrund des direkten Kontaktes zwischen Kunde und Verkäufer eine besondere Stellung zu.

    Das wichtigste Merkmal des Verkaufs ist somit der Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer. Mit zunehmender Sättigung verschiedenster Märkte, bzw. dem Paradigmen-Wechsel von nachfrageorientierten zu angebotsgetriebenen Märkten – insbesondere in den letzten Jahren – wird der Verkaufsfunktion eine spezielle Bedeutung eingeräumt.

    An dieser Stelle soll aber auch darauf hingewiesen werden, dass Verkaufen nicht eine delegierbare Aufgabe darstellt. Vielmehr ist Verkauf Aufgabe aller Führungsebenen und aller Mitarbeiter mit Kunden-, Lieferanten- oder anderen Kontakten im Rahmen der Gesellschaft. Im Buch Vertriebsszenarien, von Prof. Dr. Christian Belz und Wolfgang Bussmann, 2005, schreiben diese nun: «… Verkaufen ist immer weniger die ausschliessliche Aufgabe des Aussendienstes … Verkaufen ist Aufgabe von Führungskräften, Techniker, Innendienst, Aussendienst …».

    Somit kann ich zum Kern meiner Antwort kommen: In meiner Anfang 2002 erstellten These «Von der verkäuferlosen Gesellschaft» wie oben erläutert, sage ich aus, dass erfolgreiche Unternehmen «Verkauf nicht an eine Abteilung alleine» delegieren sondern, sich eine Haltung bezüglich Verkauf auf allen Ebenen der Organisation zurechtlegen.

    In diesem Sinne, unterstreiche ich die Aussage, dass Architektur KEINE Dienstleistung sein kann, egal ob gute oder schlechte. Architektur ist ein Handwerk, das zur Kunst werden kann. Dies spricht in der Regel dann für sich selbst. So wie eben ein gutes Brot für sich spricht.

    PS: Und, ein Bäcker, der schlechtes Brot bäckt ist kein Dienstleister; sondern schlicht und einfach ein schlechter Bäcker.

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