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ARGE: Battagello & Hugentobler Architekturbüro AG, Stansstad

Architektonische Haltung
Der Bürgenstock bildet ein Ensemble mit hohen städtebaulichen, architektonischen und landschaftsarchitektonischen Qualitäten. Zusammen mit der spektakulären Lage und der faszinierenden Geschichte macht dies den Zauber und die Einzigartigkeit der Anlage aus.
Der Entwurf ist bewusst aus diesem Bestand heraus entwickelt. Er hat zum Ziel, die bestehenden Qualitäten der auf das 19. Jahrhundert zurückgehenden Tennisanlage zu erhalten bzw. wieder sichtbar zu machen. Die zusätzlichen Bedürfnisse werden durch Hinzufügen von Neuem auf demselben Qualitätsniveau abgedeckt. Die bestehende Gesamtanlage wird ergänzt und um eine neue Zeitschicht des 21. Jahrhunderts bereichert.

Nutzungsanordnung
Das Projekt sieht im Wesentlichen zwei Tennishallen an der Stelle der beiden bestehenden Aussenplätze vor. Das stimmungsvolle, zwischen 1937 und 1959 erbaute Clubhaus bleibt erhalten, ebenso wie die charakteristischen Bruchstein-Hangstützmauern und die Lage der Aussentreppe. Die Tennisspieler betreten die Anlage wie früher, indem sie von der Promenade her den Vorplatz und das Clubhaus erreichen. Im unteren Geschoss gelangen sie durch zwei gedeckte Erschliessungskorridore in die beiden Hallen, die von der neuen Servicestrasse unterquert werden.

Einbettung in den Kontext
Das klassizistisch anmutende Clubhaus mit seinem säulenumrahmten Eingang wirkt heute etwas verloren. Mit der räumlichen Fassung durch den vorgelagerten Eingangshof kann der noble Bau als «Schmuckstück» und für den Bürgenstock typischen Stimmungsträger seine volle Wirkung entfalten. Die Gesamtheit der symmetrischen Tennisanlage tritt aufgrund ihrer neuen Dimensionen in Beziehung zu den umgebenden Bauten, nämlich zum Grand Hotel, zum Bürgenstock-Club und zum oberhalb liegenden Bucher-Durrer-Park.
Der zwischen 1953 und 1960 errichtete Pavillon südwestlich der Tennisanlage ist von Grand Hotel her kommend sehr präzise in den leichten Knick der Promenade und an die Hangkante gesetzt. Das Gebäudevolumen wird unter Wiederverwendung der südwestlichen Bruchstein-Fassadenwand neu erstellt. Der Bau kann somit seine wichtige Funktion als städtebauliches Verbindungsglied in der Massstäblichkeit des Fussgängers beibehalten.

Aussenraumgestaltung und Landschaftsarchitektur
Der Eingangshof vor dem Clubhaus ist mit bruchrohem Gneis in Bahnen belegt, also mit dem gleichen Material wie die Abdeckplatten der bestehenden Bruchsteinmauern. Die neuen Stützmauern sind wie die bestehenden als Schichtmauerwerk in Alpenkalk mit englischem Fugenmuster ausgeführt. Die als Sitzbank ausgebildete Abgrenzung zwischen Promenade und Fussweg entlang den gläsernen Tennishallen besteht aus Betonelementen, ebenso der Eingangspodest und die neuen Aussentreppen.
Der bestehende Wald wird ergänzt mit Weiss- und Rottannen sowie allenfalls durch Rotbuchen. Die Bäume umschliessen räumlich die transparenten Tennishallen und dienen gleichzeitig als Schattenspender.

Tragsystem und Materialisierung
Die beiden neuen Tennishallen weisen eine maximierte Verglasung der Wände auf. Die grossen Fassadenelemente verleihen den Hallenbauten optisch Leichtigkeit und Transparenz. Die Bauten vermitteln zwischen dem menschlichen Massstab und den Dimensionen der umliegenden Landschaft.
Die Gebäudehülle besteht aus übergrossen Verbundglasscheiben und Stahl-Beton-Verbundträgern, die als Tragsystem in vertikaler und horizontaler Richtung ausgeführt sind. Für die Einwirkung der äussern Kräfte werden die Stützen starr mit der Ortbetonbodenplatte verbunden. Somit kann auf die diagonalen Versteifungen verzicht werden und es wird eine optimale Durchsicht der Fassaden erreicht. Die trapezförmigen Stahlprofile werden im Inneren mit Ortbeton ausgefüllt. Der innere Betonkern dient für die Aufnahme von Erdbebenkräften. Die Stahl-Beton-Verbundträger erreichen ausserdem die Feuerwiderstandsklasse für öffentliche Räume.
Das Flachdach ist mit Metallplatten belegt und hebt die beiden Tennishallen deutlich vom Hintergrund der umgebenden Natur ab. Die innerhalb der Gesamtanlage wichtige Dachaufsicht lässt die sonst aus der Ferne kaum sichtbaren gläsernen Hallen als präzise gesetzte Volumen erkennen, die einen selbstbewussten Beitrag unserer Zeit an das wertvolle historische Ensemble bilden.

Text: Peter Omachen, Luzern

Abgabeplan I
01 - Abgabeplan I
Abgabeplan II
02 - Abgabeplan II
Abgabeplan III
03 - Abgabeplan III

Visualisierung: Cornelia Keller, Winterthur