Es war kein Nein der Luzerner Stimmbevölkerung – mit 58% – am 9. Februar 2025 gegen das Luzerner Theater. Aus städtebaulicher, architektonischer und funktionaler Betrachtung sind es folgende drei Punkte – die aus meiner Sicht, ich war im Nein- Komitee, zu diesem klaren NEIN geführt haben:

– Zu nahe an der Jesuitenkirche
– Gestaltung Reussfassade
– Eingangssituation & Vorplatz
Sicher spielten auch die Bau- und Betriebskosten eine entscheidende Rolle, insbesondere bei einem Projekt, das nicht überzeugen konnte.
Das neue Theater sollte unbedingt am bestehenden Standort gebaut werden. Die Lage an der Reuss mit Blick auf die Altstadt und die Jesuitenkirche ist einzigartig. Der Theaterneubau muss durch ein vielfältiges gastronomisches Angebot sowie eine öffentlich zugängliche StadtTERRASSE ergänzt werden, die zusätzlich viele Menschen anziehen wird.
Alle oben genannten Punkte, die zum Scheitern des Projektes geführt haben, können mit einem Neubau gelöst werden. Dabei sind zwei Prämissen zu berücksichtigen:
1. Reduzierung des Raumprogramms, kein Mittlerer Saal, der im Übrigen in der Testplanungsphase 2018 noch kein Thema gewesen ist. Im Südpol Luzern gibt es bereits einen Saal, Grosse Halle 300 m2, wie er als Mittlerer Saal im Theaterneubau vorgesehen war. Zudem verfügt das KKL Luzern schon über den multifunktional nutzbaren Luzerner Saal mit einer Fläche von über 1’000 m2 und einer möglichen Bühne von 180 m2.
2. Um den Gordischen Knoten des Abstandes zur Jesuitenkirche zu lösen, muss der Theatersaal, wie von mir bereits 2020 vorgeschlagen, im Obergeschoss situiert werden. Dadurch entsteht Raum für einen TheaterPLATZ, der eine adäquate Adressierung des Theaters ermöglicht und einen respektvollen zur Jesuitenkirche schafft.
Unter diesen beiden Prämissen habe ich eine Konzeptstudie mit dem Namen «PlanAAA» erarbeitet, die aufzeigen soll, dass ein zeitgemässer Theaterneubau am bestehenden Standort mit einem TheaterPLATZ von über 2’200 m2 und einer StadtTERRASSE an bester Lage – öffentlich zugänglich – in einer Grösse von 1’700 m2 möglich ist. Der PlanAAA basiert auf meiner Ideenskizze aus dem Jahr 2022 und dem überarbeiteten Projekt «überall» von Ilg Santer, das vom Luzerner Stimmvolk abgelehnt wurde.

Grundlage für den Flächen- und Volumenvergleich zwischen «PlanAAA» und «überall» sind identische Grundrisspläne und Schnitte. Grafisch über alle Geschosse aufbereitet, dienen sie als Basis für weitere Diskussionen zum Thema Raumprogramm.
Mit einem grossen Theatersaal im 1. Obergeschoss bleibt im Erdgeschoss genügend Platz für einen angemessenen Eingangsbereich mit Kassen und Garderoben sowie für die Anlieferung zur Theaterstrasse. Der aus der StadtTERRASSE auskragende Schnürboden über der Bühne hat einen ausreichenden Abstand zur Jesuitenkirche und liegt mit einer Höhe von 30 Metern unter dem Giebel des Kirchenschiffes. Der Baukörper des Theaterneubaus nimmt die Fassadenhöhen der Bebauung an der Bahnhofstrasse in Richtung Hauptpost auf.








Der auskragende Schnürboden steht in der Tradition der Kuppelbauten, wie sie die Hauptpost und das 1948 abgerissene Hotel du Lac besassen. Die Schnürbodenkuppel kann bei Theateraufführungen beleuchtet werden, was dem Theatergebäude eine zusätzliche Ausstrahlung verleiht.
Der Theatersaal erstreckt sich vom 1. bis zum 4. Obergeschoss und bietet Platz für 600 Personen. Durch die Schuhschachtel-Geometrie und das grosse Volumen von über 10.000 m3 (inkl. Bühne) erfüllt der Saal, auch hohe akustische Anforderungen. Der Saal wird auf drei Seiten von einem Foyer eingerahmt, das spektakuläre Ein- und Ausblicke bietet. Die verschiedenen Ebenen des Zuschauerraumes werden über zwei grosszügige Treppenanlagen erschlossen, die ein wichtiges Element der Begegnung beim Theaterbesuch darstellen.
Das gastronomische Angebot mit einem Bistro im Erdgeschoss, einer Bar im 3. Obergeschoss sowie einem Restaurant im 4. Obergeschoss, jeweils mit Blick auf die Reuss und die Altstadt, wird in seiner Fläche bewusst um 50 Prozent gegenüber dem Projektwettbewerbs-Programm erhöht. Der gastronomische Teil in einem Haus an dieser Lage stellt eine wichtige Einnahmequelle dar und öffnet das Haus damit auch einem breiten Publikum.
Die StadtTERRASSE ist ein wichtiger Baustein für den Theaterneubau an dieser Stelle. Die Terrasse ist direkt und unabhängig vom Theater- und Gastronomiebereich zugänglich und somit für jedermann ohne Konsumzwang nutzbar. Die StadtTERRASSE mit ihrer atemberaubenden Aussicht auf Luzern, den Pilatus und die Rigi sollte künftig auf dem Programm jedes Luzern-Touristen stehen!
Mit der StadtTERRASSE wird das Haus zu einem wirklich öffentlichen Haus! Auf der 1’700 m2 grossen Terrasse, 21 Meter über dem TheaterPLATZ, können kleine Veranstaltungen, Filmvorführungen, Tanz- und Theateraufführungen stattfinden. Die Terrasse ist neben dem Theaterplatz mit 2’200 m2 der zweite öffentliche Raum an einem der schönsten Orte der Stadt Luzern.
Der TheaterPLATZ und die StadtTERRASSE sollen sich zu wichtigen Orten der Begegnung und zu Treffpunkten in Luzern entwickeln und damit dem Theater einen würdigen Rahmen geben.
Jetzt müssen endlich die richtigen Weichen gestellt werden, um ein solches Projekt realisieren zu können:
1. Was soll oder muss das Theater können?
2. Was darf der Betrieb kosten?
3. Wie wird die alternative Kulturszene eingebunden?
Wenn diese Fragen beantwortet sind, können weitere Schritte in Richtung Planung – Architekturwettbewerb unternommen werden. Mit einem überzeugenden Projekt an dieser Weltklasse-Lage sollte es auch möglich sein, einen solchen Neubau inklusive Betriebs durch Mäzenatentum zu finanzieren!
Zunächst aber müssen Stadt und Theater unter neuer kompetenter Leitung ihre Hausaufgaben machen. Ein neuer Held wird gesucht!
Tipp:
- Stadt Luzern: Neues Luzerner Theater «PlanAAA» & «überall» Flächen- und Volumenvergleich (Grundrisse / Schnitte)