Ich finde es schade, dass die Schweiz, die in den letzten Jahren einen sehr guten Fussball spielt, keinen ihr würdigen Verbands-Badge auf der Brust trägt.
Der Trikot-Badge der Schweiz ist zu kleinteilig und daher als Verbandslogo, das mit Stolz, Rum und Ehre getragen werden soll, nicht geeignet. Die beiden Abkürzungen «ASF» und «SFV» sind durch ihre runde Grafik schwer lesbar, ebenso ist das Schweizerkreuz dazwischen kaum erkennbar. Der dynamische Strichfussballspieler trägt zusätzlich zur Verunklärung bei. Das ergänzende quadratische Schweizerkreuz auf dem Trikot passt formal nicht zum organischen Verbands-Badge. Richtigerweise müsste der Verbands-Badge links positioniert sein, über dem Herzen der Spieler!
Ein gutes Logo muss auf Fingernagelgrösse lesbar sein und das ist beim Verbandslogo des Schweizerischen Fussball Verbandes nicht der Fall. Ein grafisch hochstehender Badge auf dem Trikot einer Nationalmannschaft ist kommunikativ ein sehr wichtiger Aspekt bezüglich Identität und Branding.
Ich habe versucht die fünf besten Nationalmannschafts-Badges herauszufiltern. Grundlage meiner Auswahl ist die FIFA Weltrangliste, die ich bis Platz 50 von total 210 Verbänden analysiert habe.
Der Badge von Argentinien hat alles, was eine Top Nationalmannschafts-Grafik ausmacht. Eine eigenständige Grundform, die Beschriftung «AFA», die mit individuellem Ausdruck gut lesbar ist und die Landesfarben gelb, hellblau und weiss, die in unterschiedlichen Darstellungsformen durch ihre geschickte Anordnung immer lesbar bleiben. Losgelöst von der Grundgrafik wird der Badge mit zwei Weltmeister-Sternen und einem zweiteiligen Kranz emotional gefeiert.
Der Brasilien-Badge hat eine unverwechselbare Grafik. Die Verbindung von organischer Linienführung, Aussenform und Kreuz, sowie geometrischer Strenge in Form von gelben und grünen Flächen in horizontaler und vertikaler Ausrichtung, wirkt ausgewogen. «CBF» ist etwas zu klein geschrieben. Die vierte Farbe – Grün – funktioniert nicht in einer schwarzen oder weissen Grafik. Die fünf Weltmeister-Sterne verleihen dem Badge Historie.
Zwei geschlossene feine Kreislinien und eine segmentierte, stärkere Kreislinie bilden die Grundform des deutschen Badge, der so in drei Flächen gegliedert wird. Das Zentrum ist mit dem bekannten deutschen Adler besetzt. Zwischen dem kleinsten und dem mittleren Kreis steht «Deutscher Fussball Bund» geschrieben, leider viel zu klein. Der grösste Radius mit der markantesten Kreislinie, die unten drei Mal segmentiert ist, grenzt das Logo nach aussen ab. Die vier Weltmeister-Sterne sprengen die strenge monochrome Badge-Grafik, die mit seiner kreisrunden Designsprache an einen Ball erinnert. Die Sterne und der Adler machen aus einem nüchternen Drei-Kreise-Design, ein markantes Brand, das für drei deutsche Tugenden steht: Qualität, Disziplin und Ausdauer.
Kroatien hat ein markantes Fussball-Trikot in weissem und roten Schachbrett-Muster-Design. Der Badge ist ebenso stark in seinem Ausdruck. Ein brauner Ball, der durch seine Lederpaneel- Form Geschichte darstellt. Er trägt eine nach oben aufstrebende, konvexe, symmetrische Schachbrett-Gitterlinienstruktur – die an einen Pokal erinnert – und sich harmonisch aus dem Ball heraus entwickelt. Das rote und weisse Schachbrettmuster wird durch braune Linien begrenzt, was in monochromer Darstellung nicht funktioniert. In der Mitte steht in schnörkelloser Schrift «HNS» geschrieben. Ein prägnantes Badge-Design, das Emotionalität verkörpert: «Kockasti» und «Vatreni» steht im Kroatischen für «die Karierten» und «die Feurigen».
Der Schweden-Badge in den Landesfarben Gelb und Königsblau mit einem asymmetrischen Kreuz prägnant, zentral platziert, wird links und rechts von einer konvexen Segment-Linie begrenzt. Ein Ball krönt das Badge-Design oben. Der Ball erinnert durch sein Waben-Design an vergangene Tage. Um den Ball geschrieben steht, in viel zu kleiner Schrift, der Verbandsname: «Svenska Fotbollförbundet» und das Gründungsjahr 1904. Zwischen Ball und Kreuz steht in knapp lesbarer Schrift «Severige», was hilft den Badge definitiv mit Schweden in Verbindung zu bringen. Ein Badge-Design, das in Farbe, in Grautönen, als Linien-Grafik wie auch in monochromer Darstellung bestens funktioniert. Eine ruhiger Badge, welcher zu Schweden passt.
Wer kennt nicht das Foto von Diego Armando Maradona mit dem Weltmeisterpokal 1986. Was macht dieses Bild so charismatisch? Sicherlich die Aura des bis dato weltbesten Fussballers mit Pokal und dem ikonischen Argentinien-Shirt – siehe auch Post vom 22 Juni 2010 Göttliche Teilung … – und dem ausdrucksstarken AFA-Badge.
Die Schweiz hat eine lange Tradition bezüglich Grafik, man denke nur an die immer wieder überdurchschnittlich gestalteten Banknoten, um die uns viele bewundern. Gleiches müsste auch für den SFV-Badge möglich sein, damit die Trikot-Optik stimmt, wenn die Schweiz an der nächsten Fussball-WM Weltmeister wird!
Tipps:
- Patrick J. Schnieper – Brief an SFV Herr Blanc 21.01.2021: Logo des Schweizer Fussballverbands – keine Antwort!
Sehr spannender Blog Beitrag, mit einem Thema, dem sich im Fussball doch recht wenig gewidmet wird, seitens Fans und Spieler!
Belgien hat sich übrigens in diesem Jahr für Ihr 125 Jahre Jubiläum, auch ein neues Logo designen lassen.
Liebe Gruess
Julian
Der neue Belgien Badge, bedient sich in seiner Grundform einer modernen Designsprache. Die Krone und der Kranz wirken jedoch etwas fremd und verloren.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit werde ich kein Länderspiel mehr mit derselben Unschuld sehen können nach diesem Post :-). Leitet dieser Beitrag jemand an die CI/CD Abteilung des SFV weiter?
Ist eventuell ein Versuch Wert!