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Die Lage des Hauses ist ganz einzigartig und wirkt bestimmend auf seine Architektur. Das Grundstück liegt auf einem Hügelsporn hoch über dem Weiler Bürglen am Lungernsee. Der Ort ist geprägt durch die barocke Dorfkapelle und das gegenüber liegende alte Schulhaus. Sie verleihen der lockeren, ehemals bäuerlichen Wohnbebauung eine unverwechselbare Identität. Durch die abgeschiedene Lage an einem Nebenast der Brünigpassstrasse scheint hier die Zeit still zu stehen. Der Blick schweift über den See und den natürlichen Damm, der das Gewässer über dem tiefer gelegenen Sarneraatal staut. Die sanft bewegte Landschaft ist bis zur gegenüber liegenden Bergkette von grünen Wiesen und Bauernhöfen in typischer Streusiedlung geprägt. Die Brünigbahnlinie, die sich an der Bergflanke entlang windet, rundet die Panoramasicht ab und weckt Erinnerungen an eine Modelleisenbahnanlage.

Das annähernd halbkreisförmige, polygonale Grundstück liegt am Ende einer schmalen Quartierstrasse. Es ist auf drei Seiten von abfallenden Wiesenhängen umgeben. Das Haus geht vollständig auf seine gewachsene Umgebung ein. Auf die Parzellenform antwortet es mit einem unregelmässigen, fünfeckigen Grundriss, der seinerseits einem Halbkreis entgegenstrebt. Die dominante Längsseite im Süden ist dem ankommenden Besucher zugewandt, die vier kürzeren Fassaden orientieren sich zur freien Landschaft hin. Die leichte Neigung des Bauplatzes nimmt das Gebäude mit einem halbgeschossigen Versatz auf. Zusammen mit dem Satteldach unter diagonal angeordnetem First ergeben sich dem Grundriss entsprechende, verzogene Fassaden- und Dachflächen. Der Baukörper erhält dadurch seinen objekthaft-skulpturalen Charakter. Trotz der stattlichen Ausmasse wirkt er dennoch kompakt und introvertiert.
Dieser Eindruck wird durch die Ausformulierung der äusseren Oberflächen verstärkt. Die Fassaden des Betonbaus sind mit einer horizontalen Holzschalung aus sägerohen, dunkelbraun-grau behandelten Fichtenbrettern bekleidet. Die einzelnen Schichten sind unterschiedlich breit und treten plastisch vor und zurück. Die raue Schale erinnert an die sonnengegerbten Blockwände traditioneller Obwaldner Bauernhäuser. Die unregelmässig angeordneten Fassadenöffnungen sind mit massiven Betonelementen gerahmt. An diesen Stellen tritt gleichsam die innere Konstruktion zutage. Tiefere Einblicke gewähren die Aussenterrasse und der Autoeinstellplatz. Ihre Oberflächen sind mit grossformatigen Betonplatten verkleidet, deren unregelmässiges orthogonales Fugenbild an Werke abstrakter Malerei erinnert. Die kupferbelegten Dachflächen werden durch zwei grossformatige Dachfenster und ein Atrium durchbrochen, das in den gedeckten Gartensitzplatz übergeht.

Das Haus wird über den grosszügigen gedeckten Aussenbereich betreten, der im hinteren Teil als Autoeinstellplatz dient. Die Beleuchtung ist in das Fugenbild der Wand- und Deckenverkleidung integriert. Vom Entree aus fällt der Blick auf das Atrium, das auf diesem Geschoss den Blick über die Gartenterrasse hinweg in die Ferne freigibt. Unmittelbar daneben, gleichsam im Schwerpunkt des Gebäudes, befindet sich die zentrale zweiläufige Treppenanlage. Die geometrisch verzogenen Stufen spielen mit der perspektivischen Wahrnehmung des Betrachters. In ihrer Form verkörpern sie die konsequente Umsetzung der freien Geometrie, die dem gesamten Entwurf zugrunde liegt.

Am Entree liegt auch der Zugang zum Arbeitszimmer. Die Treppe führt dem Terrain folgend ein halbes Geschoss hinauf zum Wohn- und Essbereich. Dieser ist um eine offene Küche herum angeordnet. Der Boden ist auch hier mit einem dunklen Langriemen-Parkett belegt, dessen Laufrichtung durch die Eingangsfassade bestimmt wird. Die übrigen Raumoberflächen sind weiss, wobei zur akustischen Optimierung Kunststoff-Spanndecken zum Einsatz kommen. Der introvertierte, fünfeckige Raum bietet durch seine überdimensionalen Fenster einen grandiosen Ausblick. Kleine seitliche Lüftungsflügel ermöglichen dabei die sprossenfreie Fernsicht.

Ein weiteres Halbgeschoss höher befinden sich drei Gäste- und Personalzimmer sowie die Bibliothek. Dieser wiederum fünfeckige Raum ist einzig durch ein grossformatiges Dachfenster belichtet. Die Atmosphäre der Geborgenheit wird nur durch den Meditationsraum im nächsten Halbgeschoss übertroffen. Er öffnet sich mit einer ganzen Seitenwand zum Atrium hin. Auf der gleichen obersten Etage ist zudem das grosse Schlafzimmer mit Ankleide und Bad angeordnet. Das Kellergeschoss mit durch das Atrium belichtetem Fitnessraum, Sauna, Weinkeller und weiteren Nebenräumen vervollständigt das grosszügige Raumangebot.

Text: Peter Omachen, Luzern

Publikationen

Blick von Osten
01 - Blick von Osten
Südfassade
02 - Südfassade
Dachaufsicht
03 - Dachaufsicht
Westfassade
04 - Westfassade
Nordwestfassade
05 - Nordwestfassade
Fassadenstruktur
06 - Fassadenstruktur
Autounterstand
07 - Autounterstand
Eckausbildung
08 - Eckausbildung
Holz und Beton
09 - Holz und Beton
Sitzplatz / Atrium
10 - Sitzplatz / Atrium
Sitzplatz
11 - Sitzplatz
Atrium Sitzplatz
12 - Atrium Sitzplatz
«Himmelsatrium»
13 - «Himmelsatrium»
Meditationsraum
14 - Meditationsraum
Blick ins Atrium
15 - Blick ins Atrium
Metallskulptur «Costruire il vuoto»
16 - Metallskulptur «Costruire il vuoto»
Betonelemente
17 - Betonelemente
Skulptur 735 kg
18 - Skulptur 735 kg
Skulptur 8.20 M
19 - Skulptur 8.20 M
Entrée
20 - Entrée
Küche
21 - Küche
Wohnen I
22 - Wohnen I
Wohnen II
23 - Wohnen II
Treppe
24 - Treppe
Bibliothek
25 - Bibliothek
Vorplatz
26 - Vorplatz
Weinkeller
27 - Weinkeller
alt und neu
28 - alt und neu
Ostfassade
29 - Ostfassade
Nordostfassade
30 - Nordostfassade
Kapelle
31 - Kapelle
Bibliothek / Oblicht
32 - Bibliothek / Oblicht
Gästezimmer west - Fenster
33 - Gästezimmer west - Fenster
Gästezimmer west - Raum
34 - Gästezimmer west - Raum
Sauna / Fitness
35 - Sauna / Fitness
Sauna / Aussenraum
36 - Sauna / Aussenraum

Titelfoto: Roger Frei, Zürich  |  Fotos farbig: Francesca Giovanelli, Birr  |  Fotos sw: Marco Homberger, Luzern †

Situation
01 - Situation
Untergeschoss
02 - Untergeschoss
Erdgeschoss
03 - Erdgeschoss
Dachgeschoss
04 - Dachgeschoss
Schnitt
05 - Schnitt
Ostfassade
06 - Ostfassade
Südfassade
07 - Südfassade
Westfassade
08 - Westfassade