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5 Tage Neapel – viva Maradona e cultura

Unsere diesjährige Büroreise führte uns diesen Frühling als Duo nach Neapel. Da wir beide noch nie in dieser Stadt waren, benötigte es meinerseits viel Recherche, um das Reiseprogramm auf eigene Faust zusammenzustellen.

Patrick vor dem Maradona-Schrein, passend dazu der AFA-Badge als Wallpaper auf seiner Uhr!

Als wir am Sonntagnachmittag in Neapel landeten und am Gepäckband standen, erwartete uns bereits eine erste Überraschung. Von zwei Gepäckstücken kam nur meines an, also widmeten wir uns dem üblichen administrativen Prozedere am Lost Luggage Schalter. Nach der Ankunft im Hotel ging es direkt zum Gran Caffè Ciorfito, wo wir das typische Süssgebäck «Sfogliatelle» und einen italienischen Espresso genossen. Was uns auf unserem kurzen Spaziergang zum Kaffee auffiel, waren die vielen hellblauen und weissen Stoffstreifen. An einer markant blau-weiss bemalten Hausecke beim Piazzetta S. Arcangelo a Baiano, beklebt mit Aufklebern der Spieler des SSC-Napoli, hing ein weisser Schrein mit einem Bild von Maradona. Am späteren Nachmittag auf dem Weg zum Museo Capodimonte, warteten wir mit vielen Einheimischen zusammen mehr als 30 Minuten auf den Bus – die typische italienische Verspätung – und wurden dabei von einer älteren Dame hingewiesen, das Portemonnaie in die vordere Hosentasche zu nehmen.

Als wir oben beim Museum auf über 150 Meter über Meer ankamen, genossen wir den Ausblick über Napoli und konnten uns so einen ersten Überblick über die Stadt verschaffen. Auf dem Rückweg vom Museo Capodimonte Richtung Zentrum liefen wir durch die Salita Capodimonte hinunter und trafen immer wieder, wie in der Via die Christallini, auf die hellblauen und weissen Bänder, welche kreuz und quer baldachinartig den Gassenhimmel zierten, in grosser Vorfreude auf den «Scudetto». Zwischen den Stoffstreifen sahen wir auch, wie es sich in Italien gehört, die frisch gewaschene Wäsche, welche zum Trocknen vor den Fenstern aufgehängt wurde. Es war ein wunderbarer Spaziergang im Licht der untergehenden Sonne, die noch knapp durch die Gassen schien. Im Restaurant La Locanda Gesù Vecchio, wo wir Abendessen wollten, mussten wir feststellen, dass es bereits voll war. Leider ist für dieses Restaurant keine Reservierung möglich …

Vom Bahnhof Napoli Porta Nolana aus starteten wir unseren zweiten Tag und genossen eine 45-minütige Zugreise an der Küste entlang nach Pompeji. Da wir unsere Büroreise Ende März vor der Hochsaison geplant hatten, konnten wir in die Stadt Pompeji «einmarschieren», ohne lange an der Kasse anzustehen. Einer der Höhepunkte für Patrick war definitiv das Amphitheater, wo Pink Floyd 1972 den Musikfilm «Live at Pompeii» produzierten. Auch die unzähligen Tempel und Thermen waren ein Besuch wert, um überhaupt ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gross und weit entwickelt die Stadt Pompeji im Jahr 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuvs war. Zumindest ich hatte mir die antike Stadt kleiner vorgestellt, wenn man bedenkt, dass nur ungefähr zwei Drittel der Stätte freigelegt ist.

Nach etwa zwei Stunden in der antiken Welt war es Zeit für die Mittagspause. In der Nähe vom Bahnhof Pompeji befindet sich das Ristorante La Gare, wo wir ein exzellentes mediterranes Mittagessen genossen und danach mit bester Laune unsere Rückreise nach Neapel antraten. Vor der Führung in der Sotterranea blieb uns noch Zeit für einen obligaten Espresso in der Pasticceria Angelo Carbone mit Tischchen an der warmen Frühlingssonne neben der Basilica di San Paolo Maggiore. Die Sotterranea ist ein rund 80 km langes künstliches Höhlen-Labyrinth, 40 Meter unter dem Boden, welches aus dem bekannten gelben neapolitanischen Tuffstein besteht. Während der etwa 1½-stündigen Führung erfuhren wir viele geschichtliche Informationen zur Stadt Neapel, unter anderem das viele Häuser der Stadt aus dem Tuffstein der Sotterranea sind. Wir sahen unterirdische Zisternen und Brunnen, zwängten uns ohne Licht durch 50 cm schmale Höhlengänge bis zu einem Weinkeller unter einer Kirche. Diese Führung ist ein absolutes Must-Visit bei einer Reise nach Neapel. Für das Abendessen ging es in die Pizzeria Gino Sorbillo, eine Restaurantkette mit Ursprung in Neapel. Reservieren ist auch hier nicht möglich. Man stellt sich in eine Warteschlange vor dem Eingang. Anschliessend wird man auf eine Liste gesetzt und wartet, bis man aufgerufen und an einen Tisch begleitet wird.

Ein Notkauf wird zum Hingucker – Patrick’s Maradona-Socken

Am Dienstag konnte sich Patrick zwar noch nicht rasieren, dafür aber seine neuen Maradona-Socken in den Stairs Coffee Shop ausführen, wo uns ein traditionelles Frühstück erwartete. Mit gefüllten Cornettos im Bauch machten wir uns auf dem Weg zum Stadio Diego Armando Maradona ­– ein bedeutender Ort für diese Stadt in der jüngeren Geschichte. Weiter ging es zum Gebiet der Triennale d’Oltremare 1940, wo wir zwei architektonische Leckerbissen genauer begutachteten, den Cubo d’Oro und das Teatro Mediterraneo. Nach dem Mittagessen spazierten wir an der Riviera am Meer entlang zum Stadtviertel Chiaia und konnten währenddessen die Grösse der Stadt auf uns wirken lassen. Nach einer kurzen Kaffeepause im Caffè Cimmino ging es zum Castel Sant’Elmo. Dies war ein Höhepunkt des Tages. Mit Rundumblick auf das Meer und die Stadt Neapel verbrachten wir gut eine Stunde auf dem Castel. Weiter ging es zum spanischen Quartier, wo sich das Murales Maradona befindet. Es war eindrücklich wie viele Maradona-Fans sich an diesem fast schon heiligen Ort versammelten. Für den kulinarischen Abschluss des Tages war Patrick rasiert – denn sein Reisegepäck war nach zwei Tagen angekommen – und wir gingen «gepflegt» in die Trattoria don Donato essen.

Den zweitletzten Tag begannen wir mit einem Frühstück im Restaurant Birdy The Bakery und haben uns schon fast an die süssen Frühstücksgebäcke gewöhnt. Wir besichtigten unter anderem aus der Zeit des Faschismus als Mussolini Ministerpräsident des Königreichs Italien war, das markant geschwundene Postgebäude Palazzo delle Poste (1936), welches auf uns selbst heute noch sehr modern wirkt und das Finanzamt Uffici Finanziari E Avvocatura Di Stato (1937) mit seiner auffallenden Lochfassade. Die neapolitanischen Architektur-Ikonen der Moderne sind mit ihren repräsentativen Eingängen, den schlichten und klaren Linien nicht zu übersehen. Für das Mittagessen haben wir in der Pizzeria Brandi reserviert. Hier wurde 1889 die erste, den heutigen Vorstellungen entsprechende Pizza hergestellt.

Unser Reisebegleiter, das Buch «Napoli Super Modern»

Am Nachmittag besuchten wir das Hafengebäude Stazione Marittima mit seinen sorgfältig geplanten horizontalen und vertikalen Lisenen-Eckverbindungen. Dieses Gebäude sowie einige andere Bauten der Moderne, die wir besichtigt haben, sind im Buch «Napoli Super Modern» bestens dokumentiert und unter dem Blogbeitrag «Napoli Architektur-Selfie» verlinkt. Beim nächsten Halt der Universität von Neapel konnten wir ohne weiteres in das Gebäude hineinspazieren und besichtigten den Innenhof, welcher voller Studenten war, die in der Frühlingssonne auf der Treppe sassen, zusammen plauderten und ihre Pause genossen. Der letzte Architektur-Stopp des Tages führte uns zum Centro Direzionale. Ein Stadtviertel neben dem Hauptbahnhof, welches 1995 fertiggestellt wurde, charakterisiert durch technoide Hochhäuser und einer orthogonal angeordneten Parkanlage mit Plätzen und Gehwegen. Die durch die Jahre heruntergekommenen sterilen Fassaden und die vernachlässigte, leblos gestaltete Parkanlage laden nicht sonderlich zum Verweilen ein. Dementsprechend wenig Menschen sind anzutreffen, das Stadtviertel wirkt kahl und verlassen. Eine trotz der Mitwirkung grosser Namen wie Kenzō Tange und Renzo Piano am Masterplan nicht überzeugende Stadtutopie. Nichtsdestotrotz liessen wir unsere gute Laune nicht davon beeinflussen und freuten uns auf das letzte Abendessen im Restaurant La Scialuppa. Bei unserer Ankunft im Lokal stellten wir begeistert fest, dass auch Diego Maradona in diesem Restaurant gespeist hatte.

Ausblick vom Castel Sant’Elmo: Stazione Marittima (links) und Stadtviertel Pallonetto (Mitte)

Für den Donnerstagmorgen war das archäologische Nationalmuseum (MANN) eingeplant. Es ist in Kombination mit den Ausgrabungen in Pompeji ein wichtiger Mosaikstein für Kulturinteressierte. Das Museum ist sehr empfehlenswert! Es sind originale Fresken, unzählige weitere kostbare Objekte sowie ein historisches Stadtmodell ausgestellt. Der Besuch des archäologischen Museums war ein würdiger Abschluss der Reise, bevor wir uns mit vielen neuen Eindrücken von einer aussergewöhnlichen Stadt – bezüglich ihrer reichen Kultur, den lebensfrohen und herzlichen Menschen und der Begeisterung für Maradona – auf den Rückweg in die Schweiz machten.

Die Reise traten wir mit einem zwiespältigen Gefühl an, denn es gab nur positive oder negative Meinungen zur Stadt Neapel. Wir beide gehören klar zu den Napoli-Fans!

Tipps:

Webseite 3.0: Genau hinschauhen – um etwas zu sehen!

2015 habe ich meine Webseite zusammen mit Aldo von Skouhus & Bombelli ein erstes Mal, seit sie im Jahr 2005 online ging, von Grund auf überarbeitet, siehe auch Post: Webseite 2.0 vom 24. Juni 2015. Weitere kleinere Anpassungen sind nach dem ersten grossen Update kontinuierlich in die bestehende Seite integriert worden, wie die zweite Spaltenbreite der Desktop-Version, siehe auch Post: Webseite 2.1 vom 18. Mai 2017 – ein kleines grosses Update! Oder die übersichtlichere Referenzen-Seite mit Projekt-Bildern, welche im Jahr 2018 ergänzt wurde.

Ansicht fluide Website (Desktop), 1000–1400 Pixel, welche neu stufenlos aufgezogen werden kann. Weiter können auch die Tablet- und Mobilversion dynamisch (Text und Bild), vergrössert und verkleinert werden bis zu einer minimalen Breite von 320 Pixel (Mobile).

Mit dem Architekturblog – ArchitekturCumulus – habe ich 2007 begonnen. Anfänglich waren die Posts kurz und knapp. In den letzten Jahren haben sich daraus teilweise magazinähnliche Beiträge entwickelt. Mit Texten, Plänen, Bildern und Links nutze ich die vielfältigen Möglichkeiten, welche das Web bietet, um Ideen und Gedanken präsentieren zu können. In den 15 Jahren «ArchitekturCumulus» ist einiges an Beiträgen zusammengekommen, über 230 insgesamt. Einige davon sind immer wieder Thema bei Architekturinteressierten und werden entsprechend oft aufgerufen.

Mit farbigen Links habe ich beim Post: Kopenhagen Architektur-Selfie 🙂 im Jahr 2017 begonnen, um der Idee des Architektur-Selfies grafisch mehr Ausdruck zu geben! Bis dahin waren alle Links grau – Less is more – sowohl in den Posts als auch in der Webseiten-Navigation. Die Idee der Farbe Grau für die Navigation sowie für die Links einzusetzen, wurde für das Webseitenupdate 2023 fallengelassen. Zugunsten von Form follows function! Neu ist die Webseiten-Navigation in Beige gehalten. Eine zurückhaltende Farbe, die sich trotzdem gut vom übrigen Text in Schwarz unterscheidet. Die «ArchitekturCumulus» Links im Post sind jetzt über alle Posts seit Beginn im Jahr 2007 ebenfalls in einer Farbe, die entweder zu den Bildern, zum Ort im Text oder zur Idee des Textes passen. Die Farben für die Navigation & Links machen das Benutzen der Webseite einfacher. Das Grau der Navigation & Links war auf den verspiegelten oder verschmutzten Touch-Bildschirmen nicht immer gut vom übrigen schwarzen Text zu unterscheiden. Ebenso ist die auf den Mobilgeräten oft schwach eingestellte Helligkeit ein zusätzlicher Grund, der Navigation und den Links eine Farbe zu geben.

Die Webseite ist seit 2015 in drei Device-Gruppen aufgeteilt. Mobile, Tablet und Desktop. Die Seite ist neu fluid. Das heisst, dass sie bis auf eine Breite von 1400 Pixel stufenlos aufgezogen werden kann, inklusive dynamischer Textgrösse. Die Bildbreiten und die Schriften passen sich automatisch an. Das Framework dahinter ist weiterhin Bootstrap. Darüber hinaus wurde Wordpress auf Version 6.2 aktualisiert und sämtliche Inhalte werden auf den neuen Wordpress-Gutenberg-Editor übertragen, der ein einfacheres Bearbeiten der Seiten im Backend ermöglicht. Das Update wirkt sich auch positiv auf die Sicherheit sowie die Performance der Webseite aus.

Alle Pläne und Bilder können in einer Inline-Galerie geöffnet werden. Heisst also, dass sie sich in der Galerie bildschirmfüllend darstellen lassen. Durch Berühren und Anklicken kann nach vorn oder hinten geblättert werden. Damit Bildschirmgrössen von 27 Zoll und mehr bezüglich Darstellungsqualität verlustfrei bespielt werden können, braucht es genügend grosse Pläne und Fotos in der Mediadatenbank der Webseite. Ich hatte mich im Jahr 2015 entschieden alle Pläne und Bilder in der Grösse von 4000 Pixel und 72 dpi neu abzuspeichern. Rückblickend war es eine weitsichtige Entscheidung, da die heutigen Internet-Geschwindigkeiten solche Dateigrössen zulassen und es so das Betrachten speziell von Plänen auf einem grossen Bildschirm in einem neuen Fenster sehr komfortabel macht.

Dem Betrachter der Website 3.0 fällt bis auf die farbigen Links, den Fluiden-Webseitenbreiten und den Bildern und Plänen, welche in einer Galerie geöffnet werden können, nicht viel auf – obwohl es technisch von Grund auf eine neue Webseite ist – welche «Pixelgenau» von Aldo umgesetzt wurde. So sollte es sein, wenn ein Webseiten-Layout mit einer schlüssigen Grundidee weiterentwickelt wird.

Open Door Hochparterre Apéro

Gerne laden wir vom Hochparterre der Amstutzstrasse 3a in Kriens – Orgwerk, Merlo Video, Schnieper Architekten, Tonart und Vovox – Freunde, Geschäftspartner und Nachbarn zum Open Door Hochparterre Apéro ein:

Freitag, 16. Juni 2023 ab 16:00 Uhr.

Wir geben einen Einblick in unsere spannende Arbeitswelt, welche von der Büroorganisation über Audio- & Videotechnik bis zur Architektur reicht.

Anmeldung erwünscht:
anmeldung@opendoor-hochparterre-apero.ch

Napoli Architektur-Selfie 🙂

Das Format «Architektur-Selfie» war auch auf unserem diesjährigen Büroausflug Ende März ein wichtiger Bestandteil jeder Gebäudebesichtigung. Neben der reichen Architekturgeschichte, welche einem in Napoli auf Schritt und Tritt verfolgt, hat mich die Maradona-Euphorie nachhaltig beeindruckt – ich bin seit 45 Jahren ein grosser Argentinien-Fussball-Fan!

Maradona und der SSC Napoli haben uns auf unserer Stadtwanderung über 90 km in 4 Tagen an allen Ecken und Enden begleitet, in Form von Wandbildern und Souvenir-Artikel. Wir besichtigten auch das Stadion Diego Armando Maradona im Stadtteil Fuorigrotta, wo der SSC Napoli spielt, sowie den Pilgerort Piazzetta Maradona im spanischen Viertel der Stadt. Der i-Punkt der ganzen Euphorie war, dass bereits viele Strassen und Gassen hellblauweiss geschmückt wurden. Der SSC Napoli hatte zur Zeit unserer Büroreise 17 Punkte Vorsprung auf Lazio Rom, was sehr auf eine bevorstehende Meisterfeier des SSC Napoli hindeutete (SRF Rendez-vous vom 19. April 2023: 33 Jahre nach Maradona – Neapel auf Meisterkurs). Der «Scudetto» ging letztmals 1990 in den Süden Italiens, als Diego Armando Maradona noch für die «Gli Azzurri» spielte – heute am Donnerstag, 4. Mai, ist es wieder so weit – siehe auch NZZ vom 29. April 2023 «Napoli – eine Stadt spielt sich frei» und NZZ am Sonntag vom 30. April 2023 «Endlich, das blaue Wunder!»

Die Architektur-Selfie Fotos sind in chronologischer Reihenfolge angeordnet, vom Sonntag 26. bis Mittwoch 29. März 2023.

Duomo di Napoli, 1309 | Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina, (MADRE), Architekt Álvaro Siza 2005
Palazzo dello Spagnolo, Architekt Ferdinando Sanfelice, 1738 | Museo Archeologico Nazionale, 1615 (Gebäude)
Pompeji, ab 7. Jahrhundert v. Chr. – Ausbruch Vesuvs 79 n. Chr. | Triennale 1940, Cubo d’Oro, Architekten M. Zanetti, L. Racheli , P. Z. Milillo
Triennale 1940, Teatro Mediterraneo, Architekt L. Piccinato – Fiat Panda | Clinica Mediterranea, Architekt S. Giametta, 1952 – Fiat Panda …
Residential Building Riviera Chiaia, Architekt Amedeo and Lorenzo d‘Albora, 1960 | Palazzo Mannajuolo, Architekt Giulio U. Arata, 1911
Castel Sant’Elmo, ab 1329 | Quartieri Spagnoli – Piazzetta Maradon, «Maradona-Selfie»
Mixed-Use Building in Ponte di Tappia, Architekt Raffaello Salvatori, 1963 | Palazzo delle Poste, Architekten G. Vaccaro & G. Franzi, 1936
Uffici Finanziari e Avvocatura di Stato, Architekt M. Canino 1937 | Galleria Umberto, Architekten E. Rocco, A. Curri, E. di Mauro, 1890
Gebäude am Piazza Municipio, Architekt Marcello Canino, 1953 | Stazione Marittima, Cesare Bazzani, 1936
INPS Hauptgebäude, Architekt Renato A. De Martino, 1959 | Napoli Centro Direzionale, Masterplan Kenzō Tange, 1995 – Torri ENEL 122 Meter

Tipps:

Grafik Uhr!

Seit Ende 2022 bin ich Besitzer und Träger der Apple Watch Ultra. Neben den vielen Messmöglichkeiten, welche die Uhr bietet, hat mich schnell das neue 49 mm grosse Display (410 x 502 Pixel / 338 Pixel per inch / 2.000 Nits max. Helligkeit) fasziniert. Die Möglichkeit, Fotos als Ziffernblatt zu verwenden, bewog mich als Argentinien-Fan mit Beginn der Fussball-WM, den AFA-Badge als JPEG-Bild auf die Uhr zu laden. Den Badge habe ich zuvor im ArchiCAD vektorisiert.

Das Ergebnis hat mich beeindruckt und so habe ich begonnen, abstrahierte Fassaden von Einfamilienhäusern, welche ich gebaut habe – Optiker Lungern, Meyer-Berni Vals, Sonderegger Rieden, Haus «Sunnerain» – auf die Uhr zu spielen. Bis ich den passenden Abstraktionsgrad und die passenden Strichstärken für die Fassaden herausgefiltert hatte, waren doch einige Versuche nötig … Die Zeitanzeige, der Wochentag und das Datum rechts oben im Zusammenspiel mit den Fassaden unten mittig als Serie im gleichen Massstab auf schwarzem Hintergrund, eine neue Dimension der Architektur-Darstellung am Handgelenk!

In einem weiteren Schritt hatte ich es mit Grafiken wie der ukrainischen Nationalflagge, dem eigenen Firmennamen und mit Kundenlogos versucht. Auch das funktionierte prima, wenn auch nicht beim ersten Anlauf. Die Lage der Logos in Verbindung mit den unteren beiden viertel Rundungen des Uhren-Displays musste herausgefunden werden. Nach einigen Testversuchen habe ich nun das passende Uhren-Display zur entsprechenden Sitzung.

Es gibt mannigfaltig Möglichkeiten, die Uhr zu bespielen und so probierte ich die Silhouette des BMW i3 aus. Siehe ArchitekturCumulus Post vom 1. November 2022 «Der BMW i3: Die 1. Elektroauto Ikone?». Es brauchte etliche Versuche, um das richtige Mass an Abstraktion im Zusammenspiel mit den passenden Strichstärken zu finden.

Die «knochenscharfen» Fotoaufnahmen der Apple Watch Ultra – mit den unterschiedlichen Grafik-Displays hat Franz J. Venzin für diesen Post geschossen. Es war faszinierend zu sehen, welcher Aufwand hinter einer professionellen Uhren-Fotoaufnahme steckt. Franz ist ein renommierter Uhrenfotograf, welcher unter anderem für Breitling, Hautlence, H. Moser & Cie. und TAG Heuer arbeitet.

Architekturstudium: 3. Semester – Modul Werkstatt Basic

In meinem 3. Semester des Architekturstudiums besuchte ich das Erweiterungsmodul «Werkstatt Basic». In diesem Modul geht es in erster Linie um die Aneignung der Grundkenntnisse des Modellbaus.

Markiert die Lage meiner Brücke und links davon die Isla Casti.

Nach der theoretischen Einführung anhand verschiedener Beispiele, begannen wir auch schon mit unseren eigenen Modellen. Die Aufgabenstellung ist jedes Semester anders. Im Herbstsemester 2022 lautete die Aufgabe, eine Fussgängerbrücke zu bauen, welche die Isla Casti in Flims GR mit der gegenüberliegenden Seite der Rheinschlucht in Versam GR verbindet. Bei dem Modellbau der Brücke und dem damit verbundenen Landschaftsmodell lag der Fokus entsprechend dem Modulinhalt auf dem handwerklichen Können.

Mein Brückenmodell im Massstab 1:100.

Dies gab uns Studierenden die Möglichkeit, verschiedene Techniken des Modellbaus, Materialien und Vorgehensweisen auszuprobieren, um für den Bau der kommenden Modelle gewappnet zu sein. Diese neuen Erkenntnisse werde ich im Frühlingssemester gut gebrauchen können, da bereits der nächste Entwurf ansteht.

Tipps:

New York: «Little Island» – Eine Insel?

Zwischen zwei ehemaligen Piers, an welche nur noch die in den Hudson-River gerammten Holzpfähle erinnern, die knapp aus dem Wasser ragen, steht seit Mai 2021 «Little Island». Der neue Touristen-Hotspot auf der Westseite von Manhattan liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Meatpacking District, wo seit 2015 das Whitney Museum beheimatet ist und der High Line Park beginnt.

«Little Island»: Architektur-Selfie Patrick J. Schnieper 11. Oktober 2022

«Little Island» ist eine quadratische Park-Plattform im Hudson-River in der Grösse von 100 x 100 Meter, welche mit 280 Betonpfählen fundiert ist. Die Plattform ist über zwei gleich breite Brücken mit Manhattan verbunden. Den Auftakt auf die südliche Brücke macht ein rostiger Torbogen, ein Relikt vom 1991 abgerissenen Pier 54 Gebäude-Portal. Die Park-Plattform steht städtebaulich leicht abgewinkelt zum Flussufer und nimmt so die Ausrichtung des orthogonalen Strassenrasters von Manhattan auf.

Im Jahr 2012, nach einem Design Wettbewerb, wurde das Heatherwick Studio vom Hudson River Park Trust und der The Diller – von Furstenberg Family Foundation beauftragt, ein Projekt zu realisieren, das aus einem Park und einem Amphitheater bestehen soll. Die Architekten aus London haben in New York bereits in Hudson Yards den Vessel entworfen, siehe auch Post vom 16. September 2019: «Vessel» – Was darf ein Lächeln kosten!

Detailschnitt Töpfe © Heatherwick Studio

Die architektonische Hauptidee von «Little Island» besteht aus 132 fünfeckigen Töpfen, welche aus je 5 vorfabrizierten Beton-Kelchblättern zusammengefügt sind. Die pentagonförmigen Töpfe lassen im Grundriss viele Kombinationsmöglichkeiten zu. Sie ragen in unterschiedlichen Höhen zwischen 4.6 Meter und 18.9 Meter aus dem Wasser, was eine vielfältige Topografie auf der Plattform verspricht. Jeder dieser Töpfe, von denen es 39 verschiedene Typen gibt, wird von einem Betonpfahl getragen, der je nach Lage Lasten von 250 – 350 Tonnen aufnehmen kann. Die 132 organisch geformten Töpfe mit einem Gewicht bis zu 68 Tonnen legen nahe, dass sie mit Erde gefüllt sind und so den grossen Bäumen auf «Little Island» einen idealen Wurzelraum bieten. Das trifft leider nicht zu, siehe Schnittplan. So ist die Tulpenform der über 100 Töpfe, welche «Little Island» vierseitig umschliessen, «nur» ein dekoratives Element. In der Mitte des Parks ist eine ebene Betondecke, die von weiteren 148 Betonpfählen getragen wird. Auf dieser Ebene befinden sich versteckt unter dem Weg, der zur Aussichtsplattform in der Südwest-Ecke führt, WC-Anlagen, Garderoben und andere Räumlichkeiten. Architektonisch schade ist, dass auf der Park-Plattform die polygonale Struktur der Tulpen-Töpfe nur punktuell sichtbar ist. Viele Töpfe wurden mit einer Betondecke verbunden, so ist von dieser aufwendigen Architekturstruktur im Park kaum etwas lesbar. Nur an einigen wenigen Randbereichen und der Süderschliessung, wo die tulpenförmigen Töpfe ein Tor bilden, lässt sich die faszinierende Form erkennen.

Schnitt Amphitheater & Aussichtsplattform Südwest © Heatherwick Studio

Räumlich bietet «Little Island» auf einer Fläche von knapp 10’000 Quadratmeter einiges: Zwei Aussichtsplattformen, zwei Picknick-Wiesen, welche nach Osten ausgerichtet sind – ideal für Yoga, ein grosser Platz mit Verpflegungsmöglichkeit und ein Amphitheater mit 687 Sitzplätzen, das für hochwertige Aufführungen steht. Alles ist durch ein 550 Meter langes Wegnetz und 420 Treppenstufen miteinander verbunden. Es gibt differenzierte Raum- und Klimazonen, die neben einer vielfältigen Topografie durch eine breite Palette von unterschiedlichen Pflanzen geschaffen wird: 35 verschiedene Baumarten, 65 Buschtypen und 290 Gräsersorten stehen für eine üppige Vegetation. Für die gelungene Landschaftsarchitektur verantwortlich ist das New Yorker Büro Matthews Nielsen Landscape Architects.

Amphitheater: Foto Patrick J. Schnieper

«Little Island» kostet 281 Millionen US-Dollar. 260 Millionen der Baukosten trägt die Diller – von Furstenberg Family Foundation, welche zusätzlich für den Betrieb der nächsten 20 Jahre 120 Millionen US-Dollar zur Verfügung stellt. Neben den hohen Kosten waren auch Einsprachen von Umweltschützern dafür verantwortlich, dass es im Jahr 2017 zu einem Bauabbruch kam. Ein sehr exklusiver Park, der pro Quadratmeter mit 36’000 US-Dollar Baukosten zu Buche schlägt …

In der Architektur ist neben städtebaulichen Fragen die Art der Erschliessung – Adressierung – im Besonderen bei öffentlichen Anlagen von grosser Bedeutung. Die um 90 Grad abgewinkelte Erschliessungsbrücke nordseitig der Plattform ist architektonisch gesehen eine Notlösung, verglichen zur Südbrücke, welche mit dem alten Pier Portal ihren Auftakt nimmt und die Besucher direkt unter den tulpenförmigen Töpfen elegant in den Park führt.

Links die beiden Brückenerschliessungen von «Little Island» – rechts drei Varianten, welche mir städtebaulich schlüssiger erscheinen …

«Little Island» der Park über dem Hudson-River – ist keine Insel* – sondern eine Plattform auf Pfählen! Ein Besuch von «Little Plattform» in der Blauen Stunde lohnt sich trotz allem auf jeden Fall.

* Bauwerke in einem Gewässer, wie Bohrplattformen, Leuchttürme, Windkraftanlagen, Pfahlbauten und vergleichbare, fest mit dem Untergrund verbundene Objekte, sind hingegen keine Inseln, da es an dem Definitionsmerkmal Landmasse mangelt. Quelle Wickipedia: Insel

Tipps:

Der BMW i3: Die 1. Elektroauto Ikone?

Der BMW i3, ein Smart Metropolitan Car, war das erste deutsche, in Grossserie gefertigte Elektroauto. In den vergangenen 9 Jahren wurden etwas mehr als 250’000 Autos produziert. Diesen Sommer hat BMW die Produktion eingestellt, ohne ein gleichwertiges Nachfolgemodell zu präsentieren – obwohl der US-amerikanische Autopapst Sandy Munro, in einem Interview auf Autoline Network im Jahr 2015 die Technik & Produktion des i3 als den grössten Durchbruch im Autobau, seit dem Ford Modell T aus dem Jahr 1908 bezeichnete.

BMW i3: HomeRun Edition – Juni 2022

Für BMW – wie für die gesamte deutsche Autoindustrie – war die Elektromobilität nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick. Um eine vom Tagesgeschäft möglichst unabhängige Produktentwicklung zu gewährleisten, wurde für den i3 sowie den i8 eine eigene AG gegründet. Die Designer und Konstrukteure unter der Hauptverantwortung von Gestalter Daniel Starke hatten die Möglichkeit, ohne Zeitdruck und mit entsprechend hohem Budget ein Auto «Out of the Box» zu entwerfen. Die i-Serie sollte zeigen, wozu BMW im Jahr 2013 fähig war, – wenn sie denn wollten …

Das kompakte Carbon-Fahrzeug erschliesst sich einem nicht auf den ersten Blick. Das Verständnis für die Gestaltung als auch die inneren Werte erfordert genaueres Hinschauen. Das Design sowie die Technik waren in vieler Hinsicht der Zeit weit voraus. Obwohl das Auto bereits im Jahr 2013 am 29. Juli gleichzeitig in New York, London und Peking vorgestellt wurde, wirkt der BMW auch heute noch sehr futuristisch. Augenfällig sind neben der zukunftsorientierten Gestaltung – innen und aussen – die grossen, schmalen 20 Zoll Räder, welche für einen minimalen Rollwiderstand sorgen und im Weiteren sehr vorteilhaft für einen reduzierten Feinstaubabrieb im Zusammenspiel mit der Carbon-Fahrerzelle sind. Das Auto wiegt durch die Carbon-Leichtbauweise nur 1’300 kg. Das Material Carbon kannte man im Autobau bis dato nur im hochpreisigen Sportwagen-Segment. Weiter sind die vielen recycelbaren Materialien, welche verwendet wurden, selbst heute noch State of the Art.

Der BMW i3 hebt sich neben den oben genannten Punkten weiter durch eine expressive Seitenansicht vom durchschnittlichen Autodesign ab. Das fliegende Dach als Ergebnis des Verzichts auf eine B-Säule ermöglicht ein Türkonzept – Portaltüren – das oftmals nur aus Auto-Studien bekannt ist oder beim Rolls Royce Phantom, wobei dieser aus statischen Gründen eine B-Säule aufweist. Im Weiteren steht das abgesetzte Fenster in der Hintertür für eine selbstbewusste Silhouette und sorgt für einen grosszügigen Ausblick auch für Kinder.

Die Länge von 3.99 Meter macht das Auto zu einem zukunftsorientierten Fortbewegungsmittel. «Small Is Beautiful», weg von überdimensionierten Protzkarosserien, siehe auch Hochparterre 6/7 2020 «Die Hässlichkeit der Grösse». Grosse Autos verbrauchen nicht nur unnötig Ressourcen, sie sind durch ihr hohes Gewicht für viel Pneuabrieb (Feinstaub) verantwortlich. Ein weiterer Punkt, der für kleinere Autos spricht: pro Auto werden in Deutschland im Durchschnitt nur 1.5 Personen befördert.

Der BMW i3 hat Charakter und daher die besten Voraussetzungen, eine Designikone zu werden. Lange wird es aus meiner Sicht nicht mehr dauern, ich selbst fahre einen i3s seit Frühling 2019, da wird der BMW in Architekturreportagen auftauchen und eine Zeitenwende in der Antriebstechnik im Automobilbau manifestieren. Eine gelungene Auto & Architektur Reportage ist im Magazin «Lila Strauss» 2/2021 mit dem Titel «Antrieb aus Vergangenen Zeiten» publiziert worden. Andreas Fuh rimann’s Gedanken zu Autodesign und Architektur werden mit hochwertigen Auto- und Architektur Bildern abgerundet.

Wie hat der Chris vom grössten, deutschsprachigen Elektroauto YouTube Channel «Car Maniac» gesagt: Der BMW i3 ist ein Genie-Streich!

Tipps:

Helsinki Architektur-Selfie 🙂

Das Architektur-Selfie ist auf unseren Büroausflügen seit 2017 ein wichtiger Bestandteil jeder Gebäudebesichtigung. Dieses Jahr waren die Architektur-Selfies besonders herausfordernd, da wir zusammen mit den Juho Nyberg Architekten aus Zürich unterwegs waren, drei zusätzliche »Architektur-Köpfe«, welche jeweils optimal mit dem architektonischen Objekt korrespondieren mussten …

Universitätsbibliothek Helsinki, Anttinen Oiva Architects, 2012 | Bahnhof Helsinki, Architekt Eliel Saarinen 1919
Stockmanns Kaufhaus, Architekten Valter Thomé / Sigurd Frosterus, 1930 | Geschäftshaus Kinopalatsi, Architekt Eliel Saarinen, 1921
Bürogebäude Rautatalo, Architekt Alvar Aalto, 1955 | Dom von Helsinki, Architekten Carl Ludwig Engels / Ernst Bernhard Lohrmann, 1852
WeeGee / EMMA (Espoo Museum of Modern Arts, Architekt Aarno Ruusuvuor, 1964 / 1967 | TKK-Auditoruim, Architekt Alvar Aalto, 1964
Studentenzentrum Dipoli, Architekten Raili & Reima Pietilä, 1966 | Otaniemi-Kapelle, Architekten Heikki Siren / Kaija Siren, 1957
Didrichsen Kunstmuseum, Architekt Viljo Revell, 1957 / 1964 | Temppeliaukio-Kirche, Architekten Timo & Tuomo Suomalainen, 1969
Olympiastadion, Architekten Yrjö Lindegren / Toivo Jäntti, 1938 | The Aalto House, Architekt Alvar Aalto, 1936 / 2002
Studio Aalto, Architekt Alvar Aalto, 1955 | Hauptverwaltung Enso-Gutzeit, Architekt Alvar Aalto, 1962
Kamppi Kapelle, K2S Architects , 2012 | Amos Rex, JKMM Architects, 2018
Kiasma – Museum für zeitgenössische Kunst, Steven Holl, 1998 | Helsinki Central Library Oodi, ALA Architects, 2018

Für Stanislava Janjic war die Helsinki-Architekturreise, siehe auch Post vom 23. August 2022 «Alvar Aalto und seine gelassenen Jünger», die letzte von insgesamt sechs Städtereisen. Nach erfolgreichem Abschluss des berufsbegleitenden Bachelor Architekturstudiums im Sommer 2021, mehr dazu hier «Architekturstudium: 8. Semester» und «Berufsbegleitendes Architekturstudium Teil III», hat uns Stanislava auf Ende August verlassen, um beruflich neue Erfahrungen zu sammeln. Ein grosses Dankeschön Stani – für alles, was Du für mein Büro geleistet hast!

Voller Vorfreude planen wir bereits den nächsten Büroausflug, welcher uns in den Süden Europa’s führen wird.

Tipps:

Helsinki: Alvar Aalto und seine gelassenen Jünger

Die diesjährige Büroreise führte uns zusammen mit den Architekten des Büros Juho Nyberg aus Zürich nach Helsinki. Bereits im Frühling begannen Juho Nyberg und ich den Büroausflug zu planen. Da Juho Nyberg Finne ist und die finnische Sprache beherrscht, gestaltete sich die Organisation des Ausfluges um einiges leichter. Dementsprechend gross war auch die Vorfreude, die Reise nun endlich anzutreten.

Alvar Aalto und seine Jünger von rechts nach links: Teresa Santostasi, Juho Nyberg, Stanislava Janjic, Markus Roth, Patrick J. Schnieper, Fabienne Ottiger

Nachdem wir am Donnerstagnachmittag im Hotel Fabian in Helsinki ankamen und unsere Koffer im Zimmer verstaut haben, konnte unsere Architektur-Reise nun richtig beginnen. Da aber die Besichtigung von Gebäuden mit leerem Magen nur halb so viel Freude macht, war unser erster Halt im Robert’s Coffee Jugend. Im Anschluss erkundeten wir zu Fuss das Zentrum von Helsinki. Unser Rundgang startete bei der Universitätsbibliothek und führte uns via Hauptbahnhof zum Kaufhaus Stockmann und von dort aus zum Dom von Helsinki. Das absolute Highlight des ersten Tages war das köstliche Abendessen im Restaurant Karl-Johan Oy. Ein kleines und unscheinbares Restaurant, welches durch Qualität und Service zu überzeugen vermag. Um den Abend ausklingen zu lassen, gab es auf dem Rückweg zu unserem Hotel einen Schlummertrunk in der Kämp Bar.

Am folgenden Tag machten wir uns nach dem Frühstück und einem leckeren Kaffee im Andante auf den Weg zum Stadtteil Tapiola in Espoo, welcher etwa 10 Kilometer ausserhalb von Helsinki liegt. Dort angekommen, besichtigten wir das Zentrum von Tapiola, wobei der Tapiola-Turm das architektonische Signet der Neustadt ist, und das Zentrum markiert. Im Anschluss ging es zu Fuss weiter zum Ausstellungszentrum WeeGee, wo sich auch das Espoo Museum of Modern Art (EMMA) befindet. Leider waren die aktuellen Ausstellungen eher ernüchternd, vielleicht aber auch aus dem Grund, dass ein Teil des Museums gerade im Umbau ist und eine neue Ausstellung entsteht.

Am zweiten Teil des Tages besuchten wir den Campus der Alvar-Aalto-Universität Helsinki in Otaniemi. Auf dem Campus angekommen, besichtigten wir das ehemalige Hauptgebäude der Technischen Universität von Alvar Aalto. Beim Anblick von aussen präsentierte sich das Auditorium im Knick des L-förmigen Gebäudeteils als Amphitheater. Natürlich wollten wir wissen, wie der Hörsaal im Inneren des Amphitheaters aussieht. Problemlos betraten wir das Haupt-Gebäude und fanden innert Kürze den Eingang zum Auditorium. Vorsichtig und mit wenig Aussichten auf Erfolg versuchten wir die Eingangstür des Hörsaals zu öffnen. Zu unserer Überraschung war der Saal offen und frei zugänglich. Dementsprechend gross war unser Staunen, als wir das Auditorium betraten und uns auf der Rückseite des Amphitheaters befanden. Viel Zeit zum Verweilen blieb uns jedoch nicht, da noch weitere Objekte auf dem Programm standen. So führte unser Weg weiter zum Studentenzentrum Dipoli und zur Otaniemi-Kapelle, welche sich zwischen Bäumen in einem kleinen Wald versteckt. Um die verschiedenen Eindrücke der Objekte zu verdauen, genossen wir am Nachmittag einen duftenden Kaffee in der Cafetoria Aalto und machten uns anschliessend auf den Weg zur letzten Besichtigung des Tages: das Didrichsen Kunstmuseum, welches auf der Insel Kuusisaari zwischen Helsinki und Espoo liegt. Die ursprüngliche Villa Didrichsen wurde als Wohnhaus erbaut, später mit einem Museumsflügel ergänzt und als Kunstmuseum für zeitgenössische Kunst umgenutzt. Bevor wir unser Abendessen im Restaurant KuuKuu genossen, machten wir einen Abstecher in die zwei finnischen Läden «Iittala», welcher für seine Alvar Aalto Vase bekannt ist, und «Marimekko», welcher sich mit seinem unverkennbaren Blumenmuster einen Namen geschaffen hat.

Wie unschwer zu erkennen ist, hat es das Design von Marimekko auch meinem Chef Patrick J. Schnieper angetan…

Am Samstag starteten wir mit einem herzhaften Frühstück in der Bakery Eatery Levain im Stadtteil Töölö in den Tag. Sie befindet sich neben der Temppeliaukion Kirche, welche unser erster Besichtigungspunkt an diesem Tag war. Die Felsenkirche ist ein regelrechter Touristenmagnet, – was uns aber nicht davon abhielt, die Kirche zu besichtigen. Via Olympiastadion ging es weiter zum Stadtteil Pasila, wo wir erneut eine kleine Enttäuschung hinnehmen mussten. Die neu erbauten Gebäude um und über dem Bahnhof in Pasila, waren kein architektonisches Highlight. Vielmehr wirkten sie wie grosse, graue, lieblos platzierte Gebäude. Umso mehr erfreuten wir uns am Programm, welches am Nachmittag folgte. Wir durften zuerst an einer Führung im Aalto House teilnehmen und gleich im Anschluss eine weitere Führung im Studio Aalto geniessen. Beide Gebäude waren grösstenteils mit der Originaleinrichtung erhalten und man konnte in das Arbeiten und Leben von Alvar Aalto eintauchen. Nach den zwei Führungen führte uns der Weg zurück ins Zentrum von Helsinki und zum Hotel. Den letzten Abend in Helsinki genossen wir mit einem Apéro im Löyly und anschliessendem Abendessen im Restaurant Seahorse.

Unser letzter Tag in Helsinki begann zur Abwechslung nicht mit einem Frühstück in einem Café, sondern am Markt mit einem typisch finnischen Filterkaffee und einer Zimtschnecke. Danach besichtigten wir den sogenannten «Zuckerwürfel»von Alvar Aalto und die daneben liegende Uspenski-Kathedrale. Da der Magen aber doch langsam anfing zu knurren, wurde es Zeit für den reservierten Brunch im Gastro Cafe Kallio. Mit vollem Magen machten wir uns nach dem Brunch auf zur alten Markthalle und schlenderten den Ständen entlang.

Als letzten Teil unserer Reise besichtigten wir das Gebiet westlich vom Hauptbahnhof Helsinki. Unsere Tour startete mit der Kamppi Kapelle und führte uns über das Amos Rex via dem Kiasma zur Zentralbibliothek Oodi und dem Musiikkitalo. Die Zentralbibliothek Oodi war ein toller Abschluss für unsere Reise. Im ersten Obergeschoss befinden sich diverse Angebote wie öffentliche Arbeitsplätze mit und ohne Computer, Drucker, Scanner, Plotter, 3D-Drucker, Meeting-Räume, Ton- und Fotostudios, Gaming-Räume, Nähmaschinen und Kochnischen. Im zweiten Obergeschoss befindet sich die eigentliche Bibliothek mit unzähligen Büchern in fast 20 Sprachen, einem Kinderbereich mit Spielteppich und weiteren Arbeitsplätzen. Nachdem wir die Zentralbibliothek bis in jede Ecke erkundet hatten, war es an der Zeit, uns zum Flughafen zu begeben. Bevor wir jedoch in den Zug Richtung Flughafen stiegen, gab es einen letzten Stopp in der Lebensmittelabteilung im Kaufhaus Stockmann, wo wir uns mit finnischen Köstlichkeiten eindeckten, um uns die Heimreise etwas zu erleichtern und ein Stück Helsinki mit nach Hause nehmen zu können.

Während unserer Entdeckungstouren in der Stadt Helsinki sprangen uns drei Details immer wieder ins Auge: Schuhbürsten vor den Eingängen der Gebäude, Swimmingpool-Leitern auf den Dächern oder Regenwasserabläufe quer über das Trottoir. Auf den ersten Blick erscheinen uns diese Dinge etwas merkwürdig, haben aber durchaus ihren Zweck, wenn man bedenkt, welche Schneemengen in Helsinki fallen können. So kann man die Schuhe vor dem Betreten des Gebäudes abwischen, den Schnee vom Dach schaufeln und das Schmelzwasser fliesst direkt auf die Strasse.

Ein besonderer Eindruck, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird, ist, wie ruhig und entschleunigend Helsinki auf uns wirkte. Selbst im Bereich um den Bahnhof und die Esplanade waren verhältnismässig wenig Autos unterwegs. Trotz des wunderbaren Wetters waren auch die Quartiere meist still, da sich fast keine Menschen auf den Strassen befanden. Unbewusst haben wir diese Gelassenheit in den vier Tagen übernommen und denken in ruhigen Minuten gerne an unsere Büroreise nach Helsinki zurück.

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