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Berufsbegleitendes Architekturstudium Teil II

In diesem Post möchte ich auf mein berufsbegleitendes Studium eingehen, welches ich vor 30 Jahren in Angriff nahm. Als 23-jähriger begann ich mit dem Abendtechnikum (ATIS) in Horw bei Luzern. Das bedeutete jeweils 5x mal die Woche Schule – Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag – von 18:30 Uhr bis 22:00 Uhr plus am Samstagmorgen von 7:00 Uhr bis 12:00 Uhr. Also total 22 Lektionen Vorlesungen pro Woche plus eine 80% Anstellung in einem Architekturbüro – das war eine Bedingung für das Studium. An zwei Nachmittagen und am Wochenende hatte ich Zeit, um an meinen Entwürfen zu arbeiten und für Prüfungen zu lernen.

Atis: Lektionentafel und Lehrplan der Abteilung Architektur 1991 – digitalisiert im Juni 2021 Patrick J. Schnieper

Für mich waren die ersten drei Semester eher etwas mühsam mit den Grundlagenfächern Mathematik, Geometrie, Deutsch, Chemie und Physik. Ich war wissenshungrig im Bereich der Gestaltung, welche mit jedem Semester mehr Gewicht im Lehrplan bekam. Die sechs Fächer: Entwerfen (360 Lektionen), Architektur und Gestalten (160 Lektionen), Architekturgeschichte (80 Lektionen), Raumplanung (120 Lektionen), Landschaftsgestaltung (40 Lektionen) und Literatur (80 Lektionen) blieben mir in bester Erinnerung. Natürlich war es auch für mich gut, etwas von der Tragwerkslehre oder der Bauchemie und Bauphysik so wie von Baukosten oder Bauökonomie gehört zu haben. Auch blieben mir die lebhaften Diskussionen im Deutschunterricht bezüglich EWR-Abstimmung von 1992 in bester Erinnerung, wenn auch das Abstimmungsergebnis nicht nach meinem Geschmack war, was sich aktuell zu rächen scheint …

In 37 Fächern, siehe auch Lektionentafel und Lehrplan der Abteilung Architektur von 1991, wurden 3’160 Lektionen zu je 45 Minuten unterrichtet, plus Projektarbeiten (400 Lektionen) und Wochenseminare (200 Lektionen), was Total über 350 Tagen entspricht in 4 1/2 Jahren Studium.

In welchen Bereichen meine wirklichen Stärken und Interessen lagen, merkte ich nach ungefähr 2 Jahren. Der Entwurf hatte mich immer sehr interessiert, obwohl ich mir jedoch am Anfang nicht sicher war, ob ich auch mit den Besten mithalten konnte. Nach drei, vier Semester hatte man sich dann einen gewissen Status in einer Klasse erarbeitet und  wurde sich bewusst, dass die guten Noten in den gestalterischen Fächern kein Zufall waren.

Auch die vier Wochenseminare in Unterschächen Uri zum Thema «Eingriffe», in Jeizinen im Wallis zum Thema «Form und Farbe» und in Laufen Baselland zum Thema «Raumplanung» waren sehr interessant. Die Abschlussreise in das Veneto (Venedig, Padua, Vicenza, Mantua, Sabbioneta) war hinsichtlich Architekturgeschichte ein absolutes Highlight. Die Wochenseminare fanden immer in der ersten Woche der Sommerferien statt. Das hiess, dass wir nur 5 Wochen Sommerferien hatten. Im totalen kamen wir so pro Jahr auf 40 Wochen Schule plus das Wochenseminar im Sommer.

Horw Technikum im Frühsommer 1996 von links nach rechts: August Keller, Patrick J. Schnieper und Beat Stocker. Im Hintergrund meine Diplomarbeit.

Das Studium war sehr intensiv. Ein richtiger »Trip« – es gab nur das Studium und die Arbeit, eventuell im Sommer ein paar Tage Entspannung. Natürlich bekamen wir auch in der Zeit der fünfwöchigen Sommerpause Aufgaben zum Thema Entwurf und/oder Konstruktion. Wenn man etwas gerne macht, ist diese Belastung auszuhalten, speziell in jungen Jahren, wo man voller Energie steckt.

Das Schlussdiplom nach 9 Semestern Studium hat es in sich. Für den Entwurf und die Konstruktionsarbeit hatten wir 3 Wochen Zeit, – was zu einer meiner intensivsten Phasen in meinem Leben zählt – ich träumte von meinem Entwurf … Denn ich war doch einigermassen unter Druck, da ich unbedingt die Note 5 erreichen wollte, was mir schlussendlich auch gelang mit der Note 5.5. Ansporn war immer mein grosses Ziel, nach dem Studium für ein Jahr in New York zu arbeiten, und da brauchte ich in meinem Portfolio im Entwurf und der Konstruktion natürlich mindestens die Note 5.

Für mich gehört die Zeit zwischen 1991 und 1996 zu einer der lehrreichsten in meinem bisherigen Leben. Auch war sie sehr bedeutend für meine persönliche Entwicklung. So ein intensives Studium verbindet auch menschlich, was im Foto oben sehr schön zum Ausdruck kommt!

Tipp:

Berufsbegleitendes Architekturstudium Teil I

Nach meiner Berufslehre als Hochbauzeichner habe ich wie viele andere ebenfalls das 5-jährige berufsbegleitende Architekturstudium mit der etwas sperrigen Bezeichnung Abendtechnikum der Innerschweiz (Atis) in Horw bei Luzern in den Jahren 1991 bis 1996 absolviert.

In meiner 4-teiligen Serie möchte ich zusammen mit meiner Mitarbeiterin Stanislava Janjic auf die Vor- und Nachteile eines berufsbegleitenden Studiums eingehen. Wir vergleichen das heutige berufsbegleitende Bachelor Studium an der HSLU in Luzern / Horw mit meinem Studium vor 30 Jahren. Abschliessend werde ich ein Fazit ziehen und ausgehend von meinem Blickwinkel und meinen Erfahrungen schauen, was gut läuft im berufsbegleitendenArchitekturstudium und wo nachgebessert werden sollte.

Die Idee eines berufsbegleitenden Studiums ist, dass sich die Studierenden praktisch und theoretisch parallel entwickeln können. Ebenso sollte es möglich sein, mit einer abgeschlossenen Berufslehre, den Lebensunterhalt durch die Arbeit in einem Büro zu bestreiten. Das berufsbegleitende Studium ist ein wichtiges und sehr gutes Angebot in unserem Bildungssystem. Die praktischen Erfahrungen sind neben den theoretischen ein wichtiger Bestandteil für das Berufsbild des Architekten. Das Wissen kann nur bedingt in der Theorie gelehrt werden.

Länder wie die Schweiz, Deutschland und Österreich, welche auf ein duales Bildungssystem mit weiterführenden Hochschulen setzen, schneiden in puncto Jugendarbeitslosigkeit weit besser ab als Länder wie Spanien, Frankreich oder die USA, die das duale Bildungssystem kaum kennen und den jungen Menschen nur der Weg über die Matur bleibt. Da werden junge Menschen in Berufen – theoretisch – ausgebildet, die oft zu wenig Nachfrage haben. Die Gefahr einer solchen Fehlentwicklung ist in einem System mit einer Berufslehre viel weniger möglich. Ebenso haben nur wenige die Voraussetzungen, eine wirklich akademische Laufbahn einzuschlagen. Die meisten Menschen sind stark praktisch veranlagt. Siehe auch Brand eins 5/21: Hand über KopfWeniger junge Menschen sollten studieren, fordert der britische Autor David Goodhart. Akademische Jobs seien überbewertet.

Apropos: Obwohl uns ein Altersunterschied von 30 Jahren trennt, sind wir auf den Studentenausweisen gleich alt!

Tipp:

Die Zukunft der urbanen Mobilität: 20 Zoll oder 29 Zoll?

Ich habe seit zwei Jahren ein Tourenfahrrad so wie ein Elektroauto. Zwei Möglichkeiten von Mobilität, mit der ich meine Pendlerstrecke von 10 km in eine Richtung bewältigen kann. Da mein Arbeitsweg einer optimalen Fahrradstreckendistanz entspricht, habe ich mir vorgenommen, dass ich jedes Jahr 50x mit dem Fahrrad zur Arbeit pendle.

Das 29 Zoll Rad ist im urbanen Verkehr im Vorteil – im direkten Vergleich mit den 20 Zoll Räder! GIF-Foto: Roger Kaufmann

Ich kann mich noch gut an meine Studienzeit erinnern, wo wir im Fach Raumplanung über den PW-Verkehr und seine Emissionen gesprochen haben. Das Thema «Saurer Regen» war auch anfangs der 90-er Jahre sehr präsent. Ich war klar der Auffassung, dass das Auto in Zukunft hinsichtlich Umweltbelastung keine Rolle mehr spielen wird, jedoch im urbanen Umfeld verschärft durch Staus und Parkplatzsuche eine räumliche Herausforderung darstellt. Bezüglich Umweltbelastung war ich auf der Zeitachse etwas zu optimistisch, was den technologischen Fortschritt der Batterie betrifft und der bewusst zögerlichen Herangehensweise der deutschen Automobilindustrie im Bereich Elektromobilität, siehe auch Brand eins Nr. 4/21: Besser spät als nie. Seit Anfang dieses Jahrzehnts zeigt sich deutlich, wohin die automobile Zukunft geht. Emissionen, welche von Autos kommen, werden künftig eine immer kleinere Rolle spielen. Themen wie Kreislaufwirtschaft, Solarstrom und Power-to-Gas werden immer präsenter. Ist das Auto also doch nur noch ein raumplanerisches Thema?

Mit meinen jährlich 50 Velofahrten ins Büro – entspricht 1’000 km – reduziere ich meine automobile Pendler-Präsenz um 20 Prozent. Neben dem räumlichen Nutzen, welches mein Verhalten gegenüber der Allgemeinheit mit sich bringt, sind die gesundheitlichen Vorteile nicht von der Hand zu weisen. Der VCÖ mit Sitz in Wien hat ausgerechnet, dass durch regelmässiges Fahrradfahren bis zu 1’300 Euro an Gesundheitskosten pro Person und Jahr eingespart werden kann.

Es reicht heute im urbanen Umfeld nicht mehr mit einem nachhaltigen Auto unterwegs zu sein, ebenso ist der räumliche Aspekt gebührend zu berücksichtigen bei der Wahl der Radgrösse! Man stelle sich vor jeder, dem es beruflich möglich ist, macht 1x die Woche Homeoffice und alle anderen fahren 1x wöchentlich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Mit dieser kleinen Anpassung der persönlichen Gewohnheiten kann viel betreffend unnötiger Verkehrsstaus und der dazugehörenden Stresssituationen verändert werden. Wenn jeder bereit ist, seine Gewohnheiten hinsichtlich persönlicher Pendler-Mobilität zu überdenken, könnte künftig bestimmt auf die eine oder andere Umfahrungsstrasse verzichtet werden.

In der aktuell angenehm warmen Jahreszeit entscheide ich mich so oft wie möglich für die 29 Zoll und brause dann vergnügt vom Nordpol herkommend der Reuss entlang Richtung Luzern!

Tipps:

NYC: «SoHo Coffee Office»

Home Office ist seit März 2020 für viele Menschen nicht mehr nur ein Begriff, sondern eine Tatsache. Eine neue Erfahrung zu arbeiten: selbstverantwortlich, oft ohne soziale Kontrolle und «nur» per Videokonferenz in Verbindung zur Aussenwelt! Ich arbeitete seit dem Jahr 2000, jedes Jahr für drei Wochen von New York aus für mein Büro in Kriens. Letztes Jahr war ich erstmals seit 20 Jahren nicht in New York, ein Tapetenwechsel den ich vermisse.

Patrick J. Schnieper im Loft von Alex Kayser am 4. September 2003 – Foto Alex Kayser

Ich habe den Kunstfotografen Alex Kayser 1998 kennengelernt, siehe auch ArchitekturCumulus vom 8. August 2015: A Sweet Home: Alex Kayser 1949 – 2015. Wenn ich im Herbst jeweils für drei Wochen in New York war, für einen Tapetenwechsel, wohnte ich in den Jahren von 2000 bis 2014 in Tribeca am 211 West Broadway bei Alex Kayser. Alex war starker Raucher, was mir das Arbeiten in seinem Künstler-Loft oft etwas schwer machte … am Morgen konnte ich bis ungefähr 11 Uhr ungestört, ohne Rauch, welcher meine Augen rötete, meinen Tätigkeiten nachgehen. Skypen mit dem Büro in Kriens und sonstige Telefonpendenzen erledigen, da Alex viel in der Nacht arbeitete. Für den Nachmittag musste ich mich meinen Augen zuliebe um eine Alternative kümmern. Was lag näher, als eines der vielen SoHo Cafés als (Co-)Working-Space in Beschlag zu nehmen.

In den ersten paar Jahren verbrachte ich meine Arbeitsnachmittage in der Espresso Bar «Space Untitled» in der Greene Street im SoHo. Ein «Place to Be», wo man sich zum Kaffee getroffen hatte. Das Arbeiten mit einem CAD-Programm in einem Kaffee auf einem Mac-PowerBook-Titanium war anfangs der Nullerjahre selbst für New Yorker etwas besonderes. Nach der Schliessung der Espresso Bar im Jahre 2008, arbeitete ich in der Aroma Espresso Bar an der 145 Greene Street (neu an der 100 Church Street) und im Gotan in direkter Nachbarschaft zum Loft von Alex. Ab dem Jahr 2011 zügelte ich mein «SoHo Coffee Office» in den Starbucks at Spring & Crosby Street*. Der Starbucks liegt in direkter Nachbarschaft zum MoMA Design Store und zum Restaurant Balthazar und ist nur ein Steinwurf von Little Italy entfernt. Für mich neben dem Astor Place Starbucks einer der interessantesten Starbucks bezüglich Publikum in Manhattan.

P. J. Schnieper im Starbucks Spring and Crosby Street am 11. Oktober 2013 – Foto Alex Kayser

Der Gästemix im Starbucks Spring and Crosby Street ist bunt: Touristen, welche sich vom Shoppingrausch erholen und ihre Social Media Updates durchführen, Studierende, die lernen, Eltern mit Kindern, die sich eine Pause gönnen, Freiberufler, die als Webdesigner, Blogger, Musikproduzenten und vieles anderes arbeiten. Was auch oft zu beobachten ist, dass jemand zwei, drei Personen trifft, für Vorstellungs-Gespräche … und immer wieder die Polizei, die Drogendealer und Süchtige abführt. Es ist ein Starbucks, der extrem viel Publikum anzieht, nicht nur die Schlange vor den Toiletten ist oft lang, auch das Bestellen vor Ort braucht häufig etwas Geduld. Ich habe sehr grossen Respekt, was die Mitarbeiter in solch einem hochfrequentierten Starbucks leisten – immer freundlich an der Kasse, beim Zubereiten von Getränken oder beim Putzen der Tische und WCs.

Das Nachmittags-Arbeiten im «SoHo Coffee Office» war ein guter Kontrast zum Künstler-Loft-Leben bei Alex oder zur heute eher ruhigen Wohngegend in Harlem Sugar Hill, wo ich jeweils bei Jutta Weiss, einer aussergewöhnlichen Hairstylistin, wohnen darf. Ob entwerfen oder schreiben, für mich war es nie ein Problem bezüglich Konzentration in einem hochfrequentierten Kaffee meinen Arbeiten nachzugehen. Die Stimmen vermischten sich zu einem gesamthaften Geräuschteppich, welcher in Manhattan allgegenwärtig ist. Am Nachmittag ungestört, dank der Zeitverschiebung ohne Telefonunterbrechungen zu zeichnen oder zu schreiben, ist die perfekte Voraussetzung, um in einen produktiven Arbeitsflow zu kommen.

Das «SoHo Coffee Office» ist / »war« eine hochdosierte Portion Inspiration …

* Der Starbucks at Spring & Crosby Street wurde zwischenzeitlich – in der Corona-Zeit – leider umgebaut … Patrick J. Schnieper im Oktober 2022

Tipps

Architekturstudium: 7. Semester

Im letzten Blogbeitrag umschrieb Fabienne Ottiger, die seit letztem November bei uns das Praktikum macht, ihren Weg zum Architekturstudium. Während Sie ganz am Anfang der Ausbildung steht, ist für mich das Ende des Studiums an der Hochschule für Architektur und Technik in Sicht. Im Januar habe ich das siebte und zweitletzte Semester abgeschlossen und möchte nun vor dem bevorstehenden Bachelor Diplomsemester darauf zurückblicken.

Im Entwurfsmodul des siebten Semesters sollte das Wissen der vorherigen Semester gebündelt angewandt werden. Bei der Projektentwicklung wurde der Fokus auf die tektonische Umsetzung und Atmosphäre gelegt. Ausgearbeitet wurde dies von den Studierenden in Form von Plänen und Visualisierungen. Zudem ging es darum, die Arbeit möglichst selbstständig zu bewältigen. Mit Letzterem ist gemeint, dass wir Studierenden im Entwurfsprozess weniger intensiv von den Dozenten begleitet wurden, wie das in den vorherigen Semestern der Fall war. Entscheidungen sollten eigenständig mit nachvollziehbaren Argumenten getroffen und das freie Arbeiten für die Bachelorarbeit trainiert und gefördert werden.

Die Aufgabenstellung im Entwurfsszenario beinhaltete das Umbauen, Umnützen und Erweitern der ehemaligen Fabrik- und Verwaltungsgebäude der Leinenweberei in Bern Wankdorf. Auf dem Areal soll der neue Standort für die Schauspielschule der Hochschule für Künste entstehen. Die Werkhalle wird um die doppelte Fläche erweitert und an die Anforderungen der neuen Nutzerschaft angepasst.

Die bestehende Leinenweberei ist ein Stahl-Skelettbau, welche ein Sheddach trägt und von einer Backsteinfassade umschlossen wird. Der Ausdruck des Innenraums ist durch das Stützenraster geprägt. Die Prägnanz der Tragkonstruktion zeichnet den ursprünglichen Bau von 1911 aus. Neben der Fabrikhalle steht das Verwaltungsgebäude.

Der Neubau als Leuchtkörper in der Nacht.

Mein Konzept beruht auf der Idee, dass zur historischen Bausubstanz der denkmalgeschützten Halle mit einem modernen sechsgeschossigen Erweiterungsbau ein sichtbarer Kontrast gesetzt wird. Der Erweiterungsbau ist ein kubisch transluzider Monolith, der die Idee einer Laterne aufgreift. Am Tag ist das Gebäude weiss und zurückhaltend, in der Nacht wird es zum leuchtenden Wegweiser. Zudem wird die Halle um zwei Achsen bis an den Verwaltungsbau mit Walmdach und Lukarnen erweitert. (Um detaillierter in das Projekt einzutauchen, siehe Semesterabgabe 31 MB).

Die Theaterschule ist zum Wohnquartier hin adressiert. Der Eingang befindet sich im Übergang von Bestand und Neubau. Der Auftakt zu den Wohnbauten, welcher als öffentlicher Platz gestaltet und von der Wylerringstrasse abgeschottet ist, wird dadurch aktiviert und mit der Quartierstrasse verbunden. Im Eingangsbereich werden die zentralen Räume für den Publikumsverkehr angeordnet. Durch einen begrünten Innenhof wird der Publikumsverkehr von den Projekträumen der Studierenden getrennt. Die Verglasung ermöglicht jedoch den Durchblick durch das Gebäude. Der Verwaltungsbau wird durch eine Erweiterung ganzheitlich mit der Halle verbunden und wird auch zukünftig für Büroräumlichkeiten genutzt.

Der Neubau knüpft mit seiner Struktur an das 6 x 6 Meter Raster der Shedhalle an. Er ist als Stahl-Skelettbau konzipiert. Die vertikale Erschliessung wird als skulpturales Element in das Foyer gestellt und signalisiert die Wegführung für die Besucher. In den Obergeschossen sind die Räume je nach Relevanz für den Publikumsverkehr angeordnet.

Abschliessend hätte ich mir gewünscht, dass wir mehr Zeit gehabt hätten, die Aufgabe weiter zu vertiefen und detaillierter auszuarbeiten, jedoch sprengt das den Rahmen des 14-wöchigen Semesters. Ich freue mich, dass ich Fortschritte in Sachen Arbeitsweise machen konnte und den Grad an Selbstständigkeit erreicht habe, der von mir gefordert wurde. Das vergangene Semester gibt mir Sicherheit für die bevorstehende Diplomarbeit und ich bin gespannt, was mich dabei erwartet.

Tipps:

Über die Psychologie zur Architektur

Nach meinem Maturaabschluss im Sommer 2017 startete mein Zwischenjahr, in welchem ich die Zeit nutzte, um zu arbeiten und eine Entscheidung bezüglich meiner Studienwahl zu treffen.

Das Psychologiestudium und das Architekturstudium waren schlussendlich meine zwei Favoriten. Viele Gemeinsamkeiten weisen diese zwei Studiengänge auf den ersten Blick nicht auf – umso schwieriger war es für mich, einen Entschluss zu fassen. Auf der einen Seite interessierte es mich, wie sich Menschen verhalten, wie sie denken und fühlen. Andererseits hatte ich im Gymnasium als Schwerpunktfach «Bildnerisches Gestalten» gewählt und befasste mich drei Jahre lang mit verschiedensten Facetten der Gestaltung und Kunst. Mein absoluter Höhepunkt dieser drei Jahre war ein Projekt, bei welchem wir unser eigenes Traumhaus-Modell entstehen lassen durften. So konnte ich meiner Kreativität freien Lauf lassen und entwarf ein Haus, welches ganz meinen Wünschen entsprach.

Mein Interesse war für beide Bereiche sehr gross, weshalb es beinahe eine 50:50 Entscheidung war. Ich habe mir dann überlegt, was für mich die Vor- und Nachteile der zwei Studiengänge sind. Ich bemerkte, dass ich gerne mit Menschen kommuniziere und wollte mehr über zwischenmenschliche Beziehungen lernen. Ebenfalls wusste ich, dass dieses Studium eine gute Grundlage ist und mir nach Studienabschluss sämtliche Türen offen stehen. Mit einem Masterabschluss in Psychologie kann man in verschiedensten Bereichen wie Gesundheit, Soziales, öffentliche Dienste, Wirtschaft oder Wissenschaft arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine genaue Vorstellung davon, in welcher Fachrichtung ich später arbeiten will, weshalb mir eine Ausbildung mit einem breitgefächerten Inhalt als einleuchtend erschien.

Somit entschied ich mich für das Psychologiestudium und studierte zwei Jahre lang an der Universität Zürich. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich das erste Mal vor dem Hauptgebäude der Universität Zürich stand, danach das Innere des Gebäudes betrat und mich in der Mitte des grossen Lichthofs wiederfand. Die Wirkung, welche dieser Raum auf mich hatte, war beeindruckend. Ich kam mir zwar ganz klein und unwichtig vor, doch zugleich fühlte ich mich inspiriert und motiviert.

Lichthof im Hauptgebäude der Universität Zürich (UZH / Bild: Ursula Meisser)

Das Psychologiestudium verlief nicht ganz nach Plan, da ich den Umfang des Studiums unterschätzt habe und mich vom klischeehaften Studentenleben verleiten liess. Nach der Exmatrikulation an der Universität Zürich musste ich nicht lange überlegen, wie es nun weiter geht. Ich entschied mich dafür, mich meinem zweiten Studiumsfavoriten, der Architektur, zu widmen. Anfangs November 2020 habe ich mein Praktikum bei Schnieper Architekten begonnen. Das Absolvieren eines Praktikums ist eine notwendige Voraussetzung, um im Herbst 2021 mein Architekturstudium an der Hochschule Architektur & Technik in Luzern anzutreten.

Die Thematik ist für mich etwas völlig Neues. Ganz nach dem Motto: «Learning by doing» gehe ich jeden Morgen ins Büro und bin gespannt, was ich heute wieder neu dazu lernen darf. Bereits in den ersten drei Monaten habe ich viele Dinge erfahren und bekam einen breitgefächerten Einblick in die Tätigkeit eines Architekten. Schnell wurde mir klar, dass es nicht nur darum geht, ein schönes Häuschen zu zeichnen, sondern, dass viel mehr dahintersteckt. Es geht darum, etwas zu entwerfen, das seinen Nutzen erfüllt, standhaft ist, in seine Umgebung passt und andere anspricht. Die Architektur ist ein unglaublich facettenreiches Gebiet und ich freue mich in jede dieser Facetten einen tieferen Einblick zu bekommen.

Und vielleicht liegen die Architektur und die Psychologie unter diesem einen Aspekt doch nicht so weit auseinander. So wie die Menschen sich unter Einbezug externer Faktoren selbst entwerfen, formen, bilden und weiterentwickeln, macht dies der Architekt mit Gebäuden. Er entwirft, formt und konstruiert Gebäude für uns Menschen und entwickelt sie weiter, damit die späteren Bewohner sich darin wohl fühlen und – im Idealfall – heimisch werden. Wenn Architekt und Bauherrschaft harmonieren und eine gute Kommunikation herrscht, können fantastische Gebäude entstehen. So gesehen, haben Architektur und Psychologie durchaus Gemeinsamkeiten.

Top 5 Fussball Nationalmannschafts Badges – und die Schweiz ist nicht dabei!

Ich finde es schade, dass die Schweiz, die in den letzten Jahren einen sehr guten Fussball spielt, keinen ihr würdigen Verbands-Badge auf der Brust trägt.

Badge der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft in unterschiedlichen Darstellungsformen.

Der Trikot-Badge der Schweiz ist zu kleinteilig und daher als Verbandslogo, das mit Stolz, Rum und Ehre getragen werden soll, nicht geeignet. Die beiden Abkürzungen «ASF» und «SFV» sind durch ihre runde Grafik schwer lesbar, ebenso ist das Schweizerkreuz dazwischen kaum erkennbar. Der dynamische Strichfussballspieler trägt zusätzlich zur Verunklärung bei. Das ergänzende quadratische Schweizerkreuz auf dem Trikot passt formal nicht zum organischen Verbands-Badge. Richtigerweise müsste der Verbands-Badge links positioniert sein, über dem Herzen der Spieler!

Ein gutes Logo muss auf Fingernagelgrösse lesbar sein und das ist beim Verbandslogo des Schweizerischen Fussball Verbandes nicht der Fall. Ein grafisch hochstehender Badge auf dem Trikot einer Nationalmannschaft ist kommunikativ ein sehr wichtiger Aspekt bezüglich Identität und Branding.

Ich habe versucht die fünf besten Nationalmannschafts-Badges herauszufiltern. Grundlage meiner Auswahl ist die FIFA Weltrangliste, die ich bis Platz 50 von total 210 Verbänden analysiert habe.

Der Badge von Argentinien hat alles, was eine Top Nationalmannschafts-Grafik ausmacht. Eine eigenständige Grundform, die Beschriftung «AFA», die mit individuellem Ausdruck gut lesbar ist und die Landesfarben gelb, hellblau und weiss, die in unterschiedlichen Darstellungsformen durch ihre geschickte Anordnung immer lesbar bleiben. Losgelöst von der Grundgrafik wird der Badge mit zwei Weltmeister-Sternen und einem zweiteiligen Kranz emotional gefeiert.

Der Brasilien-Badge hat eine unverwechselbare Grafik. Die Verbindung von organischer Linienführung, Aussenform und Kreuz, sowie geometrischer Strenge in Form von gelben und grünen Flächen in horizontaler und vertikaler Ausrichtung, wirkt ausgewogen. «CBF» ist etwas zu klein geschrieben. Die vierte Farbe – Grün – funktioniert nicht in einer schwarzen oder weissen Grafik. Die fünf Weltmeister-Sterne verleihen dem Badge Historie.

Top fünf Fussball-Nationalmannschafts-Badges von oben nach unten: Argentinien, Brasilien, Deutschland, Kroatien und Schweden.

Zwei geschlossene feine Kreislinien und eine segmentierte, stärkere Kreislinie bilden die Grundform des deutschen Badge, der so in drei Flächen gegliedert wird. Das Zentrum ist mit dem bekannten deutschen Adler besetzt. Zwischen dem kleinsten und dem mittleren Kreis steht «Deutscher Fussball Bund» geschrieben, leider viel zu klein. Der grösste Radius mit der markantesten Kreislinie, die unten drei Mal segmentiert ist, grenzt das Logo nach aussen ab. Die vier Weltmeister-Sterne sprengen die strenge monochrome Badge-Grafik, die mit seiner kreisrunden Designsprache an einen Ball erinnert. Die Sterne und der Adler machen aus einem nüchternen Drei-Kreise-Design, ein markantes Brand, das für drei deutsche Tugenden steht: Qualität, Disziplin und Ausdauer.

Kroatien hat ein markantes Fussball-Trikot in weissem und roten Schachbrett-Muster-Design. Der Badge ist ebenso stark in seinem Ausdruck. Ein brauner Ball, der durch seine Lederpaneel- Form Geschichte darstellt. Er trägt eine nach oben aufstrebende, konvexe, symmetrische Schachbrett-Gitterlinienstruktur – die an einen Pokal erinnert – und sich harmonisch aus dem Ball heraus entwickelt. Das rote und weisse Schachbrettmuster wird durch braune Linien begrenzt, was in monochromer Darstellung nicht funktioniert. In der Mitte steht in schnörkelloser Schrift «HNS» geschrieben. Ein prägnantes Badge-Design, das Emotionalität verkörpert: «Kockasti» und «Vatreni» steht im Kroatischen für «die Karierten» und «die Feurigen».

Der Schweden-Badge in den Landesfarben Gelb und Königsblau mit einem asymmetrischen Kreuz prägnant, zentral platziert, wird links und rechts von einer konvexen Segment-Linie begrenzt. Ein Ball krönt das Badge-Design oben. Der Ball erinnert durch sein Waben-Design an vergangene Tage. Um den Ball geschrieben steht, in viel zu kleiner Schrift, der Verbandsname: «Svenska Fotbollförbundet» und das Gründungsjahr 1904. Zwischen Ball und Kreuz steht in knapp lesbarer Schrift «Severige», was hilft den Badge definitiv mit Schweden in Verbindung zu bringen. Ein Badge-Design, das in Farbe, in Grautönen, als Linien-Grafik wie auch in monochromer Darstellung bestens funktioniert. Eine ruhiger Badge, welcher zu Schweden passt.

Wer kennt nicht das Foto von Diego Armando Maradona mit dem Weltmeisterpokal 1986. Was macht dieses Bild so charismatisch? Sicherlich die Aura des bis dato weltbesten Fussballers mit Pokal und dem ikonischen Argentinien-Shirt – siehe auch Post vom 22 Juni 2010 Göttliche Teilung … – und dem ausdrucksstarken AFA-Badge.

Die Schweiz hat eine lange Tradition bezüglich Grafik, man denke nur an die immer wieder überdurchschnittlich gestalteten Banknoten, um die uns viele bewundern. Gleiches müsste auch für den SFV-Badge möglich sein, damit die Trikot-Optik stimmt, wenn die Schweiz an der nächsten Fussball-WM Weltmeister wird!

Tipps:

Öffentliche Bauten: 1. Architektur-Wettbewerb 2. Gemeindeabstimmung?

Bei öffentlichen Projekten ist es Usus, dass zuerst einen Architektur-Wettbewerb durchgeführt wird und anschliessend das Siegerprojekt vor die Gemeinde kommt. Ein relativ riskanter Weg für den Steuerzahler, als auch für den Architekten – der grosse Kosten verursacht – ohne, dass es sicher ist, ob jemals gebaut wird.

Ein seriöses Architektur-Wettbewerbsverfahren für einen öffentlichen Bau kostet im Minimum zwischen Fr. 150’000 bis Fr. 250’000 für ein kleines bis mittleres Objekt, inklusive Preisgeld. Eine grosse Summe für eine durchschnittliche Gemeinde, welche im Normalfall mit den eigenen Steuereinnahmen nicht in der Lage ist, die Löhne der Lehrer zu bezahlen.

Die Durchführung eines Wettbewerbsverfahrens verlangt eine relativ anspruchsvolle Organisation. Es braucht ein Büro (Organisator), welches den Wettbewerb koordiniert und begleitet, sowie zusammen mit dem Bauherr (Gemeinde) ein Raumprogramm erstellt. Anschliessend muss fast immer durch einen Architekten eine Nutzungsstudie erstellt werden, um zu prüfen, ob das gewünschte Raumprogramm auf dem zu bebauenden Grundstück überhaupt realisierbar ist. Weiter muss eine Fachjury bestimmt werden, welche aus mindestens drei Personen besteht. Ebenso muss ein Modellbauer beauftragt werden, der ein Grundlagenmodell erstellt, von welchem dann den teilnehmenden Architekten eine Kopie zur Verfügung gestellt wird. Weiter müssen die Plangrundlagen, u.a. ein Situationsplan mit Höhenkurven, bereitgestellt werden.

Bei einem eingeladenen Wettbewerbsverfahren, mit 6 bis 10 Teilnehmern, ist der organisatorische Aufwand überschaubar. Bei einem öffentlichen Wettbewerb, mit bis zu 100 Teilnehmern, wird der logistische Aufwand doch schon relativ gross. Alle eingegangenen Wettbewerbsbeiträge müssen vom Organisator geprüft werden, anschliessend findet eine Juryierung statt, bei 100 Projekten eine anspruchsvolle Aufgabe. Das Preisgeld oder ein fixer Entschädigungsbetrag an alle Teilnehmer, letzteres kommt nur bei eingeladenen Wettbewerben zur Anwendung, ist mit Fr 75’000 bis Fr. 100’000 zu veranschlagen.

Vergleich Planungstiefe: Links Nutzungsstudie (Grundriss & Fassade) versus Wettbewerbsprojekt rechts. (Symbolpläne)

Neben dem Aufwand, welcher für die Steuerzahler entsteht, ist der Aufwand der Architekten, welche an solchen Wettbewerben teilnehmen, ebenso zu betrachten. Siehe auch Post vom 4. Mai 2008 «150 Wettbewerbs-Teilnehmer …?». Für ein mittleres Wettbewerbs-Projekt muss mit einem Stundenaufwand von ca. 500 Stunden gerechnet werden, was bei einem Stundensatz von Fr. 100 stolze Fr. 50’000 sind, plus Modellbaukosten und Plotkosten. Alles in allem ca. Fr. 55’000 pro Projekt. Bei einem eingeladenen Wettbewerb macht das bei sechs Teilnehmern Fr. 330’000. Entschädigt werden jedoch nur ca. Fr. 75’000, was pro Teilnehmer Fr. 15’000 ist und nicht einmal Fr. 30 pro Stunde ergibt… Bei öffentlichen Wettbewerben mit 100 Teilnehmern macht das ungefähr 5.5 Millionen Honorarkosten, welche mit ca. Fr. 100’000 (Preisgeld) entschädigt werden. Ein volkswirtschaftlicher Wahnsinn!

Würde es aus Sicht der Steuerzahler, wie auch den Architekten, nicht mehr Sinn machen, in einem ersten Schritt eine Nutzungsstudie mit einer Kostenschätzung zu erstellen, welche dann direkt dem Stimmbürger vorgelegt werden kann. Die Kosten für eine Nutzungsstudie inkl. Kostenschätzung bewegen sich für ein mittleres Projekt im Bereich von ca Fr. 50’000, also Kosten von ungefähr einem Viertel verglichen mit einem Wettbewerb. Bei einer positiven Gemeindeabstimmung ist in einem weiteren Schritt ein Wettbewerbsverfahren absolut zwingend, mit einer fairen Jury, siehe auch Blogpost vom 26. Jaunar 2016 «So stellt sich eine faire Fachjury zusammen». Die Bürger selbst stimmen ja nicht über die Architektur ab, sondern über eine Nutzung mit entsprechendem Kostenrahmen.

Ein stufengerechtes Verfahren für öffentliche Architektur-Wettbewerbe mit Gemeinde-Abstimmung sollte in Zukunft aus volkswirtschaftlichen Überlegungen in Betracht gezogen werden:

1. Nutzungsstudie (Kosten ca. Fr. 50’000)
2. Gemeindeabstimmung
3. Wettbewerbsverfahren – nach Annahme durch Souverän (Kosten ca. Fr. 150’000)

Das aktuelle Vorgehen «ALL-IN» sollte unbedingt überdacht werden, aus volkswirtschaftlicher Sicht!

Tipp:

Wissen & E-Mobilität

In diesem Post möchte ich auf den Akku des Elektroautos eingehen. Ich bin immer wieder mehr oder weniger überrascht, wie wenig Wissen die meisten Menschen haben, was die E-Mobilität betrifft. Ich fahre nun seit 1 ½ Jahren einen BMW i3s und habe in dieser Zeit knapp 25’000 km zurückgelegt. Der kleiner Stadt-Flitzer hat einen 42 kWh Akku mit dem man im Stadtverkehr bequem 300 km und auf der Autobahn etwas über 200 km zurücklegen kann.

Ein E-Auto benötigt in der Produktion, verglichen mit einem Verbrenner-Auto, einen höheren Energieaufwand, welcher dem Akku geschuldet ist. Für die Akku-Produktion wird pro Kilowattstunde (kWh) aktuell von ca. 100 kg CO2 (Kohlenstoffdioxid) ausgegangen. Dieser Wert wird in den nächsten Jahren noch massiv reduziert werden. Für den BMW i3 Akku, mit einer Bruttokapazität von 42 kWh, werden für die Produktion 4’200 kg CO2 freigesetzt noch bevor das Auto auch nur einen Kilometer gefahren ist. Wie weit muss also mein E-Auto mit 100 Prozent erneuerbarem Strom fahren, um mit einem PKW mit durchschnittlichem Verbrennungsmotor gleichzuziehen bzw. den Wert der CO2 Emissionen zu unterschreiten. In der Schweiz liegt der durchschnittliche CO2 Ausstoss von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bei 137 Gramm pro gefahrenen Kilometer (Wert gemessen im Jahr 2019).

Wissen: Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern & E-Mobilität: BMW i3s

Teilt man die 4’200 kg CO2 durch 137 Gramm CO2 so ergibt das ca. 30’000 km. Somit ist bereits bei einem Kilometerstand von 30’000 der BMW i3 äquivalent mit einem Verbrenner. Bei einer durchschnittlichen Motorlaufleistung von 200’000 km, ist der E-Flitzer bezüglich CO2 Ausstoss mit 170’000 km gegenüber einem Verbrenner-Auto im Vorteil. Wenn ich das E-Auto also für die «restlichen» 170’000 km mit 100 Prozent erneuerbarer Energie lade, reduziere ich den CO2 Ausstoss um 23’000 kg gegenüber einem durchschnittlichen Schweizer Verbrenner-Auto. Übrigens werden alle öffentlichen E-Ladestationen mit 100 Prozent erneuerbarem Strom beliefert. In der Schweiz sind 62 Prozent des Stroms aus erneuerbarer Energie produziert. Wenn der BMW i3 während eines üblichen Autolebens, inklusive Akku Produktion, mit einem durchschnittlichen Schweizer Strommix geladen wird, entspricht das immer noch 13’500 kg CO2 Einsparung.

Dass der Akku, nachdem er nicht mehr als Autobatterie gebraucht wird, als Elektrospeicher von Wind- und Solaranlagen ein zweites Leben bekommen kann, ist in dieser Betrachtung noch gar nicht berücksichtigt. Ein Akku hat heute eine Lebensdauer, inklusive «Second Life», von bis zu 30 Jahren, bevor er zu 98 Prozent mit erneuerbarer Energie recycelt werden kann.

In der Schweiz gibt es 4.6 Millionen Personenwagen, welche durchschnittlich 13’470 Kilometer im Jahr zurücklegen, was total 63 Milliarden Kilometer ergibt. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 137 Gramm CO2 pro gefahrenen Auto-Kilometer sind das 8’600’000 Tonnen CO2 … was 18.5 Prozent des gesamten CO2 Ausstosses der Schweiz entspricht. Ein relevanter Teil könnte heute schon reduziert werden – vorausgesetzt das Wissen bezüglich E-Mobilität und das Interesse an einer lebenswerten Zukunft sind vorhanden.

Ob ein LKW mit Wasserstoff fährt oder ein Haus genügend gedämmt ist, kann meist nicht direkt beeinflusst werden. Bei der Wahl des Antriebskonzeptes des eigenen Autos kann jeder selbst entscheiden, wie nachhaltig und umweltbewusst er unterwegs sein will.

Es fasziniert mich, dass ich in ca. 4 Monaten mit meinen «Smart Urban Car» emissionsfrei unterwegs sein werde, denn ich lade mein E-Auto Zuhause mit Solarstrom. Darüber hinaus ist das E-Auto ein wichtiger Bestandteil einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft (Akku-Recycling).

Heute muss man zum Glück nicht mehr in eine Bibliothek fahren, um an Wissen zu gelangen und wenn, dann nur batterieelektrisch!

Tipps:

Neubau Luzerner Theater: Gebäude müssen kommunizieren!

Die Debatte um einen möglichen Um-, An- oder Neubau des Luzerner Theaters läuft bekanntlich schon länger. Eine Testplanung, in der jeweils zwei Varianten für Umbau & Anbau sowie Neubau geprüft wurden, ist bereits abgeschlossen, siehe auch Luzerner Zeitung vom 13. Oktober 2018.

Was jedoch bei der Testplanung des Kantons fehlt, ist der städtebaulich angemessene Umgang mit der Jesuitenkirche. Die vier Vorschläge der Testplanung kommen der Ostfassade der Kirche räumlich sehr nahe. Begründet wurde dieses Vorgehen historisch. Von 1890 bis 1947 gab es eine hofartige Bebauung, den Freienhof, welcher gegen die Reuss durch einen kleinen, zweigeschossigen Bau mit der Jesuitenkirche örtlich verbunden war.

Die Verbindung zur Jesuitenkirche war pragmatischer Natur und nur ein kurzes Intermezzo in der über 300-jährigen Geschichte der Kirche, welche 1666 erbaut wurde, siehe auch Zentralplus vom 3. März 2019: Vom Kreuz mit dem Theater – oder vom Theater um das Kreuz. Der «gassenartige» Freiraum zwischen Theater und Kirche, welcher von allen Teams in der Testplanung vorgeschlagen wird, vermag in keiner Weise räumlich zu überzeugen.

Links Theater bestehend, Mitte Testplanung Vorschlag I Anbau: ARGE Büro Konstrukt / TGS Architekten Luzern, Rechts Testplanung Vorschlag II Anbau: HHF Architekten Basel
Links Testplanung Vorschlag III Neubau: Bosshard & Luchsinger Architekten Luzern, Mitte Testplanung Vorschlag IV Neubau: Büro Konstrukt / TGS Architekten Luzern, Rechts Vorschlag Neubau Patrick J. Schnieper Kriens

Neben einer zeitgemässen Theater-Infrastruktur, einer Verdopplung des heutigen Raumprogramms, sollte dem städtebaulichen Aspekt gebührend Beachtung geschenkt werden. Für mich ist ein angemessener Theaterplatz ein zwingender Baustein. Wo dabei die Anordnung des Platzes sinnvoll ist, ob zur Kirche auf der Westseite ausgerichtet oder gegen Osten Richtung Seebrücke, ist eine Frage der ortsbaulichen Gewichtung. Argumente für einen ostseitigen Theaterplatz sind die Anbindung an den Rathaussteg mit den Sichtverbindungen auf die Rathaustreppe und den Kornmarktplatz auf der gegenüberliegenden Reuss-Seite. Für einen Platz auf der Westseite spricht ein respektvolles Nebeneinander in Form eines angemessenen Freiraums zwischen Kirche und Theater. Weiter ist ein Theaterplatz auf der Westseite zur Kirche hin aus folgender Überlegung vorzuziehen: Theater und Kirche treten architektonisch in einen Dialog, beiden Bauten wird eine entsprechende Ausstrahlung zugeordnet. Ebenso ist es für die Stadt Luzern eine grosse Chance, einen Platz in der Grösse von knapp 2000 Quadratmeter zu erhalten – verkehrsfrei – an einzigartiger, prominenter Lage mit Anbindung an den Jesuitenplatz, ein Ort, der zum Flanieren und Verweilen einlädt.

Um für den Theaterplatz eine angemessene Grösse zu erhalten, muss das Raumprogramm des Neubaus in die Höhe entwickelt werden. Der Saal würde im 2. Obergeschoss platziert werden, was unter anderem den Vorteil mit sich bringt, nur im Bereich der Bühne ein Untergeschoss ins Erdreich bauen zu müssen. Ein wichtiger Aspekt bezüglich der örtlichen Geologie, welche wegen des Grundwasser- spiegels nur ein vollflächiges Untergeschoss zulässt.

Die Länge des Neubaus ergibt sich aus folgenden Raumabmessungen: Hinterbühne 10 Meter, Bühne 15 Meter, Saal 22 Meter und Foyer 10 Meter, was Total 57 Meter entspricht. Die Breite setzt sich aus Bühne 17.5 Meter, so wie den beiden seitlichen Erschliessungen von je 8.25 Meter zusammen, was im Total 34 Meter ergibt. Die Gebäudehöhe im Bereich der Bühne addiert sich aus folgenden Teilmassen: Unterbühne 15 Meter, Bühne 12 Meter und Technik Bühne 10 Meter, was eine sichtbare Fassadenhöhe ab Erdgeschoss von 32 Metern entspricht.

Der Hauptbau mit 24 Metern Fassadenhöhe wird vom Bühnenaufbau um 8 Meter überragt. Das Theater hätte so eine Kuppel – Krone, was in der städtebaulichen Tradition steht, siehe auch historische Fotoaufnahme aus dem Jahr 1900 mit Hauptpost links und Hotel du Lac rechts auf der gegenüberliegenden Reussuferseite. Das Hotel wurde 1948 abgebrochen.

Neben städtebaulichen und raumkonzeptionellen Fragen sind die Forderungen der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege und der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission, welche sich für einen Erhalt der Nordfassade einsetzt, siehe auch Luzerner Zeitung vom 5. Oktober 2019, zu beachten. Wie weit ein Einbezug der Nordfassade vom bestehenden Theater bei einem Neubau Sinn macht, ist eine delikate Frage … klar ist; mit dem geforderten Raumprogramm ist ein Neubau zwingend.

Der Kompromiss liegt auf dem Tisch: Den Saal im 2. Obergeschoss platzieren, also in die Höhe bauen. Mit dieser Massnahme wäre ein angemessener Freiraum zwischen Theater und Kirche möglich. Im Gegenzug muss die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege und die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission auf die bestehende Nordfassade verzichten.

Neben all den funktionalen und denkmalpflegerischen Aspekten finde ich es essenziell, dass städtebaulich markante Bauten miteinander kommunizieren und nicht Rücken an Rücken zueinander stehen sollten.

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