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NYC: «SoHo Coffee Office»

Home Office ist seit März 2020 für viele Menschen nicht mehr nur ein Begriff, sondern eine Tatsache. Eine neue Erfahrung zu arbeiten: selbstverantwortlich, oft ohne soziale Kontrolle und «nur» per Videokonferenz in Verbindung zur Aussenwelt! Ich arbeitete seit dem Jahr 2000, jedes Jahr für drei Wochen von New York aus für mein Büro in Kriens. Letztes Jahr war ich erstmals seit 20 Jahren nicht in New York, ein Tapetenwechsel den ich vermisse.

Patrick J. Schnieper im Loft von Alex Kayser am 4. September 2003 – Foto Alex Kayser

Ich habe den Kunstfotografen Alex Kayser 1998 kennengelernt, siehe auch ArchitekturCumulus vom 8. August 2015: A Sweet Home: Alex Kayser 1949 – 2015. Wenn ich im Herbst jeweils für drei Wochen in New York war, für einen Tapetenwechsel, wohnte ich in den Jahren von 2000 bis 2014 in Tribeca am 211 West Broadway bei Alex Kayser. Alex war starker Raucher, was mir das Arbeiten in seinem Künstler-Loft oft etwas schwer machte … am Morgen konnte ich bis ungefähr 11 Uhr ungestört, ohne Rauch, welcher meine Augen rötete, meinen Tätigkeiten nachgehen. Skypen mit dem Büro in Kriens und sonstige Telefonpendenzen erledigen, da Alex viel in der Nacht arbeitete. Für den Nachmittag musste ich mich meinen Augen zuliebe um eine Alternative kümmern. Was lag näher, als eines der vielen SoHo Cafés als (Co-)Working-Space in Beschlag zu nehmen.

In den ersten paar Jahren verbrachte ich meine Arbeitsnachmittage in der Espresso Bar «Space Untitled» in der Greene Street im SoHo. Ein «Place to Be», wo man sich zum Kaffee getroffen hatte. Das Arbeiten mit einem CAD-Programm in einem Kaffee auf einem Mac-PowerBook-Titanium war anfangs der Nullerjahre selbst für New Yorker etwas besonderes. Nach der Schliessung der Espresso Bar im Jahre 2008, arbeitete ich in der Aroma Espresso Bar an der 145 Greene Street (neu an der 100 Church Street) und im Gotan in direkter Nachbarschaft zum Loft von Alex. Ab dem Jahr 2011 zügelte ich mein «SoHo Coffee Office» in den Starbucks at Spring & Crosby Street*. Der Starbucks liegt in direkter Nachbarschaft zum MoMA Design Store und zum Restaurant Balthazar und ist nur ein Steinwurf von Little Italy entfernt. Für mich neben dem Astor Place Starbucks einer der interessantesten Starbucks bezüglich Publikum in Manhattan.

P. J. Schnieper im Starbucks Spring and Crosby Street am 11. Oktober 2013 – Foto Alex Kayser

Der Gästemix im Starbucks Spring and Crosby Street ist bunt: Touristen, welche sich vom Shoppingrausch erholen und ihre Social Media Updates durchführen, Studierende, die lernen, Eltern mit Kindern, die sich eine Pause gönnen, Freiberufler, die als Webdesigner, Blogger, Musikproduzenten und vieles anderes arbeiten. Was auch oft zu beobachten ist, dass jemand zwei, drei Personen trifft, für Vorstellungs-Gespräche … und immer wieder die Polizei, die Drogendealer und Süchtige abführt. Es ist ein Starbucks, der extrem viel Publikum anzieht, nicht nur die Schlange vor den Toiletten ist oft lang, auch das Bestellen vor Ort braucht häufig etwas Geduld. Ich habe sehr grossen Respekt, was die Mitarbeiter in solch einem hochfrequentierten Starbucks leisten – immer freundlich an der Kasse, beim Zubereiten von Getränken oder beim Putzen der Tische und WCs.

Das Nachmittags-Arbeiten im «SoHo Coffee Office» war ein guter Kontrast zum Künstler-Loft-Leben bei Alex oder zur heute eher ruhigen Wohngegend in Harlem Sugar Hill, wo ich jeweils bei Jutta Weiss, einer aussergewöhnlichen Hairstylistin, wohnen darf. Ob entwerfen oder schreiben, für mich war es nie ein Problem bezüglich Konzentration in einem hochfrequentierten Kaffee meinen Arbeiten nachzugehen. Die Stimmen vermischten sich zu einem gesamthaften Geräuschteppich, welcher in Manhattan allgegenwärtig ist. Am Nachmittag ungestört, dank der Zeitverschiebung ohne Telefonunterbrechungen zu zeichnen oder zu schreiben, ist die perfekte Voraussetzung, um in einen produktiven Arbeitsflow zu kommen.

Das «SoHo Coffee Office» ist / »war« eine hochdosierte Portion Inspiration …

* Der Starbucks at Spring & Crosby Street wurde zwischenzeitlich – in der Corona-Zeit – leider umgebaut … Patrick J. Schnieper im Oktober 2022

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