Direkt zum Inhalt wechseln

Von Veedel zu Veedel in Köln

Dieses Jahr war es für mich eine Premiere, weil wir erstmals mit dem Elektroauto unsere Büroreise antraten und nicht mit einem subventionierten Kerosin Flug. Somit machten wir uns am letzten Tag im Juli auf den Weg nach Köln, wo wir für 5 Tage verweilten.

Spaziergang am Mittwochabend im Sonnenlicht

Wir starteten die gut 580 km lange Anreise am Mittwochmorgen und legten nach rund 220 km den ersten Zwischenstopp an der Raststätte Renchtal ein. Dort gab es für das Auto eine Portion Strom und für uns einen Kaffee und Gipfeli. Nach weiteren 200 km machten wir am frühen Nachmittag einen zweiten Ladestopp mit Mittagessen, bevor wir auf der Zielgeraden von 160 km Richtung Köln waren. Bei beiden Raststätten gab es an den Ladestationen nichts anzumerken und sie funktionierten einwandfrei. Am späten Nachmittag sind wir voller Vorfreude in Köln angekommen. Wir waren froh, dass wir noch eine erste kleine Erkundungstour vor uns hatten, da sich unsere Beine nach der Autofahrt auf einen Spaziergang freuten. Nach dem leckeren Abendessen im Restaurant Little Nonna mit frischen Pasta- und Pizzagerichten gingen wir durch das Belgische Viertel, welches für seine Lebhaftigkeit mit Boutiquen, Galerien, Theater, Cafés und Bars bekannt ist, zurück zum Hotel.

Am Donnerstagmorgen fuhren wir nach dem Frühstück in den südlichen Teil der Stadt und starteten dort mit unserer Besichtigungstour. Wir sahen unter anderem die Klassiker wie das Cologne Oval Office, das Siebengebirge und die Kranhäuser, bis wir zum Mittagessen im Bierhaus en d’r Salzgass eintrafen. Die Geschichte dieser ursprünglichen Brauerei & Gaststätte geht einige Jahrhunderte zurück und wurde 2003 unter dem Namen «Bierhaus en d’r Salzgass» wiedereröffnet, wobei die Baustruktur des mittelalterlichen Kölner Hauses mit einer typischen zweigeschossigen Dielenhalle und Zwischengeschoss wiederhergestellt wurde. 

Ich (im blauen Kleid), nicht nur vom Bild «Die Himmelfahrt Mariae» von Peter Paul Rubens (1577-1640) beeindruckt, sondern auch von der Grösse des Gemäldes

Mit vollem Magen führten wir unsere Besichtigungstour fort, erkundeten die Stadt Köln weiter und besuchten unter anderem das Wahrzeichen Kölns – den Dom. Beim Betreten des Doms hatten wir das Glück, einem Chor lauschen zu können. Als ich im Mittelschiff stand und um mich herumschaute, begleitet von dem klaren Gesang des Chors, bekam ich Gänsehaut und der Dom wirkte mit seinen Reliefs und dem Dekor noch imposanter als zuvor von aussen. Ein unbeschreibliches Raumerlebnis! Als Abschluss des Tages besuchten wir das Museum Ludwig. Bemerkenswert war die Foto-Ausstellung von Karl-Heinz Hargesgeimer – bekannt unter dem Künstlernamen Chargesheimer. Diese zeigte die Stadt Köln im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und zugleich das typische Kölner Alltagsleben.

An unserem dritten Tag der Büroreise fuhren wir mit der DB nach Düsseldorf. Gestartet beim Stadttor zum Rheinturm bis zur Königsallee, erreichten wir am Nachmittag den Kunstpalast. Das Museum umfasst fast alle künstlerischen Gattungen mit über 100’000 Objekten. Nebst der grossen Kunstwerke gab es auch versteckte Räume mit interaktiver Kunst. Zugänglich waren diese durch kleine Türen von den Ausstellungsräumen her. Die da dahinter verborgenen Kammern waren unter anderem mit einer Kamera und einem Bildschirm bespielt, in dem man als Besucher als Teil des Kunstwerks sichtbar wurden.

Als krönender Abschluss von unserem Tag in Düsseldorf speisten wir im Weinhaus Tante Anna. Diese Gastwirtschaft ist von langer Tradition geprägt und besticht mit Einrichtungsgegenständen und Zierelementen, die teilweise über 300 Jahre alt sind. Das leckere saisonale Essen, welches die traditionelle mit der modernen Küche verbindet und das gastfreundliche Personal rundeten unseren Ausflug nach Düsseldorf grossartig ab.

… nicht nur in Pompeij im Amphitheater gibt es Pink Floyd Plakate – nein auch in Köln!

Den letzten Tag in Köln startete wir beim «Uni-Veedel» – ein «Veedel» ist das kölsche Wort für ein Viertel. Auf dem Weg zum nächsten Veedel, als wir einer eher öden Hauptstrasse entlang liefen, entdeckte Bruna plötzlich einen Hingucker für Patrick. Ein Plakat der Band Kings of Floyd, welche mit ihrer Live-Inszenierung der grössten Hits von Pink Floyd durch Deutschland touren. Noch bevor Patrick sich in Stellung für ein Foto bringen konnte, hatte Bruna bereits das Handy gezückt, begann abzuknipsen und es entstand ein kleines Making-of des Fotos. Ein weiterer Hingucker des Tages war der Gewerbehof Huhnsgasse. Der um 1890 erbaute Gewerbehof mit charmanter Klinkerfassade wurde in den 2000er-Jahren grundlegend saniert und die ursprüngliche Gebäudegeometrie herausgehoben. Heute steht der Hof unter Denkmalschutz und beherbergt eine Mischung aus Wohnungen und Gewerbe.

Ort der Stille im Kolumba in Köln

Nach dem Mittagessen besuchten wir das Kolumba von Peter Zumthor. Dabei konzentrierte ich mich als Architekturstudentin natürlich auf die Architektur des Gebäudes. Wir verweilten einige Minuten im Innenhof, wo in der Fassade die Ruinen der alten Kirche und das darauf aufgebaute Museum von Zumthor zu erkennen ist. Der Innenhof hatte eine beruhigende Wirkung und ich liess meinen Gedanken freien Lauf. Als ich mich auf einen Stuhl unter die Bäume setzte und nur das Rauschen der Blätter hörte, vergass ich für einen Moment, dass ich mich inmitten der Stadt Köln befinde.

Zu unserem Sonntags-Frühstück wurden wir mit dem Schrillen des Feueralarms im Restaurant empfangen, da der Rauchmelder kurz vor unserer Ankunft losging. Dennoch genossen wir ein leckeres Frühstück, welches uns für unsere letzten Besichtigungen und Rückreise stärkte. Was nicht gestärkt war nach dem Morgenessen, war das Auto. Als wir zum Auto zurückkehrten, mussten wir leider feststellen, dass der Ladevorgang abgebrochen wurde. Jedoch waren noch etwa 100 km im «Tank» übrig und wir konnten uns auf den Weg machen.

Unser reichhaltiges Frühstück im CloudKitchen in Köln

Nach ca. 60 km Autofahrt erreichten wir die Bruder-Klaus-Feldkapelle von Zumthor. Bereits vom Parkplatz aus sieht man die Kapelle, welche ähnlich wie ein Monolith auf dem Feld steht. Nach einem kurzen Spaziergang standen wir vor der Kapelle. Beim Betreten der Kapelle war ich ein wenig ernüchtert. Zwar war es reizvoll, die Struktur der Baumstämme im Inneren im Zenitlicht von Nahem zu sehen, jedoch überzeugte mich die äussere Wirkung der Kapelle als einziges Objekt auf dem offenen Feld mehr. Auf dem Rückweg zum Auto kamen uns viele neugierige Besucher entgegen. Der Parkplatz war bei unserer Rückkehr um einiges besser besetzt und wir waren erstaunt, wie viele Leute die Kapelle besuchten. Wir waren froh, dass wir bereits am Morgen da waren und das Bauwerk in Ruhe besichtigen konnten.

Mystische Stimmung beim Besuch der Bruder-Klaus-Feldkapelle

Während der Weiterfahrt nach Speyer hatten wir weitere Schwierigkeiten mit den Ladestationen für das Elektroauto. Bei der Raststätte, die wir anpeilten, war die E.ON-Ladestation defekt und wir mussten schlussendlich abseits der Autobahn im Industriegebiet bei einer Mercedes-Garage in Reinbach, welche 20 km von der Feldkapelle entfernt war, unser Auto laden. Trotzdem sind wir 220 km später am frühen Abend in Speyer angekommen und besichtigten den Dom zu Speyer. Er ist die grösste erhaltene romanische Kirche der Welt und hat eine imposante Dimension im Vergleich zu der historischen Altstadt Speyer. Wir liefen der historischen – zum Dom leicht versetzten – Strassenachse entlang und suchten uns ein Restaurant für unser Abendessen. Zu unserem Erleichtern hatte die Ladesäule beim Parkplatz in Speyer wunderbar funktioniert und die Batterie war aufgeladen, als wir nach dem Abendessen zurück beim Auto waren.

Unsere Heimfahrt gestaltete sich weiterhin beschwerlich bezüglich Ladestationen. Bei der Raststätte die wir als nächsten Ladestopp vorgesehen hatten – eine Ladesäule der EnBW – wurde der Ladevorgang erneut nicht gestartet. Also stiegen wir wieder in das Auto und erreichten nach insgesamt 140 km die Raststätte Mahlberg, wo wir glücklicherweise das Auto an einer Ionity-Ladesäule ein letztes Mal laden konnten. Trotzdem erlebten wir eine tolle Büroreise mit vielen neuen Eindrücken und die Schwierigkeiten mit den Ladestationen konnten wir im Grossen und Ganzen gut meistern. Wir hoffen, dass diese bis zu einer nächsten Reise mit dem Elektroauto besser ausgebaut sind und uns somit definitiv nichts mehr im Wege steht.

Tipps:

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert