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ARGE mit Architekten Gemeinschaft 4

Situation und Umgebung
Die seit Anfang 2010 zu Aarau gehörende Wohngemeinde Rohr befindet sich nordöstlich der Kantonshauptstadt an der Hauptstrasse zwischen Brugg und Aarau. Rohr ist aufgrund der sehr guten verkehrstechnischen Lage, der Anbindung an die Autobahn Bern – Zürich und der naturnahen Landschaft südlich der Aare zentraler Lebensmittelpunkt und entwickelt sich zu einem wachsenden Wohnraum mit hohem Lebenskomfort.

Das bestehende Quartier ist charakterisiert von zwei- bis dreigeschossigen Ein- und Mehrfamilienhäusern, sowie dem markanten Märklin Hochhaus und der angrenzenden städtischen Bebauung Aaraus. Der dabei entstehende Bebauungskontrast wird in der Entwurfsaufgabe aufgegriffen und formuliert die Ersatzneubauten der Graphis Bau- und Wohngenossenschaft als Bindeglied in der bestehenden Siedlungsstruktur zu einem ausgewogenen städtebaulichen Ganzen. Durch die Dimensionierung und Setzung entlang der Zonengrenze vermitteln die beiden länglichen Baukörper mit Südost-Nordwest Ausrichtung zwischen dem Massstabssprung der Siedlung und artikulieren deren Übergang. Ortsprägende Elemente, wie die umlaufende Hecke und erhaltenswerte Einzelbäume an der Grabenstrasse werden übernommen und als wesentlicher Teil in die Aussenraumgestaltung eingebunden.

Das Grundstück erhält durch die Platzierung der beiden Baukörper klare Grenzen und zwei deutlich prägende Zugänge über die bereits bestehende Strassenanbindung. Die Einfahrt zur Einstellhalle ist an die westliche Grundstücksgrenze gerückt und konzentriert so den Zugangsverkehr an einem bereits befahrenen Ort auf ein Minimum für die Siedlung und die angrenzenden Parzellen. Periphere Gebiete entlang der Einfahrtsrampe erhalten eine dichte Baumbepflanzung, die den Ort als Gegenpol zur Einfahrt prägt. Gleichzeitig generiert die Baumsituierung einen landschaftlichen Rahmen und Spielmöglichkeiten für Kinder.

Im Gebiet der zukünftigen Weiterentwicklung der Wohnbauten im nordwestlichen Grundstücksbereich, ist ein baumumgebenes Rasenfeld vorgesehen, welches grosszügigen Raum für Sport und Spiel bietet. Eine mittige, leicht erhöhte Promenade mit Gemeinschaftspavillon, Veloabstellplätzen und Aufenthaltszonen zwischen den beiden Baukörpern dient neben der Erschliessung der Wohngebäude; der Begegnung und dem Verweilen. Hier trifft man sich, grüsst sich beim Vorbeigehen, spricht über das neue Fahrrad und die Entwicklung der Kinder. Zwischen dem erhöhten Gehbereich und den Gebäuden werden, ähnlich einem Senkgarten grosse Felder mit Reitgräsern bepflanzt. Diese bilden zusammen mit Maulbeer-Bäumen in dieser Zone einen den Wohnungen vorgelagerten atmosphärischen Raum. Leicht transparente, in Holz gehaltene Zweiradunterstände setzen die Fläche zwischen den Baukörpern in eine massstäbliche Proportion.

Die Materialisierung der Belagsoberflächen ist robust und alltagstauglich
in eingefärbtem Asphalt gehalten und kontrastiert mit den kiesbelegten Flächen der privaten Gartensitzplätze. Die Bepflanzung richtet sich nach der Grösse der Parzelle und einer ausgewogenen Unterhaltsbetrachtung, so werden vorwiegend Laubbäume, wie Birken, Maulbeerbäume und Ahornbäume gepflanzt. Die Ausgestaltung der Siedlung Quellengarten wiederspiegelt die Ansprüche des genossenschaftlichen Wohnens, sie fördert durch die entsprechenden Zonierungen die soziale und kulturelle Integration und stärkt die Gemeinschaft in einem identitätsstiftenden Umfeld. Familien, Singles und Paare unterschiedlicher Altersstufen finden hier ein neues, nutzungsflexibles Zuhause, das auf die zeitgemässen Ansprüche seiner Bewohner vollumfänglich reagiert.

Struktur und Material
Charakteristisch für beide Baukörper ist ein subtiles Spiel mit Vor- und Rücksprüngen, Spiegelungen und Verschiebungen. Die Basis dazu bildet die Ausrichtung des Gesamtgrundrisses an der ausgemittelten Längsachse und die Querrasterung in teilweise aufgelöste, statisch wirksame Schotten vom obersten bis ins unterste Geschoss, die aus der halbierten Treppenhausbreite hergeleitet sind. Mit einem verhältnismässig geringen ökonomischen und baulichen Aufwand, über nur drei verschiedene Fensteröffnungen, wird eine spielerische Komplexität in der Fassadengestaltung erreicht.

Eine strukturbedingte Gleichmässigkeit der beiden Hauptfassaden wiedersetzt sich dem klassischen Muster von Vorder- und Rückfassade und bewirkt damit einerseits eine gleichwertige Interaktion der Fassaden mit den Aussenräumen, andererseits eine Verschiebung der Öffnungen in der Vertikalen. Durch die ökonomische Raumdisposition sind Erschliessungswege sowohl in der Einstellhalle als auch in den Wohngebäuden minimal. Die zugängigen Steigzonen sind mit 1.7 Quadratmeter pro Wohnung optimiert und befinden sich konzentriert an peripheren Lagen.

Die Konstruktion der statisch relevanten Wandanteile und Decken ist in Recycling Beton vorgesehen. Der Boden über dem Untergeschoss sowie das Dach werden maximal gedämmt, so dass sämtliche Anforderungen des Minergie P Eco vollumfänglich realisiert werden. Die sichtbaren Materialien der beiden kompakten Baukörper sind bestimmt von nutzungsfreundlichen und langlebigen Werkstoffen. Strukturputz, Holz-Metallfenster, Betonelemente in Form von Balkonböden und -brüstungen, Abdeckungen und Simsen ergänzen sich mit Metallstaketengeländern im Aussenbereich. Die Farbkonzeption des vorgesehenen strukturierten und farblich nuancierten Fassadenputzes wird in Zusammenarbeit mit einem Künstler entwickelt. Der Innenraum ist über dezente, flexibel möblierbare Wände in Kalkputz und einem wohnlichen Holzboden beschrieben.

Text: Juliane Reuther, Schnieper Architekten

Aufsicht
01 - Aufsicht
Nordansicht
02 - Nordansicht
Ostansicht
03 - Ostansicht
Südostansicht
04 - Südostansicht
Südwestansicht
05 - Südwestansicht
Abgabeplan I
01 - Abgabeplan I
Abgabeplan II
02 - Abgabeplan II
Abgabeplan III
03 - Abgabeplan III
Abgabeplan IV
04 - Abgabeplan IV
Abgabeplan V
05 - Abgabeplan V