Direkt zum Inhalt wechseln

Ronchamp – Sternenfenster

Es ist schön zu erfahren, dass auch ein grosser Architekt wie Corbusier gewisse Effekte dem Zufall zu verdanken hat. Bei der Besichtigung der Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp anlässlich unseres Herbstausfluges, machte uns der begleitende Architekturführer vom Vitra Design-Museum auf ein schönes Detail aufmerksam. In der Ostfassade leuchten kleine Öffnungen wie ein Sternenmeer oder Heiligenschein um das grosse Marienfenster. Laut unserem Begleiter entstanden diese faustgrossen Fensterchen per Zufall, als Corbusier während der Bauzeit diese noch offenen Lücken in der Mauer entdeckte. Im Gegensatz zu den minutiös geplanten Fensternischen in der Südseite ist das eine willkommene Bereicherung der ansonsten fast fensterlosen Ostseite des Baus.

Ronchamp ist nicht die einzige Kirche, die Corbusier geplant hat. Eine weitere Kirche, Saint-Pierre in Firminy, öffnete vor einem Jahr ihre Tore, rund 40 Jahre nach Corbusiers Tod. Der Architekt hat dort die Öffnungen von Ronchamp übernommen und diesmal in die Planung einfliessen lassen. Sie stellen das Sternbild des Orion dar, einem der grössten Jäger und Persönlichkeiten der griechischen Mythologie.

Unten: Corbusier-Kirche in Firminy mit dem Sternbild Orion (Bild: Maurice Bonhomme)

1 Antwort zu «Ronchamp – Sternenfenster»

  1. Hallo Cornelia und Patrick

    Nachdem Orion mein «favorite Sternbild» ist – seit Kindheit und später dann noch in Homers Odyssee und Ilias bestätigt – herzlichen Dank für den Beitrag. Der scheinbar Architektur und Philosophie verbindet um ganz profan in Religion zu enden: gelungen! lg, mm

    PS Hier noch der Wiki-Beitrag zum wilden Jäger für Mhytologen:

    Zum Leben und Wirken des Orion existieren in der griechischen Mythologie unterschiedliche Versionen:

    So soll er der Sohn des Meeresgottes Poseidon gewesen sein, der die Insel Chios von wilden Tieren befreite. Als er jedoch Merope, die Tochter des Königs Oenopion vergewaltigte, wurde er zur Strafe von ihrem Vater geblendet. Orion wanderte blind nach Osten um von den Strahlen der Morgensonne geheilt zu werden. Eos, die Göttin der Morgenröte, verliebte sich augenblicklich in ihn. Die keusche Jagdgöttin Artemis missgönnte ihr den jungen Mann und erschoss ihn mit einem Pfeil.
    Orion und die Plejaden wurden am Himmel verewigt, letztere als „Siebengestirn“.

    Einer anderen Version nach wollte Artemis aus Liebe zu Orion ihrem Keuschheitsgelübde entsagen. Ihr Zwillingsbruder Apollon, der dies verhindern wollte, bediente sich einer List. Er überredete Artemis, sich im Bogenschießen zu üben und auf die Meereswellen zu zielen, während Orion dort schwamm. Orion wurde von einem Pfeil tödlich getroffen. Die trauernde Artemis versetzte ihren Geliebten an den Himmel.

    In einer anderen Überlieferung brüstete Orion sich damit, der größte Jäger der Welt zu sein, was ihm von Zeus´ Ehefrau Hera verübelt wurde. Sie sandte einen Skorpion aus, der Orion einen tödlichen Stich zufügte. Gott Zeus versetzt daraufhin beide an den Himmel. Wenn das Sternbild Skorpion im Osten aufgeht, muss Orion den Himmel im Westen verlassen. Dadurch stehen die beiden Kontrahenten niemals zusammen am Himmel.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert