Immer wieder drängten sich diese Themen auf, als ich vergangenen Juli mit der Klasse im Ruhrgebiet war. Eine Gegend, die nicht zuoberst auf der Reisewunschliste steht. Man assoziiert es mit Kohleberg-Werken, Stahlindustrie, Umweltverschmutzung, Arbeitslosigkeit. Wir erlebten es als überraschend reiches Gebiet, und wenn man die umliegenden Sehenswürdigkeiten wie die Kolumba und weitere Museen in Köln oder Zumthors Bruder Klaus Kapelle in Wachendorf dazunimmt, entsteht ein interessantes Reiseziel! Die Industriekultur verfolgt einem auf Schritt und Tritt, zum Beispiel fallen einem die aus dem Bergbauabfall aufgeschütteten Halden auf, welche jede anders gestaltet wurde. Die Zeche Zollverein in Essen und der Landschaftspark Duisburg-Nord sind ebenfalls Zeitzeugen, die ein Stück vergangene Geschichte erzählen. Man sieht dort, wie unterschiedlich mit den alten Bauten umgegangen wird. Manche sind geschützt und werden nun aufwändig restauriert, andere werden kontrolliert von der Natur zurückerobert und zu einem Naherholungsgebiet umgewandelt. Die Kombination der monströsen Gebilde der Stahlindustrie und flanierenden Menschen in einem jungen Birkenwäldchen ist sehr surreal und erstaunt. Es gibt dem Ort eine eigene, unverwechselbare Identität.
Eine Oase ist auch die Museumsinsel Hombroich, wo Kunst mit Natur verbunden wird. Das Gelände besteht aus einem grossen natürlichen Park und 16 Gebäuden, die vom Bildhauer Erwin Heerich entworfen wurden. Zu finden sind dort drin neben Werken berühmter Künstler auch wunderschöne Lichtsituationen, die sich je nach Tageszeit und Wetter ständig bewegen und verändern. Zu sehen zum Beispiel im «Turm», einem leeren weissen Raum, von 4 Seiten begehbar und nur mit Oblichtern erhellt. Wenn das Wetter mitspielt, das heisst in diesem Fall, wenn es viel Wolken und etwas Sonne hat, ist es ein richtiges Schauspiel, da sich der leere Raum ständig erhellt und wieder verdunkelt. Und noch ein letztes zum Thema Licht; wann immer man die Möglichkeit hat, die Zollverein School of Management and Design in Essen von SANAA Architekten zu besuchen, sei dies wärmstens empfohlen. Was von aussen wie ein reduzierter, kühler Betonkubus wirkt, entfaltet im Innern ein wunderschönes weiches Licht.