Im Frühlingssemester diesen Jahres habe ich das Architekturstudium an der Hochschule Luzern im Fachbereich Technik und Architektur abgeschlossen. Die Entwurfsaufgabe der Masterthesis umfasste die Planung eines Hotels in einem stillgelegten Steinbruch zwischen Gersau und Brunnen. Die touristische Erschliessung und die damit verbundene Schaffung einer ortsspezifischen Identität erforderten eine direkte Auseinandersetzung mit der Charakteristik des Steinbruchs und seiner Umgebung. Die Aufgabe beinhaltete einen konzeptionellen Entwurf in den Bereichen Struktur, Material und Energie, sowie deren zum Verständnis notwendige Darstellung in Plänen, Modellen, Texten, Bildern und Schemen. Meine Annäherung an die Aufgabe erfolgte über eine detaillierte Ortsanalyse, sowie die Erarbeitung eines architekturtheoretischen Themas als Grundlage des Entwurfskonzepts. Die vorausgehende theoretische Betrachtung mit dem Schwerpunkt auf dem Klang in der Architektur war Basis meiner Projektentwicklung. Sie resultierte aus der eindrücklichen Atmosphäre bei der ersten Bauplatzbegehung. Die natürliche Klangkulisse Steinbruchs ist bestimmt vom Rauschen des Wasser mit wechselnder Intensität je nach Witterungslage, dem Pfeifen des Windes vom See her und den Geräuschen des Berges. Das leise Tropfen, das Rieseln von kleineren Steinen, das Knacken der Pflanzen, die sich ihren Lebensraum zurückerobern, offenbaren sich dem Besucher bei genauem Zuhören. Dazu gesellt sich eindrücklich das menschliche Stimmengewirr, dass an der massiven, glatten Felswand reflektiert wird. Je nach Jahreszeit verändert sich der Klang des Steinbruchs. Im Sommer kommen die Geräusche des Schifffahrttourismus hinzu. Das Horn des Schiffs erfüllt den angrenzenden Landschaftsraum, die Klänge von Seglern und Wassersportlern gesellen sich dazu. Auch die gedämpfte Akutstik im Winter durch den schneebedeckten Boden, wechselt sich mit einer helleren, intensiveren Klangkulisse im Sommer ab. Die klangliche Phänomenologie des Steinbruchs, sein sich wechselnder Klang, bildet die Grundlage des Entwurfs. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Auseinandersetzung mit dem Genius Loci des Steinbruchs und dem bewussten Umgang mit Klang, als Teil der lokalen Qualität und Mittel zur Verortung.
Die Form des Zylinders (Projektdoku – 17.3 MB), ähnlich einer Klangröhre resultiert aus dem Interesse den örtlichen Klang zu integrieren. Der Zylinder übernimmt dabei die Aufgabe, die Klänge einzufangen, zu reflektieren, zu filtern und zu verstärken. Hinzu kommt die Funktion eines Klangkörpers aus sich selbst heraus als akustische Inszenierung an diesem Ort. Die Aufgabenstellung ein Hotel im Steinbruch zu errichten bildet den räumlichen und akustischen Rahmen dazu. Der Ausdruck des Steinbruchs, visuell und akustisch, bedingen die Idee einen Rückzugsort zu schaffen, einen Ort der Kontemplation, Entspannung und Konzentration. Zusätzlich zur vorgegebenen Hotelnutzung, werden längerfristig nutzbare Wohn- und Atelierbereiche bereitgestellt. Die Kombination aus kreativem Arbeiten, Erholen und dem Wunsch nach Rückzug an diesem Ort ermöglichen eine zusätzliche Steigerung der örtlichen Klangwelt. Zu den natürlichen Klängen gesellen sich die Geräusche der Gäste, durch ihre Schritte, ihr Schaffen und ihr Verweilen. Das Hotel im Steinbruch schafft sich seine eigene Klangwelt aus den bereits vorhandenen örtlichen Klängen und dem Klang seines Gebrauchs und ermöglicht durch gezielte Eingriffe unterschiedliche akustische Eindrücke. Der Gast erfährt das Gebäude und den Ort an dem es verwurzelt ist durch das Zuhören.