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Herzog & de Meuron: «Legohochhaus» in Tribeca New York

Die Basler Architekten bauen natürlich auch in Manhattan. Das erste Projekt war ein «kleineres» Apartment Gebäude an der 40 Bond Street. Aktuell wird eifrig an einem stattlichen Hochhaus mit 60 Stockwerken und 146 Luxus-Wohnungen mit dem Namen 56 Leonard Street im Süden von Manhattan gebaut. Der Start verlief harzig: Im Herbst 2008 wurde die Sales & Design Gallery an der 75 Leonard Street eröffnet, die ich mit dem Fotografen Alex Kayser am Abend des 28. Septembers 2008 zufällig besichtigen durfte … Ein Nachtwächter öffnete uns die Tür und zeigte uns voller Stolz den ganzen Showroom! Eine eindrückliche Verkaufs-Location. Der Baustart war dann 2009. Die Arbeiten dauerten nicht lange; nach den Fundationsarbeiten wurde der Bau wegen der Rezession eingestellt. Diesen September, als ich für drei Wochen am 211 West Broadway und Franklin Street wohnte, eine Strasse nördlich von der Leonard Street, konnte ich jeden Tag zuschauen, wie am «Legohochhaus» die ersten Fenster und Glas-Balkonbrüstungen von Wohnungen über den Sockelnutzungen montiert wurden, jede Woche ein Geschoss.

Charakteristisch für den architektonischen Ausdruck sind die auskragenden Balkone und Erker, welche in unregelmässigen Lagen und Abständen angeordnet sind. Die Unregelmässigkeit der beiden auskragenden Gebäudeteile nimmt mit zunehmender Gebäudehöhe zu. Ein weiteres gestalterisches Element sind die Sichtbeton-Decken in unterschiedlichsten Stärken, die von innen nach aussen durchlaufend ausgeführt sind. Die konkave Formgebung der Beton-Deckenstirnen ist nur aus sehr kleiner Entfernung erkennbar. Neben Beton ist Glas das zweite markante Element, das gleichzeitig die Wohnungs- und Balkonbegrenzung bildet.

Das Thema Balkon bekommt mit diesem Hochhhaus eine ganz neue Dimension. Normalerweise haben Häuser mit einer Gebäudehöhe von über 300 Metern Höhe keine Balkone. Dazu sind die Balkonbrüstungen dreiseitig aus Klarglas.

Die äussere Erscheinung des Hochhauses ist in meinen Augen nicht besonders gelungen. Die vielen unregelmässig nach aussen laufenden Betonplatten wirken unfertig und fragil. Eine klare Struktur, die dem Haus Ruhe und Kraft geben würde – zwei Elemente, die ein gutes Hochhaus ausmachen, fehlt. Die Fassadenreinigung mit den vielen zufällig vorspringenden Gebäudeteilen dürfte nicht ganz einfach werden. Auch die hochglanzpolierte, organisch geformte und in den Eingangsbereich gedrückte Chromstahl-Skulptur von Anish Kapoor, die in einem starken Kontrast zur geometrischen Architektur von Herzog & de Meuron steht, kann nicht wirklich überzeugen.

Die unregelmässige geometrische Struktur des Hochhauses erinnert an Legosteine, die von einem Kind zufällig und ohne Plan gestapelt wurden, bis der Turm schliesslich kippt. Die Wohnungen sind bis auf zwei alle verkauft, zu einem Quadratmeterpreis von 30’000 Franken. Der Markt hat bekanntlich ja immer recht … Was braut sich da am Börsenhimmel zusammen?

Tipp:

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