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Die Schwierigkeit der Entscheidungsfindung im «unverbindlichenunendlichen» Zeitalter …

Bauen bedeutet, sich für etwas zu entscheiden, eine Wahl zu treffen aus einer endlichen Auswahl. Entscheidungen beim Bauen können nicht so einfach rückgängig gemacht werden, was dem digitalen «Unverbindlichenunendlichen» wiederspricht.

Wir sind uns heute gewohnt, in vielen Situationen relativ unverbindlich durchs Leben zu gehen, dank der Online-Kommunikationsmöglichkeiten, die das Nicht-Entscheiden-Müssen fördern, was vielen entgegenkommt – nicht nur der «Generation Maybe»>. Die Angst zu entscheiden wird einem durch das digitale «Unverbindliche-unendliche» abgenommen. Was beutetet das für unsere Lebensweise: Vieles ist oft im Fluss, eine «definitive» Entscheidung wird für viele immer schwieriger, eventuell kommt noch etwas besseres… Eine unendliche Informationsflut in einem noch nie dagewesenen Tempo. Eine gute Entscheidung zu treffen bedeutet, das richtige Gefühl für etwas zu entwickeln. Das richtige Gefühl entwickeln kann nur, wer ein gesundes Fundament an Wissen und Reflexionfähigkeit hat. Zwei Grundlagen, welche viele Menschen durch den oberflächlichen Gebrauch der digitalen Möglichkeiten und der daraus resultierenden Lebensweise kaum noch erlangen. Das Wissen und die Reflexion bleibt oft knapp, was für wichtige Entscheidungen nachteilig sein kann …

«Architektur-Margerite» Soll ich bauen - soll ich nicht bauen - soll ich...
«Architektur-Margerite» Soll ich bauen – soll ich nicht bauen – soll ich …

Was für das Leben gilt, gilt auch für die Architektur. Nur wenige nehmen sich die Zeit, sich mit etwas genauer auseinanderzusetzen. Für gute Architektur reicht es nicht, wenn sich der Architekt im Idealfall vertieft mit einer Fragestellung auseinander setzt. Auch der Bauherr sollte sich genügend Zeit nehmen, um nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Ein Haus ist keine App, welches mit einem einfachen Update neu gestaltet werden kann. Das Spannungsfeld zwischen den «unverbindlichen-unendlichen» digitalen Möglichkeiten, wo das ständige Anpassen immer möglich ist, versus der verbindlichen und endlichen archaischen Architektur, wo das Ändern nachträglich nur schwer möglich ist, wird für viele immer grösser.

Niemand will oder kann entscheiden, man ist sich schon gewohnt, vieles immer wieder anzupassen, oft unreflektiert aufgrund von neuen Informationen … diese Art zu Leben und Arbeiten führt zu Konflikten – nicht nur in der Architektur, wo Entscheidungen von einer gewissen Tragweite gefällt werden müssen. Wenn wir nicht mehr lernen, reflektierte Entscheidungen zu treffen, und auch die Verantwortung dafür zu übernehmen und auszuhalten, führt das früher oder später zu unangenehmen Situationen. Das Wechselspiel in der Entscheidungsfindung zwischen Input- und Reflexionsphase sollte gelernt sein, gerade bei den «unverbindlichenunendlichen» Informationsmöglichkeiten von heute, um Entscheidungen mit Tiefgang zu treffen.

Grundlage guter Entscheidungen ist das Beobachten, die Achtsamkeit … Achtsamkeit braucht jedoch Ruhe und Zeit, da gibt es keine Abkürzungen, auch nicht in Form der «unverbindlichen-unendlichen» digitalen Hilfsmittel.

Wer nicht selber mit einer gewissen Weitsicht entscheiden kann, für den wird irgendwann entschieden …

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