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BIM: Zwei Büros und ihre Erfahrungen – Teil II

Ich hatte die Gelegenheit, mit den BIM-Verantwortlichen von Holzer Kobler Architekturen Zürich und Berlin, sowie Rüssli Architekten Luzern, zu sprechen, welche BIM bereits erfolgreich anwenden. Im folgenden Post möchte ich die gemachten Erfahrungen der beiden Büro beschreiben, um so ein etwas klareres Bild von BIM zu bekommen.

Für Rüssli Architekten ist es das erste BIM-Projekt – ein mittelgrosses Bürogebäude und somit ein ideales Einstiegsobjekt, wie Gabriel Assin meint. Rüssli Architekten haben wegen BIM das CAD-Programm von Vectorworks auf ArchiCAD gewechselt, was für ein Architekturbüro kein einfaches Unterfangen ist. Das BIM-Modell wird für die Ausführungsplanung benutzt, das bedeutet, Architektur-Pläne im Massstab 1:50 wie Grundrisse, Schnitte und Fassaden werden aus dem BIM-Modell generiert. Weiter arbeiten alle Fachplaner bis auf den Bauingenieur ebenfalls mit dem BIM-Modell am Bürogebäude. Für gewisse Fachplaner ist es ebenso das erste BIM-Projekt. Ein im Moment noch nachteiliger Punkt gemäss Gabriel Assin ist, dass es nicht so einfach ist Fachplaner zu finden, welche mit der BIM-Methode vertraut sind. Das aktuelle Projekt ist noch nicht mit vielen Daten hinterlegt. Es werden daher auch keine Ausmasse aus dem aktuellen Modell für das Baumanagement bereitgestellt. Ebenso ist es bis heute nicht vorgesehen, das BIM-Modell für das Facility-Management zu nutzen. Die zwei grössten Vorteile der BIM-Planung seien, das im Bereich der Werkplanung im Massstab 1:50 alle Änderung nur einmal gemacht werden müssen, da alle Pläne aus dem gleichen 3D-Modell generiert werden. Weiter sei die Zusammenarbeit mit den Fachplanern einfacher. Am Anfang eines Projektes ist für die Erarbeitung des 3D-Modells mit etwas mehr Zeitaufwand zu rechnen. Dieser Mehraufwand werde aber im Verlaufe der Werkplanung durch ein vereinfachtes Planänderungs-Management wett gemacht. Gabriel Assin von Rüssli Architekten sagt ganz klar, das sie zukünftig weitere Projekte mit der BIM-Methode planen wollen.

Holzer Kobler Architekturen bearbeiten schon das dritte Projekt mit BIM, aktuell ein Spitalneubau mit Vektorworks, wie mir der BIM-Verantwortliche Volker Mau sagte. Auch Holzer Kobler brauchen das BIM-Modell nicht für Massauszüge. Jedoch will der Spital-Bauherr das BIM-Modell für das Facility Management zukünftig nutzen. Im Moment sei die Spital-Bauherrschaft an der Evaluation des CAD-Programms. Was für Volker Mau im Moment in der BIM Planung noch nachteilig ist, sind die grossen Dateien sowie die Tatsache, das es nicht möglich ist, über die IFC-Schnittstelle Dateien auszutauschen, ohne dass Intelligenz verloren geht. Mit Open-BIM wird zwar Werbung gemacht, aber nach Aussage von Volker Mau funktioniert es noch nicht ganz befriedigend. Bezüglich Datenaustausch und File-Grössen seien die CAD-Programme noch in den Kinderschuhen. Die Vorteile von einer BIM- Planung liegen in der vereinfachten Fachplanung (Koordination) und darin, dass das ganze Gebäude im 3D zu haben ist, was viele auch architektonische Entscheidungen erleichtert. Zudem sei die Werkplanung im Massstab 1:50 einfacher.

Die beiden BIM-Büroverantwortlichen Gabriel Assin und Volker Mau würden es begrüssen, wenn alle Pläne aus dem BIM-Modell generiert werden könnten – gerade auch die Detailpläne, was jedoch im Moment noch an den Datengrössen scheitern dürfte. So ist neben dem BIM-Modell, das durch die fortschreitende Planung immer wieder angepasst werden muss, auch das Ergänzen und Anpassen von 2D-Detailplänen nötig, was zu Doppelspurigkeiten führt und noch nicht vollumfänglich der intelligenten digitalisierten Planung entspricht …

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3 Antworten zu «BIM: Zwei Büros und ihre Erfahrungen – Teil II»

  1. Danke für diesen zweiten spannenden Beitrag. Ich bin sehr interessiert an den Erfahrungswerten anderer lokaler Planer im Bereich BIM. Kurz zu meiner Person. Wie schon im letzten Kommentar erwähnt arbeite ich zur Zeit als BIM Verantwortlicher. Ich arbeite für das Büro Konstrukt zusammen mit Manetsch Meyer Architekten am Projekt Suurstoffi in Rotkreuz und ebenfalls mit ArchiCAD. Somit beruhen meine Erfahrungswerte auf ArchiCAD.

    Was mich sehr verwundert ist, dass beide Büros (Rüssli Architekten, Holzer Kobler Architekturen) keine Massenauszüge aus dem Modell entnehmen. Warum? Ich gehe davon aus, dass es etwas mit dem Honorar zu tun hat. Meiner Meinung nach ist der Massenauszug einer der grossen Vorteile bei der BIM Methode. Es wird mit Elementen geplant und somit ist ja alles schon vorhanden. Die methodische Benennung der Elemente führt zu sehr wertvollen Auswertungen in Tabellenform im Excel Format. Dies ist sehr zeitsparend und man muss nichts von Hand ausmessen. So kann man sagen, dass der Aufwand, den man beim Ausmass sich spart sicherlich wieder den zeitlichen Mehraufwand für das 3D Modell ausgleicht.

    Ausserdem kann ich die Parameter für den Output der Tabellen so gestalten, wie er gerade benötigt wird (m3, m2, Länge, Breite, Lage, Höhe, Brandschutz, Schallschutz usw.).

    Nebenbei weiss ich dass ein einfaches Gebäude wie ein Hochhaus innerhalb von einem Tag in 3D aufgebaut werden kann. Das besteht doch hauptsächlich aus repetitiven Elementen. Was Zeit kostet ist nicht die Planung an sich, sondern die Organisation und das Bestimmen der Bauelemente (Typennamen, Schichtaufbau usw.). Die Detaillierung erfolgt jedoch phasenweise (LOD 100, LOD 200 usw.).

    Dass die Änderungen im Mst. 1:50 nur einmal gemacht werden müssen ist kein Vorteil der BIM-Planung. Das hat meiner Meinung nach nichts mit BIM zu tun, sondern mit ArchiCAD. ArchiCAD kann das schon lange.

    Ich denke aber auch, dass die Zusammenarbeit mit den Fachplanern einfacher wird, da hauptsächlich im 3D Modell gearbeitet wird (Stichwort «räumliches Vorstellungsvermögen» gewisser Fachplaner). Die Kollisionen werden im Modell direkt angezeigt. Führt somit ein Lüftungskanal durch eine Wand, wird dies rot angezeigt und ebenfalls in Listenform ausgegeben. Dies geschieht aber in einem anderen Programm wie z. B. Navisworks.

    Ich stimme ebenfalls zu, dass die IFC Dateien zu gross sind. Ich muss z. B. jede einzelne IFC Datei, die ich aus dem ArchiCAD generiere, nochmals in einem separatem Programm manuell verkleinern. Das ist einfach ein Arbeitsschritt zu viel.

    Ich bin nicht sicher, ob es sinnvoll ist, dass alle Pläne aus dem 3D Modell generiert werden sollten. Dies wäre abgesehen von der Datenmenge möglich, jedoch sehr zeitaufwändig.

    Abschliessen möchte ich den vielzitierten Satz bringen: «BIM ist eine Methode und keine Software.» Falls Sie Interesse an einem persönlichen Gespräch haben stehe ich gerne zur Verfügung.

    Freundliche Grüsse

    Zeljko Savic
    Dipl. Architekt, MSc Arch SIA

    –––––––––––––––––––––––––––
    Studio Savic
    Dorfstrasse 10
    CH-6005 Luzern
    T +41 41 534 71 16
    M +41 78 916 43 28
    info@studiosavic.ch
    http://www.studiosavic.ch
    –––––––––––––––––––––––––––

    1. Dank für ihren Kommentar zum Thema BIM.

      Ich werde im dritten und letzten Teil meiner BIM-Serie auf die Thematik von Massenauszügen eingehen.

      Natürlich kann man schon lange alles in 3D zeichnen, mit dem Vorteil, dass eine Änderung nur einmal nachgeführt werden muss. Auch kann man schon lange Massenauszüge mit ArchiCAD machen. Genau diese Möglichkeiten machen doch BIM aus, alles aus einem 3D-Modell.

      Gerne können wir bei einem Kaffee bei mir im Büro das spannende Thema BIM vertiefen. Melden Sie sich doch für einen Termin.

  2. Wenn eine Architekturbüro glaubt, dass man BIM nur machen kann, wenn man die Software wechselt, dann ist das aus meiner Sicht der grösste Trugschluss den es gibt. Was macht man, wenn die Mitarbeiter die nur eine bestimmte Software gut kennen, künden? Wechselt man dann wieder die Software? Erfolgreich BIM bedeutet für mich, wenn die Geschäftsleitung bereit ist in die Ressource Mitarbeiter zu investieren.

    CFO fragt den CEO: „Was passiert, wenn wir in die Entwicklung unserer Mitarbeitenden investieren und dann verlassen sie unsere Unternehmung?“
    CEO: „Was passiert, wenn wir nicht investieren und sie bleiben?“

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