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Die neue Bahnhofshalle «Oculus» in Down Town Manhattan

«Oculus» steht in der Architektur für Ochsenauge. Und neu auch für die Bahnhofshalle «World Trade Center Transportation Hub», die von Santiago Calatrava geplant wurde.

Vordergrund: 9/11 Memorial «Footprint» Nord-Tower

Ich besuchte die neue Bahnhofshalle, welche die PAHT (Port Authority Trans-Hudson) mit der Subway verbindet, diesen Herbst ein paar Mal während meines dreiwöchigen New York-Aufenthalts.

Die weisse Halle – eine Stahl-Glas-Konstruktion – erinnert mich von innen wie auch von aussen an ein Dinosaurier-Vogel-Skelett; grossartig! Genau die richtige Antwort auf die langweilige High-Rise-Tower-Architektur der neuen World Trade Center 3, 4 und 7. Die unangepasste Architektursprache von Santiago Calatrava, einem spanisch-schweizerischen Architekten und Bauingenieur, passt bestens zu New York. Die weisse Glas-Stahl-Konstruktion, die durch seine exzentrische Formen-Sprache auffällt, gibt diesem Ort eine Identität. Die fussballplatzgrosse Halle mit einer Länge von 106 Metern und einer Höhe von 50 Metern liegt ca. 15 Meter unter Terrain und ist wahrlich ein räumliches Erlebnis!

Südseitig steht das Dinosaurier-Skelett relativ nahe zum World Trade Center 3, optisch kann die Bahnhofshalle neben diesem High-Riser mit 80 Geschossen nur durch seine expressive Form bestehen – erst recht, wenn nördlich das World Trade Center 2 mit ebenfalls ca. 80 Geschossen realisiert wird, das in etwa in gleichem Abstand zur Bahnhofshalle zu stehen kommen soll wie das World Trade Center 3.

Der «Oculus», wie ihn Calatrava nennt, gibt diesem Ort, die Umgeben ist von mittelmässiger Glasfassaden-Hochhaus-Architektur, eine erfrischende Leichtigkeit und bildet zusammen mit dem 9/11 Memorial-Park eine gelungene städtebauliche Intervention. Ich war gegenüber dem Projekt von Calatrava bezüglich seiner städtebaulicher Eingliederung (siehe auch Post vom 3. Oktober 2007: Vepasste Chance …) lange skeptisch – nun wurde ich eines besseren belehrt.

Bahnhofshalle welche ca. 15 Meter unter Terrain liegt mit Läden.

Die Bahnhofshalle hat von innen etwas Sakrales. Mit dem weissen Marmorboden und der weissen Metall-Glas-Konstruktion wirkt der Innenraum jedoch etwas unterkühlt. Die grosse Halle erinnert mich an die Grand Central Station in Midtown Manhattan, die ebenfalls etwas unter Terrain liegt und ebenso allseitig durch Tageslicht belichtet wird, wenn auch in einer ganz anderen Atmosphäre.

Leider wirken die beiden ost- und westseitigen Eingänge im Parterre bezüglich ihrer Erscheinung kleinlich. Die sechs relativ schweren Flügel-Türen auf jeder Seite müssen von Hand geöffnet werden, was dem Gebäude sofort etwas von seiner leichten Erscheinung nimmt … Ebenso ist das Vordach vor den beiden Eingängen mit ca. 2 Meter Auskragung, verglichen mit den beiden grossen eleganten asymmetrischen Flügeln nord- und südseitig, viel zu knapp geraten. Auch die innere vertikale Erschliessung, östlich und westlich ab dem Erdgeschoss, in die tiefergelegte Bahnhofshalle passt architektonisch nicht zur leichten Stahlglas-Architektur von Calatrava. Die symmetrisch angelegten Erschliessungen in Form von Treppen und Lifte wirken schwer und architektonisch aufdringlich. Die elegante Bahnhofshalle verliert durch die überinszenierte «Raumschiff Enterprise»-Erschliessung deutlich an Eleganz.

Städtebaulich überzeugt der neue Downtown Manhattan-Bahnhof. Leider wurden die Erschliessungen an den beiden Schmalseiten der Halle nicht zu Ende gedacht. Schade für ein 4 Milliarden-Projekt!

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