Ich hatte die Gelegenheit, vom 20. bis 26. November zusammen mit meinem ehemaligen Geschäftspartner August Keller, heute kpm3, die Weltausstellung in Dubai zu besuchen, so wie einen Abstecher nach Abu Dhabi zu machen. August hat zusammen mit Expo Event eine Weltausstellungs- und Architekturreise organisiert, an der über 20 Personen vorwiegend aus der Expo Branche teilgenommen haben.
Die Stadt Dubai erinnert mich sehr an den Film Metropolis von Fritz Lang aus dem Jahr 1927. Es gibt eine kleine Oberschicht, die in Hochhäuser wohnt. Der Burj Khalifa mit einer Höhe von 828 Meter steht für den «Turm zu Babel». Ebenso gibt es eine Arbeiterschicht, welche oftmals ausgebeutet wird.
Die junge Stadt ist stark auf das Auto ausgerichtet. Eine sechsspurige Autostrasse, parallel zur Küste wird begleitet von einer führerlosen 75 km langen Metro-Hochbahn, die 2009 eröffnet wurde. Fussgänger und Velofahrer sieht man kaum in Dubai.
Mit der Weltausstellung und dem Motto: «Connecting Minds, Creating the Future» will das Emirat eine Plattform für die teilnehmenden Länder bieten, wo Ideen aufgezeigt werden, wie »wir zusammen« leben wollen. Das Wort Nachhaltigkeit steht an jedem zweiten Pavillon, meist ohne genau aufzuzeigen, in welchem Zusammenhang …
Einige Pavillons sehen architektonisch von aussen vielversprechend aus, mit einem sinnigen oder unterhaltenden Inhalt tun sich dann die meisten Länder schwer. Das Äussere passt nicht zum Innern, Instagram-Zeitalter!
Der Schweizer Pavillon ist da eine löbliche Ausnahme. Die erfrischende und unterhaltende Art, wie sich die Schweiz repräsentiert, ist bis auf einen Punkt gut gelungen. Es beginnt vor dem Pavillon, jeder Besucher bekommt einen Sonnenschirm, um sich vor der heissen Sonne Dubais zu schützen. Die Sonnenschirme und der rote Teppich, auf dem die Besucher anstehen, reflektieren sich in der verspiegelten Eingangsfassade. Die Besucher werden so Teil der Pavillon-Fassadenarchitektur. Hat man es von der heissen Sonne in den Pavillon geschafft, wird man von einem im Nebel liegenden Wanderweg empfangen. Ein wohltuender Kontrast zur brennenden Hitze in Dubai. Oben auf dem nebelfreien Gipfel angekommen, wird man mit einer grafisch abstrahierten Bergkulisse belohnt – eine gelungene und zeitgemässe Inszenierung. Der zweite Teil des Pavillons ist inhaltlich dünn. Schindler und andere Sponsor-Partner bekommen einen relativ grossen Platz, an dem sie sich präsentieren können. Eine Werbeshow, die so nicht zum Pavillon passt. Die Confiserie Sprüngli macht den Abschluss, bevor man wieder in der drückenden Sonne von Dubai steht, – mit einem zwiespältigen Gefühl bezüglich Sponsoring.
Die Rooftop Bar des Schweizer Pavillons ist ein beliebter Treffpunkt in der Expo-Szene, wo Raclette, Rösti und Fondue in bester Qualität genossen werden können inklusive einem beeindruckenden Ausblick über das Expogelände.
Nach zwei Tagen Weltausstellung ging es nach Abu Dhabi mit einem Zwischenstopp in der Wüste, wo wir eine Desert Jeep Safari erleben durften. In Abu Dhabi besuchten wir neben der Scheich-Zayid-Moschee, den städtebaulich zukunftsorientierten Stadtteil Masdar City und das architektonische Highlight der ganzen Reise – das Louvre Museum von Jean Nouvel – welches 2017 eröffnet wurde.
Der Besuch von Mastar City, eine Ökostadt für 50’000 Menschen von Norman Foster geplant, war ernüchternd. Ein aufgestelztes Stadtzentrum 8 Meter über dem Boden thronend. Auf Strassen-Level übernehmen führerlose Kabinenfahrzeuge die Feinverteilung der Menschen, welche den Stadtteil Mastar City per U-Bahn oder Auto besuchen. Autos können nicht direkt im Zentrum abgestellt werden. Das Podium-Level ist für Fussgänger und Fahrräder reserviert. Es wirkt alles künstlich und wenig vertraut. Natürlich ist es sehr schwierig, – ein gewagter Versuch – einen Stadtteil bezüglich Mobilität und Nachhaltigkeit neu zu planen und auch umzusetzen. Trotz allem ein wertvoller Beitrag für die Entwicklung zukünftiger neuer Stadtgebiete.
Der «Hauptgrund», warum ich an der Reise teilnahm, war der Besuch des Louvre in Abu Dhabi. Der Dom ist eine architektonische Ikone. 7’500 Tonnen schwer mit einem Durchmesser von 180 Metern. Die Kuppel, welche die darunterliegenden Ausstellungs-Bereiche überspannt, eine Symphonie von Licht und Schatten. Die Dicke der gesamten Dom Schale beträgt 7 Meter. Der Dom ist aussen und innen mit je vier Schichten, also achte Ebenen aus sternförmigen Aluminium-Profilen verkleidet, welche eine Höhe von 7.5 Zentimeter haben. Die Sterne sind unterschiedlich dimensioniert, von 3.5 x 3.5 Meter bis 14 x 14 Meter und zusätzlich verschoben zueinander montiert in einem Abstand von 6.5 – 9.3 Zentimeter. Insgesamt ist die Kuppel auf der Innen- und Aussenseite mit 7’850 Sternen verkleidet, welche gefiltertes Licht in den darunterliegenden Aussenraum bringen und die Ausstellungs-Gebäude, Erschliessungsbereiche und Plätze elegant vor Hitze schützen.
Die Ausstellungsräume im Louvre wirken architektonisch zu unruhig. Beim Durchschreiten der Ausstellungsräume fragt man sich oft, ist die Architektur von Jean Nouvel wichtiger als die 600 Ausstellungsobjekte von der Antike bis zur Gegenwart, die gezeigt werden. Die Hälfte der Kunstobjekte stammt von Partnerinstituten aus Frankreich.
Der Louvre in Abu Dhabi ist eine geniale Zusammenführung zweier architektonischer Themen, welche Jean Nouvel bereits vor dem Louvre Projekt in Abu Dhabi bearbeitet hat: Licht – siehe Institut du Monde Arabe in Paris und Wasser – in Form des KKL in Luzern.
Abu Dhabi ist eine Reise wert!
Tipps:
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