Mir fällt auf, dass die Qualität der Wettbewerbsgrundlagen, das Wettbewerbsprogramm und die digitalen Pläne oft von bescheidener Qualität sind. Der Auslober eines Wettbewerbs stellt an die teilnehmenden Architekten zu Recht grosse Anforderungen bezüglich architektonischer und quantitativer Qualität. Nur sollten auch die Auslober zusammen mit der Fachjury und den Consulting-Büros für die gleiche Qualität besorgt sein. Raumprogramme sind oft unvollständig und widersprüchlich oder werden noch nach der Fragebeantwortung angepasst. Oft werden Wettbewerbe auch missbraucht, um Aufgaben, die der Bauherr machen müsste, auf die teilnehmenden Architekten abzuschieben. Frage eines Architekten: Wie gross muss der Demenzgarten sein? Antwort: Ist Ermessenssache … Und im Jurybericht gibt es dann Aussagen wie der Demenzgarten ist zu gross oder zu klein …
Eine grosse Hilfe bei den Plänen wäre, wenn ein Massbalken vorhanden ist, um sicher zu sein, dass der Situationsplan im richtigen Massstab eingelesen wurde. Weiter würde es die Arbeit wesentlich erleichtern, wenn alle Häuser auf dem Situationsplan mit einer Schraffur versehen wären; so müssten nicht alle Büros unter grossem Aufwand ausfindig machen, welches die Häuser sind und diese selber mit einer Schraffur ergänzen! Auch die Höhenkurven sollten nicht nur im Bereich vom bebaubaren Grundstück vorhanden sein, sondern etwas grosszügiger ausgelegt werden, um das Gelände als Ganzes erfassen zu können.
Auch die Juryberichte sind nicht immer von gewünschter Qualität. Bei den Projekten, welche einen Preis bekommen, sollten alle nötigen Pläne in guter Druckqualität im Bericht vorhanden sein, so dass das Projekt zusammen mit dem Jurybericht auch nachvollziehbar ist. Der Jurybericht sollte doch die Visitenkarte des Auslobers und der Fachjury sein!
Um die oben angesprochenen Punkte zu verbessern, könnte der SIA gewisse Standards definieren, welche erfüllt sein müssen, damit ein Wettbewerb als SIA-geprüft gilt! Das heisst, dass die Fachjury die aufbereiteten Pläne und das Wettbewerbsprogramm anhand eines Kriterienkatalogs genau prüft, bevor die Unterlagen auf eine Webseite geladen werden. So könnten sich die teilnehmenden Architekten auf die Architektur fokussieren und müssten nicht unzählige Stunden in die Planaufbereitung oder in die Raumprogramm-Interpretation investieren.
Tipps:
- ArchitekturCumulus 28.11.2020: Öffentliche Bauten: 1. Architektur-Wettbewerb 2. Gemeindeabstimmung?
- Zentralplus 08.08.2017 – 21 Architekten buhlen um die Luzerner Industriestrasse (PDF 32 MB)
- ArchitekturCumulus 26.01.2016: Architektur-Wettbewerbe: So stellt sich eine faire Fachjury zusammen