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Die Königin der modernen Treppen!

Für mich die Treppe der modernen Treppen: Die Spiral-Treppen-Skulptur aus dem Jahr 1970 im Haus für das Aussenministerium «The Itamaraty Palace» in Brasília, die vom Architekten Oscar Niemeyer entworfen wurde – eine architektonische Offenbarung. Die halbgewendelte, freitragende Betonholm-Träger-Treppe mit ihren 2.70 Meter breiten Natursteinstufen, welche die 220 Quadratmeter grosse, stützenfreie Eingangshalle mit dem Obergeschoss verbindet, ist «State of the Art» bezüglich Form und Funktion in der zeitgenössischen Treppenbau-Architektur. Pure Eleganz, losgelöst von allen üblichen Konventionen!

Treppe im Itamaraty Palace in Brasília – Photo © Leonardo Finotti

Die Königin der modernen Treppen zelebriert die Gestaltung und Funktion bis an die Grenze des Möglichen, mit dem Verzicht auf ein Geländer. Über diese Treppe zu gehen muss ein eindrückliches, räumliches Erlebnis sein. Der blaue Teppich, der mittig über den Stufen liegt, erinnert an die Eleganz eines Schleier, was der Königin eine zusätzlichen Noblesse verleiht …

Wohnflächen-Berechnung in der Schweiz

Wie eine Wohnfläche berechnet wird, ist in der Schweiz nicht definiert. Wie gross eine Wohnung ist, lässt sich nur an der «effektiven» Quadratmeter-Zahl bestimmen. Nur – wie wird diese Zahl berechnet? Heute gibt es in der Schweiz keine Norm, wie sich diese Fläche zusammensetzt. Es gibt viele Nuancen, die je nach Perspektive zugunsten oder zulasten einer Partei berechnet werden können. Das «Make-up» der Wohnflächen-Berechnung …

Um eine Wohnungsgrösse präzise zu definieren, muss – aus meiner Sicht – zwischen zwei Flächenarten unterscheiden: Netto-Hauptnutz-Fläche (NHF «orange») und Netto-Nebennutz-Fläche (NNF «grün»).

Netto bedeutet immer ohne Aussen- und Innenwände. Flächen im Dachschrägen-Bereich werden bis zu einer Kniestockhöhe von 1.5 Meter voll zur Netto-Hauptnutz-Fläche (NHF) gerechnet. Alles unter 1.5 Meter Höhe zählt zur Netto-Nebennutz-Fläche (NNF).

Grundrissbeispiel für die NHF & NNF Berechnung: Wettbewerb Ersatzneubauten Graphis-Siedlung Aarau 2014

Die Netto-Hauptnutz-Fläche (NHF) setzt sich folgendermassen zusammen: Entrée, Wohnräume, Esszimmer, Zimmer, WC, Bad, Küche, Einbauküchenmöbel, Vorratsräume, Einbauschränke, Korridore, interne Treppen, Büroräume, Wellnesszonen, beheizte Wintergärten, Öfen, Cheminées und andere.

Nicht zur Netto-Hauptnutz-Fläche (NHF) zählen: Balkone, Terrassen, externe Treppenhäuser, Installationsschächte, Haustechnikräume, Kellerräume, Estrichräume, Veloräume und Garagen.

Bei den Netto-Nebennutz-Flächen (NNF) handelt es sich um Flächen, die nicht unmittelbar mit der Netto-Hauptnutz-Fläche (NHF) in Verbindung gebracht werden, jedoch auch zu einer Wohnung gehören: Balkone, Terrassen, Estrichräume, Kellerräume, Veloräume und Garagen, die nur von einer Partei genutzt werden, und weitere andere. Einstellhallenplätze für Autos in Mehrfamilien-Häuser sollten separat ausgewiesen werden.

Es wäre gut, wenn es ein Gütesiegel bezüglich der Nettoflächen-Berechnung gäbe. Der SIA könnte die bestehende SIA Norm 416 (Berechnungsgrundlage für die Flächen von Gebäuden) mit den beiden Begriffen «NHF» und «NNF» ergänzen und so eine klar definierte Methode für die Berechnungen von Wohnflächen etablieren. Seriöse Immobilienfirmen und Verwaltungen würden ihre Wohnungen nach diesem SIA-Modell berechnen und prüfen lassen. Der Mieter oder Käufer hätte die Gewähr, dass seine Wohnfläche aus einem standartisierten Verfahren berechnet wurde, und nicht nach einem oftmals optimierten, individuellen Berechnungsmodell wie es heute alle anwenden.

Die Netto-Hauptnutz-Fläche (NHF) und Netto-Nebennutz-Fläche (NNF) genau zu kennen, ist gerade für Mieter sehr wichtig. Fast immer wird die »Nettofläche« für die Heizabrechnung herangezogen, was sich bei einer zu grosszügigen Berechnungsart negativ auf die Heizkosten auswirkt!

Im Moment gilt leider immer noch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Denn zu viel «Make-up» führt oft zu unliebsamen Überraschungen …

Tipps:

«Architekturrappen»

In der Schweiz wurden zwischen 2006 und 2009 ungefähr 200 Millionen Franken in Form von Subventionen, die aus der Kasse der Stiftung «Klimarappen» kamen, in die Sanierung von Altbauten gesteckt. Es waren total 8’219 Projekte – öffentliche wie private – die nach einem genau definierten Kriterien-Katalog einen Zustupf bekamen und so animiert wurden, ihre Immobilien wärmetechnisch zu sanieren. Das Ziel dieser Subventionen war, das 2005 unterzeichnete Kyoto-Protokoll zu erfüllen. Eine löbliche Aktion: die angestrebte Reduktion von 2 Millionen CO2-Emissionen wurde laut Bericht erreicht.

Gleich dem Klimarappen müsste es für öffentliche Bauten auch einen «Architekturrappen» geben!

Dieser «Architekturrappen» könnte für Gebäude der öffentlichen Hand zum Einsatz kommen. Die Direkt-Zahlungen würden zum Beispiel für eine nachhaltige Fassaden-Konstruktion verwendet werden. Viele Gemeinden müssen heute ihre Neubauten oft unter grossem Kostendruck realisieren, was leider zu Lasten einer nachhaltigen Architektur geht. Gebäude der öffentlichen Hand sollten in jeder Gemeinde Ausdruck eines bewussten Umgangs mit Baukultur sein. Durch den «Architekturrappen» würde das wieder möglich. Ein qualitativ hochstehender Putz, ein Einstein-Mauerwerk oder eine Sichtbeton-Fassade, um nur drei Beispiele zu nennen, machen bezüglich Nachhaltigkeit viel mehr Sinn, als eine «billige» Aussen-Dämmung mit Kunststoffputz. Hochwertige Fassaden-Konstruktionen bekommen eine schöne Patina, was sich positiv auf die Langlebigkeit eines Gebäudes auswirkt, und so bezogen auf die Zeit «günstiger» sind, als «billige» Aussen-Dämmungs Fassaden.

Das ganze könnte über eine gesamtschweizerische Grundstück-Gewinnsteuer finanziert werden. Gute und nachhaltige Architektur – gehört doch zum Service Public!

Tipp:

Die neue Bahnhofshalle «Oculus» in Down Town Manhattan

«Oculus» steht in der Architektur für Ochsenauge. Und neu auch für die Bahnhofshalle «World Trade Center Transportation Hub», die von Santiago Calatrava geplant wurde.

Vordergrund: 9/11 Memorial «Footprint» Nord-Tower

Ich besuchte die neue Bahnhofshalle, welche die PAHT (Port Authority Trans-Hudson) mit der Subway verbindet, diesen Herbst ein paar Mal während meines dreiwöchigen New York-Aufenthalts.

Die weisse Halle – eine Stahl-Glas-Konstruktion – erinnert mich von innen wie auch von aussen an ein Dinosaurier-Vogel-Skelett; grossartig! Genau die richtige Antwort auf die langweilige High-Rise-Tower-Architektur der neuen World Trade Center 3, 4 und 7. Die unangepasste Architektursprache von Santiago Calatrava, einem spanisch-schweizerischen Architekten und Bauingenieur, passt bestens zu New York. Die weisse Glas-Stahl-Konstruktion, die durch seine exzentrische Formen-Sprache auffällt, gibt diesem Ort eine Identität. Die fussballplatzgrosse Halle mit einer Länge von 106 Metern und einer Höhe von 50 Metern liegt ca. 15 Meter unter Terrain und ist wahrlich ein räumliches Erlebnis!

Südseitig steht das Dinosaurier-Skelett relativ nahe zum World Trade Center 3, optisch kann die Bahnhofshalle neben diesem High-Riser mit 80 Geschossen nur durch seine expressive Form bestehen – erst recht, wenn nördlich das World Trade Center 2 mit ebenfalls ca. 80 Geschossen realisiert wird, das in etwa in gleichem Abstand zur Bahnhofshalle zu stehen kommen soll wie das World Trade Center 3.

Der «Oculus», wie ihn Calatrava nennt, gibt diesem Ort, die Umgeben ist von mittelmässiger Glasfassaden-Hochhaus-Architektur, eine erfrischende Leichtigkeit und bildet zusammen mit dem 9/11 Memorial-Park eine gelungene städtebauliche Intervention. Ich war gegenüber dem Projekt von Calatrava bezüglich seiner städtebaulicher Eingliederung (siehe auch Post vom 3. Oktober 2007: Vepasste Chance …) lange skeptisch – nun wurde ich eines besseren belehrt.

Bahnhofshalle welche ca. 15 Meter unter Terrain liegt mit Läden.

Die Bahnhofshalle hat von innen etwas Sakrales. Mit dem weissen Marmorboden und der weissen Metall-Glas-Konstruktion wirkt der Innenraum jedoch etwas unterkühlt. Die grosse Halle erinnert mich an die Grand Central Station in Midtown Manhattan, die ebenfalls etwas unter Terrain liegt und ebenso allseitig durch Tageslicht belichtet wird, wenn auch in einer ganz anderen Atmosphäre.

Leider wirken die beiden ost- und westseitigen Eingänge im Parterre bezüglich ihrer Erscheinung kleinlich. Die sechs relativ schweren Flügel-Türen auf jeder Seite müssen von Hand geöffnet werden, was dem Gebäude sofort etwas von seiner leichten Erscheinung nimmt … Ebenso ist das Vordach vor den beiden Eingängen mit ca. 2 Meter Auskragung, verglichen mit den beiden grossen eleganten asymmetrischen Flügeln nord- und südseitig, viel zu knapp geraten. Auch die innere vertikale Erschliessung, östlich und westlich ab dem Erdgeschoss, in die tiefergelegte Bahnhofshalle passt architektonisch nicht zur leichten Stahlglas-Architektur von Calatrava. Die symmetrisch angelegten Erschliessungen in Form von Treppen und Lifte wirken schwer und architektonisch aufdringlich. Die elegante Bahnhofshalle verliert durch die überinszenierte «Raumschiff Enterprise»-Erschliessung deutlich an Eleganz.

Städtebaulich überzeugt der neue Downtown Manhattan-Bahnhof. Leider wurden die Erschliessungen an den beiden Schmalseiten der Halle nicht zu Ende gedacht. Schade für ein 4 Milliarden-Projekt!

Tipps:

Häuser Sonderausgabe 2016: Die 100 besten Architekten für Ihr neues Zuhause

«Architektur ist die Kunst des Ankommens»

Unter diesem Titel werden die beiden Häuser Meyer-Berni in Vals, Kanton Graubünden und das Haus Stigler in Rieden, Kanton St. Gallen, in der aktuellen Sonder-Ausgabe von Häuser mit der Überschrift «Die 100 besten Architekten für Ihr neues Zuhause» vorgestellt.

Es ehrt uns natürlich, in diesem Extra-Heft, das ab heute Montag erhältlich ist, gleich mit zwei Projekten vertreten zu sein. Den entsprechenden Beitrag können Sie hier als PDF herunterladen.

Die Idee der Titelseite, alle Porträts der Architekten und Architektinnen als Collage zusammenzufügen, finde ich sehr gelungen. Denn gute Architektur entsteht ja im Kopf.

BIM: Ein Fazit – Teil III

In den zwei vorangehenden Posts, BIM: Eine Annäherung – Teil I / BIM: Zwei Büros und ihre Erfahrungen – Teil II, habe ich versucht, Theorie und Praxis in der BIM-Debatte abzugleichen. Im dritten und letzten Teil möchte ich einen bestmöglichen Überblick über die aktuelle BIM-Situation gewinnen.

BIM wird in Zukunft ein treuer Begleiter jedes Architekten sein. Das bedeutet: BIM gehört die Zukunft, jedoch muss heute lange noch nicht jedes Projekt mit BIM realisiert werden. Denn die BIM-Methode steht erst ganz am Anfang, und aller Anfang ist schwer …

Mit BIM zu arbeiten bedeutet, möglichst genau zu wissen, was mit BIM erreicht werden soll. «Little BIM» oder «Big BIM»? Wo fängt BIM an und wo endet es. In welcher Tiefe sollen die Daten erfasst werden. Sollen mit dem BIM-Modell auch Ausmasse für das Baumanagement generiert werden? Soll das BIM-Modell nach Fertigstellung der Baute weiter verwendet werden für das Facility-Management, und wenn ja, in welcher Tiefe? Oder wird mit dem BIM-Modell «nur» die Planung, also die Architekten-Pläne im Massstab 1:50 im 3D-Modell erfasst und alle Fachplaner verwenden dieses 3D-Modell für ihre Fachplanung und für die Fach-Koordination? Werden BIM-Daten für die Produktion in der Ausführung benötigt?

Welche Knacknüsse gibt es noch zu knacken damit BIM richtig Fahrt aufnimmt?

Wenn die Ausmasse für das Baumanagement über das BIM-Modell generiert werden, liegt die Verantwortung für die Ausmasse beim Zeichner oder Architekt, der die BIM-Pläne erstellt. Somit fällt die intensive Auseinandersetzung mit den Werkplänen seitens des Baumanagements weg. Bis heute musste das Baumanagement die Pläne für die Erfassung der Ausmasse relativ genau studieren. Somit gab es eine gewisse Kontrolle der Pläne in einem Stadium, wo Fehler behoben oder Optimierungen in den Plänen noch einfliessen konnten. Ich finde, das Ausmass sollte nach wie vor durch das Baumanagement erfolgen. Eventuell in Zukunft durch eine Virtual Reality-Brille, wo der Ausmass-Verantwortliche durch das 3D-Modell gehen und alle Oberflächen direkt im 3D-Modell erfassen kann.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der im Moment vielen BIM-Anwendern noch Sorge bereitet, sind die grossen Datenmengen, die ein 3D-Modell generiert. Das wird sich jedoch durch optimiertes Daten-Management, schnellere Rechner und bessere Datenleitungen lösen lassen.

Neben den grossen Dateien in einem BIM-Projekt ist die IFC-Schnittstelle immer wieder ein Thema. Open BIM funktioniert noch nicht ganz so tadellos, wie das oft in der Werbung versprochen wird. Da müssen die Hersteller schnell nachbessern.

Dass in Zukunft alle Pläne – auch die Detailpläne – im BIM-Modell erfasst werden, steht für mich ausser Frage. Dazu müssen jedoch elegante Datei-Formate für Drittanbieter entwickelt werden, bei denen es möglich ist, von der Wasserbatterie bis zum Sonnenschutz alles als 3D-Modell in das BIM-Modell zu implementieren, ohne dass die Datenmengen zu gross werden.

Wer keine Spitäler, Flugplätze, Hochhäuser oder andere sehr komplexe Gebäude plant, kann mit dem Einstieg in die BIM-Methode getrost noch zuwarten. Denn einige wichtige Punkte wie die Datengrössen von BIM-Modellen und die IFC-Schnittstelle stecken noch in den Kinderschuhen. Die Tatsache, dass einige Projekte mit der BIM-Methode begonnen wurden, jedoch während der Planungs-Phase auf die «klassische» Planungsmethode gewechselt wurde, zeigt deutlich, wie vielschichtig und komplex die Materie ist.

«Gott schuf die Zeit, aber von Eile (mit BIM) hat er nichts gesagt.»

Tipps:

BIM: Zwei Büros und ihre Erfahrungen – Teil II

Ich hatte die Gelegenheit, mit den BIM-Verantwortlichen von Holzer Kobler Architekturen Zürich und Berlin, sowie Rüssli Architekten Luzern, zu sprechen, welche BIM bereits erfolgreich anwenden. Im folgenden Post möchte ich die gemachten Erfahrungen der beiden Büro beschreiben, um so ein etwas klareres Bild von BIM zu bekommen.

Für Rüssli Architekten ist es das erste BIM-Projekt – ein mittelgrosses Bürogebäude und somit ein ideales Einstiegsobjekt, wie Gabriel Assin meint. Rüssli Architekten haben wegen BIM das CAD-Programm von Vectorworks auf ArchiCAD gewechselt, was für ein Architekturbüro kein einfaches Unterfangen ist. Das BIM-Modell wird für die Ausführungsplanung benutzt, das bedeutet, Architektur-Pläne im Massstab 1:50 wie Grundrisse, Schnitte und Fassaden werden aus dem BIM-Modell generiert. Weiter arbeiten alle Fachplaner bis auf den Bauingenieur ebenfalls mit dem BIM-Modell am Bürogebäude. Für gewisse Fachplaner ist es ebenso das erste BIM-Projekt. Ein im Moment noch nachteiliger Punkt gemäss Gabriel Assin ist, dass es nicht so einfach ist Fachplaner zu finden, welche mit der BIM-Methode vertraut sind. Das aktuelle Projekt ist noch nicht mit vielen Daten hinterlegt. Es werden daher auch keine Ausmasse aus dem aktuellen Modell für das Baumanagement bereitgestellt. Ebenso ist es bis heute nicht vorgesehen, das BIM-Modell für das Facility-Management zu nutzen. Die zwei grössten Vorteile der BIM-Planung seien, das im Bereich der Werkplanung im Massstab 1:50 alle Änderung nur einmal gemacht werden müssen, da alle Pläne aus dem gleichen 3D-Modell generiert werden. Weiter sei die Zusammenarbeit mit den Fachplanern einfacher. Am Anfang eines Projektes ist für die Erarbeitung des 3D-Modells mit etwas mehr Zeitaufwand zu rechnen. Dieser Mehraufwand werde aber im Verlaufe der Werkplanung durch ein vereinfachtes Planänderungs-Management wett gemacht. Gabriel Assin von Rüssli Architekten sagt ganz klar, das sie zukünftig weitere Projekte mit der BIM-Methode planen wollen.

Holzer Kobler Architekturen bearbeiten schon das dritte Projekt mit BIM, aktuell ein Spitalneubau mit Vektorworks, wie mir der BIM-Verantwortliche Volker Mau sagte. Auch Holzer Kobler brauchen das BIM-Modell nicht für Massauszüge. Jedoch will der Spital-Bauherr das BIM-Modell für das Facility Management zukünftig nutzen. Im Moment sei die Spital-Bauherrschaft an der Evaluation des CAD-Programms. Was für Volker Mau im Moment in der BIM Planung noch nachteilig ist, sind die grossen Dateien sowie die Tatsache, das es nicht möglich ist, über die IFC-Schnittstelle Dateien auszutauschen, ohne dass Intelligenz verloren geht. Mit Open-BIM wird zwar Werbung gemacht, aber nach Aussage von Volker Mau funktioniert es noch nicht ganz befriedigend. Bezüglich Datenaustausch und File-Grössen seien die CAD-Programme noch in den Kinderschuhen. Die Vorteile von einer BIM- Planung liegen in der vereinfachten Fachplanung (Koordination) und darin, dass das ganze Gebäude im 3D zu haben ist, was viele auch architektonische Entscheidungen erleichtert. Zudem sei die Werkplanung im Massstab 1:50 einfacher.

Die beiden BIM-Büroverantwortlichen Gabriel Assin und Volker Mau würden es begrüssen, wenn alle Pläne aus dem BIM-Modell generiert werden könnten – gerade auch die Detailpläne, was jedoch im Moment noch an den Datengrössen scheitern dürfte. So ist neben dem BIM-Modell, das durch die fortschreitende Planung immer wieder angepasst werden muss, auch das Ergänzen und Anpassen von 2D-Detailplänen nötig, was zu Doppelspurigkeiten führt und noch nicht vollumfänglich der intelligenten digitalisierten Planung entspricht …

Tipps

BIM: Eine Annäherung – Teil I

«BIM» – ein neuer Begriff macht sich breit in der Bauindustrie. Was Blockchain für die ganze Gesellschaft von morgen ist, soll BIM für die Bauindustrie sein? Ich möchte mich dem Thema BIM in drei Schritten zuwenden und so etwas Klarheit über die Planungsmethode der Zukunft gewinnen.

Mein erster Post versucht sich dem Begriff BIM anzunähern. Ich bin (noch) kein BIM-Anwender, habe jedoch über 20 Jahre Erfahrung mit ArchiCAD in der 2D-, wie auch in der 3D-Planung. In einem zweiten Teil werde ich meine Fragen zu BIM mit einem Anwender besprechen und seine Meinung bezüglich seinen Erfahrungen mit BIM abholen. Und im letzten Teil versuche ich die Möglichkeiten von BIM heute und in der näheren Zukunft einzuordnen.


BIM – Building Information Modeling – soll in Form eines 3D-CAD Modells von der Planung über die Ausführung bis zum Betrieb eines Werkes alles koordinieren und kontrollieren.

Die Idee ist grundsätzlich zu begrüssen. Alle am Bau Beteiligten, vom Architekten, Bauingenieur, Haustechnik-Planer über Produkte-Hersteller bis zu den ausführende Unternehmer und dem Facility-Management, benützen das gleiche 3D-Modell für die Planug und auch den Unterhalt eines Werkes.

BIM setzt voraus, dass das ganze Gebäude in 3D gezeichnet und konstruiert wird, idealerweise als Ausführungsplanung. Die CAD-Software-Industrie ist sehr interessiert, dass möglichst viele Planer schnell mit der BIM-Methode zu planen beginnen, um Erfahrungen zu sammeln, was für die Weiterentwicklung der Programme von grosser Wichtigkeit ist. Für welche Art von Gebäuden lohnt es sich, heute schon mit BIM zu planen? Wer kann noch zuwarten? Was ist für die Zukunft zu erwarten?

BIM soll ab der Vorprojekt-Phase sowie auch bei Wettbewerben eingesetzt werden, alles in 3D-Planung. Eine BIM-Planung heisst: Eine Stütze muss als Stütze definiert sein, eine Wand als Wand, eine Türe als Türe, inklusive der detaillierten Materialisierung und Funktionalität. In welcher Tiefe wird in welcher Phase geplant? Eine Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt.

ArchiCAD ist schon seit Jahren ein grosser Verfechter der 3D-Planung, vom Vorprojekt bis zum Werkplan! Ich habe mich im Bereich der Ausführungsplanung bis heute gegen eine 3D-Planung gewehrt. Eine genaue und detaillierte Ausführungsplanung zu haben, ist für alle Beteiligten am Bau eine grosse Qualität, die oftmals einfacher in 2D zu bewerkstelligen ist. Dass gewisse gestalterische Formen, wie sie zum Beispiel Zaha Hadid in ihrem kreativen Repertoire hatte, in der Ausführungsplanung nur in 3D zu lösen sind, ist selbstverständlich.

Es bedingt einen grossen 3D-Planungsaufwand, um den benötigten Detaillierungsgrad zu erreichen und wirklich alle relevanten Details zu erfassen, die nötig sind, damit jederzeit an jedem Ort ein Schnitt aus dem Plan generiert werden kann, der dann nicht mehr im 2D ergänzt werden muss, was zu Doppelspurigkeiten führen würde und nicht die Idee von BIM sein kann. Neben der 3D-Planung müssen auch alle Oberflächen-Parameter für Wände, Boden, Decken und andere Bauteile detailliert erfasst werden, damit zum Beispiel das Baumanagement direkt Auszüge für die Ausschreibung machen kann. Das ist anspruchsvoll und nur mit sehr genau arbeitenden Personen möglich …

Eine weitere Frage ist, wie die 3D-Schnittstelle – IFC-Schnittstelle – zwischen den Planern funktioniert und wie die Daten zukünftig über die Zeitspanne eines ganzen Gebäudezyklus up to date gehalten werden.

Ein konfliktärer Punkt ist, mit der BIM-Methode direkt ab der Vorprojekt- und/oder Wettbewerbsphase zu planen, was gerade bei uns in der engen Schweiz bezüglich Einsprachen, neuen Gesetzen sowie den demokratischen Bewilligungs-Prozessen und anderen Überraschungen immer anspruchsvoller wird, was eine frühzeitige BIM-Planung sehr aufwändig und teuer machen kann. Um mit BIM wirtschaftlich zu planen, muss schon viel sehr früh bekannt sein, was leider nur selten der Realität entspricht. Es gibt immer weniger Leute, die sich für etwas entscheiden können, siehe auch Post vom 1. April 2015 «Die Schwierigkeit der Entscheidungsfindung im «unverbindlichenunendlichen» Zeitalter …»

Mir fällt auf, dass viele, die sich für BIM einsetzen, das ganze durch die technische Brille betrachten; Software-Firmen wie auch Architekten, die die Planung als eher technische Herausforderung sehen und weniger als architektonische und gesellschaftliche …

BIM ist bestechend, jedoch stecken wir bezüglich der Intelligenz von CAD-Programmen noch in den Kinderschuhen. Um mit BIM individuell, detailliert und schnell planen zu können, müssen die CAD-Programme zwingend intelligenter werden. Das ganze Gebäude in einem File, und immer lesbar wie ein JPEG-Foto! Open Source CAD-Software wie Free CAD werden da bestimmt an Bedeutung gewinnen und eventuell die ganze CAD-Software-Industrie auf den Kopf stellen.

Tipps:

Produktdesign-Wahnsinn versus neue intelligente Designmöglichkeiten

Heute ist das Eröffnungsspiel der Fussball – Europameisterschaften im Stade de France in Paris. Alle Teilnehmer werden für diese Meisterschaften mit neu gestalteten Trikots auflaufen. Es ist kein Geheimnis – mein Lieblings-Trikot ist dasjenige von Argentinien. Siehe auch Post vom 22. Juni 2010 – Göttliche Teilung …

Am Beispiel vom Argentina-Shirt möchte ich den aktuellen Produktdesign-Wahnsinn reflektieren, in einem Bereich, wo die «zwanghafte» Neugestaltung für den Verkauf eine wichtige Rolle spielt. Die europäischen Top-Club-Fussballmannschaften laufen jede Saison in neu gestalteten Trikots auf, meist in dreifacher Ausführung: Trikot Home, Trikot Away, Trikot Champions League. Neu ist jetzt auch, dass die Top-Fussball-Nationalmannschaften jedes Jahr in einem neuen Trikot zu den Spielen antreten. Vergleiche auf der rechten Seite das Argentina-Home-Shirt von oben nach unten: WM-Trikot 2014, Copa America-Trikot 2015, und das Copa America Jubiläumsturnier – Trikot 2016 das Turnier findet gerade in der USA statt.

Bei einem Trikot wie jenes der Albiceleste mit einem so klaren geometrischen Grundkonzept – drei hellblaue und zwei weisse vertikale Streifen – sind gestalterische Experimente im Jahrestakt wie das Ändern der Farbe, der drei Adidas-Streifen auf den Schultern, Schwarz (2014), Weiss (2015) oder aktuell ganz neu in Weiss unter den Armen (bis jetzt nur von den ärmellosen Volleyball-Shirts bekannt, wo es auch Sinn macht) unnötig. Ein weiteres unglückliches Beispiel sind die optischen Spielereien mit dem schönen Verbands-Emblem AFA.

Bis vor wenigen Jahren wurden neue Produkte nur dann lanciert, wenn eine klare Verbesserung zu diesem Schritt Anlass gab. Gutes Design und wirkliche Innovationen brauchen Zeit. Heute präsentieren Sportartikelfirmen wie Adidas, Nike, Puma und andere beinahe im Monats-Rhythmus «neue» Fussballschuhe …

Das gleiche gilt auch für andere Consumer-Produkte mit Must-have-Appeal wie Autos, Skis, Mobiles und vieles mehr. Der Produktionszyklus hat ein Tempo angenommen, das nicht mehr «gesund» ist. Für die Lancierung in diesem hohen Takt bedeutet das unnötiger Stress für alle Beteiligten: Marketing, Design, Produktion, Logistik und Händler. Alle stehen unter enormen Zeitdruck. Kaum ist etwas Neues im Laden, ist es schon wieder im Ausverkauf.

Wir stehen in vielen Produkte-Kategorien vor einer totalen Neuausrichtung des Designs, der Produktion und Verkaufsmethoden. In Zukunft werden die Konsumenten einen Grossteil der Gestaltung – inhaltlich und äusserlich – übernehmen. Dem personalisierten Produkt wird in vielen Produkte-Kategorien die Zukunft gehören. Mein Laufschuh von Adidas werde ich über das Internet bestellen, die 3D-Sohle wird genau auf mein Gewicht und meine Fussstellung abgestimmt und das Design des Schuhs kann ich selber aus Hunderten von Möglichkeiten bestimmen, was teilweise heute schon möglich ist. Sobald ich meine Bestellung bezahlt habe, kann ich dem 3D-Drucker bequem von meinem Computer aus – in Echtzeit – zuschauen, wie die Sohle meines neuen Laufschuhs produziert wird und der Roboter ohne menschliches Zutun meinen Schuh zusammenstellt. Die Schuhe bekomme ich tags darauf nach Hause geliefert, wie wir uns das schon von Zalando gewohnt sind.

Die ganze Kette von der Produktion über den Verkauf bis hin zur Logistik wird mit sehr wenig Manpower auskommen und dem Kunden ein hoch individuelles Produkt in einem Tempo zur Verfügung stellen, wie wir es noch nicht kennen. Die Herstellung von Gütern wird dort sein, wo die Kunden sind. Was für Laufschuhe möglich ist, wird auch für andere Produkt-Kategorien wie z.B. Haar-Shampoo möglich sein. Ich lasse von meinen Haaren eine Haaranalyse machen und bestelle bei meiner bevorzugten Schampoo-Marke mein individualisiertes Shampoo – alles auf Knopfdruck! Der Hype nach dem neusten Modell wird in vielen Bereichen verschwinden. Der Focus wird vermehrt auf Qualität ausgerichtet sein, der stark personalisiert sein wird, da unsere persönlichen Körperdaten immer einfacher und detaillierter erfasst werden können. Ein weiterer Pluspunkt in der personalisierten Produkt- Kategorie wird sein, dass nur noch hergestellt wird, was auch verkauft wird.

In Zukunft wird es hoffentlich nicht mehr nötig sein, das Trikot einer Fussball-Nationalmannschaft, das für Tradition und Identifikation steht und kein individualisiertes Produkt ist, im Jahrestakt zu erneuern. Die Firmen werden merken: Wenn sich das Karussell zu schnell dreht, wird es vielen Kunden übel, was schlecht für das Geschäft ist …

Tipps:

Meine «digitalen» Architektur-Magazine

Seit 2007 lese ich regelmässig das Blog-Magazin von John Hill «A Daily Dose of Architecture» – (Almost) daily architectural musings and imagery from New York City. Das Blog von John Hill war meine erste architektonische Informationsquelle im Internet. Als Architekt und New York-Liebhaber ein Muss!

Heute brause ich einmal wöchentlich – meistens am Samstagmorgen zu einem feinen Espresso – durch folgende sieben digitalen Architektur-Magazine: «A Daily Dose of Architecture», «architekturmeldungen.de», «Internet für Architekten», «architekturvideo.de», «ArchDaily», «BLDGBLOG» und selbstverständlich als Luzerner durch den «Architektur-Blog» auf zentralplus. Gelegentlich schaue ich auch bei «Dezeen» rein, so wie auch bei «Selekkt» – Marktplatz für junges deutsches Produktedesign.

Ein Blog-Magazin sollte einen einprägsamen Namen haben…

«A Daily Dose of Architecture» ist ein Architekturblog-Magazin der ersten Stunde. John Hill betreibt sein Blog seit 2004, am Anfang noch als Student. Das Blog hat eine grosse Leserschaft mit Schwerpunkt New York. Zusätzlich schaut Hill auch immer wieder über den Tellerand hinaus und berichtet über Projekte, die nicht am Nabel der Welt realisiert werden. Tipp: Vor einer Reise in den Big Apple die aktuellen Posts von Hill checken.

Die drei Architektur-Webseiten von Eric Sturm stehen für drei verschiedene Schwerpunkte:
«architekturvideo.de» deckt den Bereich Architektur & Film ab. Alles was auf dem Netz relevant zum Thema Architektur & Film ist, steht auf dieser Seite sauber sortiert zum Schauen bereit. «architekturmeldungen.de» bietete eine Übersicht von Architektur-Webseiten im deutschsprachigen Raum. «Internet für Architekten» ist ein Online-Magazin zum Thema Büro-Marketing im Netz. Sturm, wohnhaft in Berlin, ist ein Urgestein in der Architektur-Blogger Gemeinschaft. Er publiziert seit 2003 regelmässig auf seinen drei Web-Kanälen.

Die Webseite «ArchDaily» berichtet seit 2008 über alles, was architektonisch auf dieser Welt von Relevanz ist. Nach eigenen Angaben – the world’s most visited architecture website. Von Zahlen wie 500’000 Besucher und 160 Millionen Seitenklicks pro Monat können die analogen Magazine nur träumen … «ArchDaily» stellt anhand von Fotos, Texten, Plänen und auch Interviews Projekte vor, berichtet über Events und arbeitet zudem mit der Pritzker Architecture Prize- Organisation zusammen. Es ist auch möglich, im webeigenen Store T-Shirts zu kaufen. Aus einem Hobby der beiden Gründer David Assael and David Basulto aus Chile, würde in kurzer Zeit einer der wichtigsten Web-Seiten im Bereich Architektur. «ArchDaily» ist eine Marke in der Architekturszene.

«BLDGBLOG» steht für Building Blog. Der in Brooklyn wohnhafte Geoff Manaugh betreibt sein Text- und Bilder-Blog seit 2004. Manaugh beschäftigt sich als Futurist mit der Zukunft. Als ehemaliger Herausgeber von Dewll, Gizmodo und Mitwirkender bei Wird UK ist er eine ausgewiesene Persönlichkeit im Bereich Design & Technologie. «BLDGBLOG» steht für Themen wie: «Architectural Conjecture, Urban Speculation und Landscape Futures». Manaugh bespricht alle diese Bereiche aus einem nicht ganz alltäglichen Blickwinkel. Jeder Post ein Trip! Neben dem Bloggen schreibt der Futurist auch Bücher: Bekannt ist das Buch «The BLDGBLOG Book» aus dem Jahr 2009, welches aus Aufsätzen und Bildstrecken aus seinem hervorragend gemachten Blog besteht. «A Burglar’s Guide to the City» ist sein neustes Werk es ist seit April 2016 erhältlich.

Auf «zentralplus», dem Online-News-Portal der Innerschweiz, gibt es den «Architektur-Blog». «Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Es dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.» Gerold Kunz, Vater des Blogs, und Tanja Rösner-Meisser, sind die beiden Schreiberlinge. Kunz ist selbständiger Architekt ETH aus Ebikon, Kantonaler Denkmalpfleger von Nidwalden und Herausgeber der Architektuzeitschrift «Karton» und als Architekt BSA in der Architekturszene bestens vernetzt. Rösner-Meisser ist Architektin FH und arbeitet bei Aardeplan Architekten in Baar. Sie ist im Vorstand des Zuger Heimatschutzes. Das Blog hat sich in den letzen Jahren positiv entwickelt, speziell was die Bildqualität der Projekte betrifft. Die beiden sind gute Beobachter. Es ist ein kleiner Luxus, ein Blog dieser Art in der Zentralschweiz zu haben! Was dem Blog noch fehlt ist ein passender Name.

Die Online-Magazine sind für mich wichtige Informations- und Inspirationsquellen, und das eigentlich wichtigste: (fast) immer erreichbar. Ich persönlich möchte auf diese Art von Information und Inspiration nicht mehr verzichten …

Tipps: